Reihe: Pendragon (Originalromane 1 + 2) Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Händler des Todes
Bobby Pendragon ist wohl der Vorzeigeschüler schlechthin. Auf seiner Highschool in Stony Brook, Connecticut, nahe New York gilt der vierzehnjährige Junge, als ein guter und beliebter Schüler, ein erfolgreicher Basketballer und als Schwarm der Mädchen. Selbst die begehrteste Schülerin, die ebenso beliebte Courtney, scheint für ihn Feuer und Flamme zu sein. Die Welt könnte so schön sein. Bis
bis sein Onkel Press auftaucht. Der Onkel erzählt ihm etwas ganz Neues, das seine bisherige Weltanschauung gewaltig ins Schwanken bringt. Er erzählt Bobby vom Universum Halla. Halla ist das wirkliche Universum, in dem viele Welten bestehen, sich räumlich oder zeitlich nähern und gleichzeitig existieren. Sein Onkel weiß das so genau, weil er ein Weltreisender ist. Einer von vielen. Weltreisende wie Onkel Press sind dafür da, ein Gleichgewicht der Welten aufrechtzuerhalten und den negativen Einfluss von Saint Dane zurückzudrängen. Bobbys Onkel ist der Meinung, dass gerade Saint Dante seine Finger im Spiel hat, als es um die Welt Denduron geht. Wird eine Welt in den Untergang getrieben, wie es scheinbar bei Denduron der Fall ist, ist das Gleichgewicht von Halla gestört und kann alle anderen Welten mit in den Untergang reißen. Onkel Press ist jedoch der Meinung, dass der Streit von außen gesteuert und weiter geschürt wird. Hier kommt der eingangs erwähnte Saint Dane ins Spiel. Denn der düstere Gegenspieler der Weltreisenden hat sich das erklärte Ziel gesetzt, die Halla zu zerstören.
Bobby ist von dem neuen Weltbild mehr als verwirrt. Dennoch zögert er, seinem Onkel zu folgen. Die beiden begeben sich in eine verlassene U-Bahn-Station in der New Yorker Bronx. Verfolgt von wolfsähnlichen Geschöpfen, wird sein Lieblingsonkel von fremden Rittern gefangen genommen. Bobby wird dabei Zeuge einer wilden Verfolgungsjagd, in der sein Onkel als Gefangener zum Opfer wird. Erst jetzt ist Bobby bereit, seiner Berufung zu folgen. Er gelangt durch ein Flume, eine Art Wurmloch, Sternentor oder Weltentor, in eine ihm fremde Welt. das mittelalterliche Denduron. Auf der Welt leben die beiden Völker der Milago und der Bedoowan. Die Bedoowan sind das beherrschende Volk des Planeten. Unter ihrer Knute leben die Milago. Der Druck der Bedoowan und ihre Forderungen gegenüber dem untergebenen Volk werden immer stärker. Die unterdrückten Milago gruppieren sich im Untergrund langsam zusammen und planen einen Aufstand. Die Vorherrschaft der Bedoowan soll gebrochen und das ganze Volk vernichtet werden. Ein Bürgerkrieg mit folgendem Völkermord steht bevor, wenn Onkel Press und einige andere Weltreisende nicht ausgleichend eingreifen können. Der Untergang Dendurons steht bevor.
In einem Dorf der als Minenarbeiter von den Rittern ausgebeuteten Milago trifft Bobby weitere Reisende, die ein ähnliches Schicksal erlitten. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach Bobbys Onkel und jenen geheimnisvollen Rittern, die ihn entführten.
Die verlorene Stadt Faar
Kaum konnten Bobby Pendragon und sein Onkel Press den Konflikt in Denduron zu einem positiven Ende bringen, geht es auch schon turbulent weiter. Bobbys Aufgabe als Weltreisender ist noch nicht beendet. Im stillgeleten U-Bahnhof führt ihn ein Flume nach Cloral. Cloral ist eine ganz besondere Welt, denn sie besitzt kein Land. Auf das Schlimmste gefasst, treffen Press und Bobby in Cloral ein, doch wider Erwarten scheint in der Wasserwelt alles in Ordnung zu sein. In dieser ungewöhnlichen Welt spielt sich das Leben im, unter und auf dem Wasser ab. Es bestehen Inseln, die groß genug sind, um Großstädten und gigantischen Plantagen Platz zu bieten. Auf den ersten Blick sieht alles friedlich aus. Die beiden Weltenreisenden Bobby und sein Onkel Press finden nichts Ungewöhnliches heraus. Keine Konflikte, keine Bedrohung, und doch muss es etwas geben. Während sie darüber nachdenken, ob Saint Dane noch hier ist oder schon weiterreiste, genießen sie ein paar angenehme Tage. Viel zu schnell sind sie vorbei.
