Serie: Malfuria-Trilogie Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Catalina Soleados Mutter verschwand früh aus dem Leben des Mädchens. Wohin ihre Mutter gegangen ist, weiß Catalina nicht, aber da ihr Vater auf See den Tod fand, lebt sie nun fast wie eine Waise im Hause eines Kartenmachers in Barcelona, der singenden Stadt. Doch nachdem die fliegende Gallone in den Hafen der Stadt eingelaufen istund nun seltsame Gestalten mit Harlekinsmasken in der Stadt etwas suchen, verändert sich Catalinas Leben. Der Kartenmacher, der für sie wie ein Vater war, eröffnet dem Kind, dass ihre Mutter eine Hexe war und dass auch sie die Fähigkeit ihrer Mutter habe: Sie kann Karten zeichnen und die Realität verändern, doch je größer die Magie ist, die verwendet wurde, umso höher wird der Preis. Bevor sie aber mehr darüber erfahren kann, dringen die Harlekin-Männer in der Haus ein. Catalina wird klar, dass sie es ist, die gesucht wird. Nur knapp gelingt ihr die Flucht - zusammen mit Jordi MarÃ, dem Sohn des Leutturmwärters. Der Junge hatte beschlossen, von zu Hause fortzulaufen, da er die Prügel seines alkoholbenebelten Vaters nicht länger ertragen konnte. Gemeinsam wollen nun beide aus der Stadt fliehen, doch das Netz der fliegenden Gallone ist weit gespannt und nur mit Mühe können sie sich den Harlekin-Häschern entziehen - nur um zu erkennen, dass Catalinas seltsamer Feind noch ganz andere Möglichkeiten hat.
Die Geschichte liest sich nun nicht sehr innovativ. Tatsächlich ist das Plot um ein Kind, das eine geheimnisvolle Vergangenheit hat und von unbekannten Gegnern gejagt wird, eines der beliebtesten Klischees der Fantasy. Doch es kommt nicht nur auf die Geschichte selbst an, sondern auch darauf, wie sie erzählt wird, und hier punktet Autor Christoph Marzi voll. Er reichert die Geschichte mit viel Atmosphäre an, beschreibt die alternative Stadt Barcelona mit vielen interessanten Details und trumpft zum Ende hin mit einigen sehr spannenden und tragischen Wendungen auf, die den Leser das Buch erst nach der letzten Seite weglegen lassen, weil die Spannung eine Unterbrechung verhindert.
Erst zum Ende hin kommt heraus, dass das Barcelona aus dem Buch nicht eine Stadt aus unserer Vergangenheit ist, sondern eine Parallelwelt, die sich von unserer durch das Fehlen von Technik, aber auch durch die Existenz von Magie unterscheidet. Und noch etwas sei erwähnt: Das Buch ist definitiv kein Kinderbuch. Der Leser sollte zumindest ein Teenager sein, denn besonders zum Ende hin beschreibt der Autor in einer melancholischen, traurigen Weise die tragische Vergangenheit von Catalinas Mutter und der Ausblick auf die Geschichte, die in den folgenden beiden Bänden folgt, ist vielschichtig und tragfähig. So besteht große Hoffnung, dass das Plot der Fortsetzung sich weit von den ausgetretenen Pfaden der Fantasy entfernen und sehr solide Fantasy-Unterhaltung bieten wird.
Malfuria ist also ein Jugendbuch, das besser und besser wird, je mehr es dem Autoren gelingt, sich von den überstrapazierten Fantasy-Klischees zu lösen und seine Fähigkeiten einzusetzen, gefühlvoll und eindringlich eine Geschichte zu erzählen, die unter die Haut geht. Schade nur, dass es ein halbes Buch gebraucht hat, bis Christoph Marzi dies gelang, denn ansonsten wäre das Buch ein Volltreffer geworden.
7 von 10 Punkten
Malfuria - die Rezension von Erik Schreiber