Titel: Mara und der Feuerbringer Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Mara könnte sich nichts Langweiligeres vorstellen, als mit ihrer Mutter deren esoterischen Neigungen nachzugehen. Während diese mit einen Kreis von Gleichgesinnten Bäume ansingt, geschieht etwas Seltsames: Ein Zweig spricht zu ihr und offenbart, dass die jugendliche Mara eine Art altgermanische Seherin ist, Spákona genannt, und dass die ganze Welt in Gefahr ist. Das Mädchen tut dies zunächst als einen der Tagträume ab, die sie seit Längerem quälen, doch dann stellt sie fest, dass sie die Realität verändern kann, und eine Vision offenbart ihr germanische Mythen, die einen verhängnisvollen Bezug zur heutigen Zeit haben. Mara ist verwirrt und versucht im Internet mehr herauszufinden, doch schon bald stellt sie fest, dass so ihre Fragen nicht beantwortet werden. Ein älterer Professor, dessen Forschungsgebiet Germanische Mythen sind, erweist sich als große Hilfe und am Ende sogar noch als Begleiter auf einem ungewissen Weg, den Mara gehen muss.
Tommy Krappweis legte einen erstaunlichen Debütroman vor, der sich erfrischend von den üblichen Publikationen im Jugendbuchsektor abgrenzt. Mara ist eine sehr interessante Figur und Heranwachsenden dürfte es bestens gelingen, sich mit der Heldin zu identifizieren, denn der Autor lässt sie sehr stark über ihr Leben und die Situation in der Schule reflektieren. Noch viel wichtiger aber ist, dass es Tommy Krappweis gelingt, die Spannung nicht nur aus lebensbedrohenden Situationen zu entwickeln, sondern auch aus ganz alltäglichen Situationen: Wird die Mutter herausfinden, dass Mara mit einem Zweig spricht? Wie mag das Treffen mit dem Hochschulprofessor laufen? Wie mag die nächste Konfrontation mit der ungeliebten Klassenkameradin ausgehen? Dies sind fast nebensächliche Fragen, doch der Autor macht sie für Mara essentiell, und so werden sie auch für den Leser wichtig.
Doch das Buch bietet mehr. Tommy Krappweis ist durchaus kein Unbekannter - konnte er doch den Grimme-Preis für seine Co-Arbeit an der Kultfigur „Bernd, das Brot“ erringen. Der Produzent und Drehbuchschreiber wagte sich nun auf ein völlig neues Terrain, doch verleugnete er sein bisheriges Schaffenswerk nicht, und so sind die vielen Reflektionen Maras von viel Ironie geprägt, die das Buch für erwachsene Leser durchaus unterhaltsam gestalten. In dieser Hinsicht erinnert der Roman an die Tiffany-Wee-Romane von Terry Pratchett. All dies und das Einbeziehen germanischer Sagen und Legenden machen den Roman zu einem sehr kurzweiligen Lesevergnügen für Groß und Klein. Ganz ohne Zweifel ist dem Autor ein recht beeindruckendes Roman-Debüt gelungen und man kann sich auf die Folgeromane freuen, denn Mara und der Feuerbringer ist der Auftakt zu einer Trilogie, die vielleicht das Zeug hat, zu einem Klassiker deutscher Jugendliteratur zu werden.
9 von 10 Punkten.
Tommy Krappweis im Interview mit Rupert Schwarz