Bereits während seines Aufenthalts auf Denduron schrieb Bobby seinen Freunden Mark und Courtney. Inzwischen warten seine Freunde sehnsüchtig auf weitere Journale. Die Polizei versucht derweil das rätselhafte Verschwinden von Bobby Pendragon und seiner Familie aufzuklären. Wie sollen die beiden Freunde es nur schaffen, die Berichte von Bobby geheim zu halten. Sie versprachen Bobby, niemandem von seinen geheimnisvollen Erlebnissen zu erzählen, erst recht nicht, wo er sich aufhält. Aber, ehrlich gesagt, ihnen würde niemand glauben. Zu phantastisch sind die aufgeschriebenen Abenteuer. Einer von Bobbys ehemaligen Mitschülern kommt hinter das Geheimnis und erpresst Mark. Jetzt hat nicht nur Bobby ein Problem.
Dem Territorium droht eine Hungerkatastrophe. Auf rätselhafte Weise wurden die Ernten von Cloral vergiftet und sehr viele Bewohner der schwimmenden Inseln starben an den Folgen. Ohne ausreichend Nahrung steht der Welt eine Hungersnot bevor und die einzige Rettung stellen die Bewohner der Stadt Faar dar. Die Stadt verschwand jedoch vor langer Zeit im Meer. Leidglich die Bewohner der sagenumwobenen Stadt stellen die letzte Rettung dar. Sie sollen in der Lage sein, ein Gegenmittel herzustellen. Eine Art Bürgerkrieg um die Nahrung scheint unausweichlich. Scheinbar steckt Saint Dane unentdeckt im Hintergrund und zieht heimlich seine Fäden.
Die Geschichte, die uns D. J. MacHale erzählt, liegt hier als Neuauflage vor. Der Band Pendragon beinhaltet Der Händler des Todes und Die verlorene Stadt Faar. Nach meinen Informationen ist es die zweite Neuauflage der Erzählungen und sie sind immer wieder lesenswert. Beeindruckend ist auch, dass die Jugendlichen immer wieder nach den Abenteuern von Bobby Pendragon verlangen. D. J. MacHale geht mit einem atemberaubenden Tempo an die Erzählung, die nur in den Rückblenden zu Bobbys Freunden unterbrochen wird.
Ein Ausblick in die heile Welt von Bobby Pendragon ist nicht andauernd, kaum lernt man sie kennen, schon ist sie wieder weg. Plötzlich ist Bobby ein Auserwählter, ein Weltreisender. Das ist ein schwieriges Leben, weil nicht ohne Gefahr. Trotzdem bleibt er in sympathischer Junge, mit seinen Schwächen und Stärken. D. J. MacHale überzeugt durch seinen erstklassigen Aufbau des neuen Universums Halla und die dazugehörigen Beschreibungen. Überzeugend vermittelt er dem Leser eine Darstellung der Welt Denduron, erweitert sie mit bildhaften Beschreibungen der Welt Cloral. Ein Roman, der Fantasyfreunden jeden Alters Spaß machen wird.
Der jugendliche Erzählstil passt, trifft den Zahn der Zeit und die Lesegewohnheiten der Jugendlichen. MacHale ist aber auch ein toller Erzähler, seine Geschichten sind sehr phantasievoll gestaltet. Sie bieten viel Spannung, um die Leser von der ersten bis zur letzten Seite bei der Stange zu halten. Da es in Amerika insgesamt zehn Bände gibt, wäre es tatsächlich schön, wenn nun fünf Doppelbände erschienen und die Serie zu einem glänzenden Abschluss brächten.
Weil D. J. MacHale ein Mann ist, der als Drehbuchautor für Fernsehserien schreibt, besitzt er ein Gespür dafür, was die Leser von einem phantastischen Plot erwarten. Eigentlich kommt die Handlung schematisch und altbekannt daher, wirkt manchmal etwas klischeehaft, und der Kampf der wenigen Guten gegen die Bösen ist nicht eben schöpferisch. Aber MacHale bietet die Idee an, seinen Helden ständig auf einen anderen Planeten zu versetzen und dort seine Abenteuer erleben zu lassen. Jeder Leser ist in der Lage, sich in den unterschiedlichsten Gestalten wiederzufinden. Unwillkürlich wird man von den fesselnden Geschehnissen in ihren Bann gezogen. Empfehlenswert für alle Altersgruppen.