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Serie / Zyklus: Mark Brandis, Band 9 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Eine neue Ära der Menschheit soll anbrechen: Mit der künstlichen Intelligenz Salomon 76 soll eine unbestechliche Instanz der Rechtsprechung geschaffen werden. Die KI soll ermitteln und über Straftaten richten. Vorbei sollen die Zeiten sein, in denen Personen sich mit Schmiergeldern ein milderes Urteil erkauften oder aufgrund ihrer hohen Stellung in der Gesellschaft einer Strafe entgehen konnten. Auch Mark Brandis glaubt an dieses neue System und ignoriert die zunächst geäußerten Bedenken seines Freundes Grischa Romen. Dann jedoch gerät Mark Brandis selbst in das Visier von Salomon 76 und die Zeit, etwas zu unternehmen, wird knapp, denn die KI ist längst außer Kontrolle geraten.
HAL 9000 aus dem Klassiker lässt grüßen: Auch hier gerät eine künstliche Intelligenz außer Kontrolle und schwingt sich zum Herren über den Menschen auf. Heute ist so ein Thema selbstverständlich absolut indiskutabel, aber in den technikbesessenen 60er und 70er Jahren waren das Visionen, mit denen sich die Menschen durchaus beschäftigten: Welche Lebensbereiche kann die moderne Technik entlasten? Muss der Mensch am Ende gar nichts mehr machen und kann seine Schöpfungen beobachten, wie sie für Ihn alles erledigen? Autor Nikolai von Michalewsky greift für seinen 9. Mark-Brandis-Roman dieses Thema auf und erzählt eine durchaus gelungene Dystopie. Wieder einmal bewies er, wie vielfältig er als Schriftsteller war, und schrieb einen tiefsinnigen Roman, der sich von anderen Romanen der Reihe stark unterscheidet. Vielleicht zeichnet dies auch die Reihe aus: Der Autor verfiel keinem gängigen Serienmuster, sondern erzählte vielfältige Geschichten aus einer Welt, die 100 Jahre in der Zukunft liegt (oder besser lag - die Bücher sind inzwischen mehr als 30 Jahre alt). Gewohnt routiniert erzählt der Autor Nikolai von Michalewsky eine durchaus kritische Geschichte, die der Mark-Brandis-Reihe mehr Vielfalt verleiht.
7 von 10 Punkten.