Titel: Magna Mater Eine Rezension von Martin Wagner |
Utopien und Dystopien sind seit vielen Jahrzehnten aus den Bücher- und DVD-Regalen nicht mehr wegzudenken. Dabei überwiegen jedoch die Dystopien, weil sich unsere Welt, zumindest nach vielen Experten und auch vielen Autoren, immer mehr einer solchen Dystopie annähert und die aktuelle Situation einfach viele Ideen bietet. Gerade der letzte Grund führt dazu, dass aktuelle Dystopien, immer mehr den aktuellen Stand der Gesellschaft als Basis ihrer dystopischen Welten nehmen und sie dadurch für den Leser absolut nachvollziehbar werden.
Der Autor E.W. Heine hat mit Magna Mater, erschienen im C. Bertelsmann Verlag, eine Mischung aus Utopie und Dystopie geschaffen, die nicht nur aktuelle Ereignisse mit einbezieht, sondern auch Ereignisse, die schon viele tausend Jahre zurückliegen verbindet.
Seine Welt, in der der Frieden über allem steht und die Vernunft regiert, sind Krieg, Religionen und die Liebe als Ursachen für Unfrieden und Unvernunft erkannt und deshalb ausgemerzt worden. Beherrscht wird diese Welt von einem Orden, dem die Magna Mater, die große Mutter, vorsteht. Bis auf die Ordensmitglieder, werden die Menschen durch modernste Technik bis zu ihrem 40. Lebensjahr auf dem Stand von 12-jährigen belassen und anschließend aussortiert. Während dieser Zeit leben die Menschen friedlich und gehen ihren zugewiesenen Arbeiten nach. Soviel zum utopischen Teil, denn so schlecht klingt das bisher ja nicht.
Das Buch beschreibt aber nicht nur die Welt, sondern erzählt vor allen Dingen die Geschichte einer Ordensfrau. Von ihrem Aufwachsen, über ihre Aufnahme in den Orden bis zu ihren Erlebnisse, die schließlich zur Aufdeckung der große Lüge führt, berichtet das Buch. Die Ordensfrauen sind, wie bereits erwähnt, die einzigen Frauen, die normal altern und eines natürlich Todes sterben. Dafür sind sie aber auch die einzigen die das Wissen der alten Zeit bewahren und so ein wiederaufkommen der drei größten Schwächen der Menschen verhindern. Unsere Ordensfrau, ist dabei nicht unbedingt eine Ordensfrau, die sich an Regeln hält. Neugier und Liebe sind ihr nicht fremd und als sie dann noch schwanger wird, beginnt die Welt, und nicht nur ihre eigene, aus den Fugen zu geraten und alles verändert sich und bleibt doch am unverändert, denn manche Geheimnisse müssen Geheim bleiben, will man den Frieden weiter wahren.
E.W. Heine kann schreiben, dass steht zweifelsfrei fest und das beweist er in Magna Mater auch wieder. Nicht alle Stellen sind gleich spannend und nicht alle Stellen erzeugen ein Bild im Kopf, dennoch entsteht vor dem geistigen Auge beim Lesen eine interessante Welt. Bis auf die Ordensfrau sind die Protagonisten und Antagonisten flach und zeigen kaum eine Entwicklung, was etwas enttäuschend ist, aber auf den 250 Seiten vielleicht auch zu viel verlangt ist. Besonders hervorzuheben ist Heines recht deutliche Kritik an Religionen, an Kriegen und an der Umweltverschmutzung zu Beginn des Buches, die sich zwar im Verlauf des Buches relativieren aber doch immer noch nachwirken. Hier sind insbesondere die Religionen zu nennen, die im ganzen Buch nicht nur als eine der Ursachen des menschlichen Verderbens sondern auch als völlig unvernünftig und vor allen Dingen unnötig für alle Menschen dargestellt werden, was viele Theologen sicher so nicht hätten stehen lassen, wenn sie zu Recherchen vorher herangezogen worden wären. Alles in allem ist das Buch eher eine Kritik an der aktuellen Gesellschaft und den Religionen, als eine Utopie beziehungsweise Dystopie, auch wenn genug Elemente der Genre auftauchen und man vielleicht genau diese Kritik als ein Element nennen muss.
Fazit:
Der dystopische Roman Magna Mater von E.W. Heine wirft einen kritischen Blick auf Religionen, Kriege und die Liebe und relativiert dann im Verlauf des Romans einige dieser Kritikpunkte. Leider ist die Geschichte nicht durchgehend spannend und der eine runde Charakter des Buches genügt nicht, um das Buch zu einem Leseerlebnis der besonderen Art zu machen.