Land: USA, 1995 Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter |
Mit Nostalgie ist das so eine Sache - rückblickend wird selbst der größte Mist zum Kultobjekt erklärt. Eines der besten Beispiele im filmischen Bereich bietet dieser Film, der auf der 60er Fernsehserie Kursivan lost in space basiert. Dabei wurde eine Familie mit dem sinnigen Namen Robinson in den Weiten des unbekannten Weltalls von einem dümmlichen Abenteuer zum nächsten gehetzt.
Da Ende der 90er Jahre in Hollywood anscheinend sämtliche innovative Filmstoffe aufgebraucht waren, besann man sich des Wundermittels Remake. Wie sonst wäre man wohl auf die bescheuerte Idee gekommen, eine miese Fernsehserie auf die Leinwand zu transferieren?
Der Plot ist rasch erzählt: In naher Zukunft sind fast alle natürlichen Ressourcen der Erde aufgebraucht, die Menschheit steht vor dem totalen Kollaps. Zum Glück böte der Planet Alpha Prime erdenähnliche Lebensbedingungen. Die Familie Robinson soll nun an Bord des Raumschiffes Jupiter 2 dorthin reisen und ein Hypergate errichten, vermittels dessen die Menschheit ohne Zeitverlust die gewaltige Entfernung zu diesem Planeten überwinden kann.
Doch es gibt Feinde dieses Projektes, Rebellen, die den Planeten für sich einfordern und einen Saboteuer, Zachary Smith, an Bord einschleusen. Diesem gelingt es, die Jupiter 2 vom Kurs abzubringen und somit die Mission fast zum Scheitern zu verurteilen. Auf dem Weg zurück nach Hause kämpfen die Robinsons gegen Spinnenähnliche Aliens, Zeitreisen, Killerroboter mit menschlichen Gefühlen und vor allem gegen jegliche menschliche Logik an.
Um ehrlich zu sein, ich erwähne diesen Film nur der Vollständigkeit halber. Als Filmfan fühle ich mich von solchen Machwerken verarscht - die ersten Minuten bescheren eine zwar technisch sauber inszenierte, jedoch völlig idiotische Weltraumschlacht à la Star Wars . Mit unglaublicher Dreistigkeit wird danach bei den großartigen Sets von Blade Runner geklaut, und zwar 1:1.
Technisch ist der Film nicht übel, sieht man von einer ekelhaft süßlichen Alien-Kreatur ab, deren CGI-Ursprung in jeder Einstellung deutlich sichtbar ist.
Dass die Logik den weiten Weg von der Erde ins Weltall nicht schafft, ist wenig verwunderlich. Um so mehr kann man sich hingegen darüber wundern, warum sich Gary Oldman und William Hurt für so einen Schwachsinn hergeben. Hatten die Gagen eine stärkere Anziehungskraft als ein implodierter Stern? Vermutlich.
Was mir zudem noch sauer aufstieß war der Versuch, die "Atmosphäre" der Fernsehserie in die 90er einzubringen. Tatsächlich sehen die Roboter im Film fast exakt gleich aus, wie jene dämlichen Blechkameraden, die man in den naiven SF-Machwerken der 50er und 60er Serie vorgesetzt bekam.
Noch bizarrer erscheint mir die geschlechtsspezifische Rollenverteilung, die mühelos einem verlogenen Filmchen der Nachkriegszeit entsprungen sein könnte: Die Frauen sind im Grunde zu gar nix nütze und lediglich Dekoration. Sicher, eine Frau Doktor ist auch an Bord, aber diese verfällt natürlich prompt dem machohaften Soldaten, wie es sich für eine Frau gehört. Wahrscheinlich hat sie danach den Beruf an den Nagel gehängt und ist jetzt Hausfrau.
Töchterchen hat gar keine Funktion, außer unlustige Sprüche zu klopfen, pubertär dem strammen Soldaten nachzuschwärmen und einen Alien putzig zu finden.
Hingegen ist ihr Bruder natürlich ein missverstandenes Technikgenie, dessen Fähigkeiten selbst MacGyver zum Verzweifeln brächte.
Was genau Mrs. Robinson an Bord macht, wird erst gar nicht erklärt. Wahrscheinlich bringt sie den Müll raus und räumt auf, was auch erklären würde, warum das Raumschiff anfangs fast völlig zerstört wird, am Schluss hingegen wie neu da steht.
Wenigstens war dem Film kein sonderlicher Erfolg beschieden, was eine Fortsetzung nicht nötig macht.