Serie/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Stan Ternasky braust mit einem alten Pontiac Fahrzeug eine Landstraße entlang. Die Landschaft könnte eine x-beliebige sein, wenn da nicht der Umstand wäre, dass sie sich alle 180 Kilometer wiederholt. Außerdem, und dies ist nun wirklich ungewöhnlich, führt die Straße immer leicht bergab, sodass Stans Wagen immer in Fahrt kommt und das ist gut so, denn das Fahrzeug hat keinen Antrieb. So durchquert Stan Ödnis um Ödnis nur um alle 180 km auf eine Siedlung zu treffen, die immer der letzten ähnelt und die immer mit Klonen der selben Menschen - ihn selbst eingeschlossen - bevölkert sind. Und unter all den Klonen sucht er den Menschen, der kein Klon, sondern seine Frau ist. Der Roman beginnt wir der ultimative Roadmovie. Ein Mann, ein Auto, eine Straße und eine Mission. Aus dem Radio schallt Radio Gamma und der Sprecher, Lord Gamma, hat Stan höchstpersönlich auf eine Mission geschickt, von deren wirklichen Ziel Stan nichts weiß.
Der Roman ist auf drei Erzählebenen angelegt. Die um Stan Ternasky und seinem Wagen nimmt jedoch den Großteil des Buches ein und trägt den Kapiteltitel Alphard (aus dem arabischen al-fard der Alleinstehende). In der zweiten Ebenen steht ebenfalls Stan Ternasky im Mittelpunkt, doch er oder sein Klon befindet sich in einem Großraum Flugzeug und versucht hinter das Mysterium der verschwundenen Mannschaft zu kommen. Dieser Teil wird mit Naos (aus dem altgriechischen Wort für ich wohne bzw. Schiff) betitelt. Die letzte Handlungsebene mit Titel Isadom beschäftigt sich nun mit Stans Frau Prill, die sich des Rätsels Lösung auf eine ganz andere Weise nähert.
Der Roman stellt den Leser vor ein großes Mysterium und der Protagonist reist durch eine scheinbar grenzenlose Welt mit einer Mission, die er nicht versteht. Autor Michael Marrak verfasste einen Roman ganz in der Tradition von Philip José Farmer Roman Flusswelt der Zeit. Zum anderen erinnert das Thema dieser Missionen in die einzelnen Siedlungen ein wenig an den Comic Trügerische Welten aus der Reihe Valerian & Veronique, in dem Klone eines Agenten immer wieder Bruchstücke erschaffener Teilwelten der menschlichen Geschichte infiltriert um den Aufenthaltsort des Schöpfers zu ergründen.
Nun, Michael Marraks Roman, mit dem er seinerzeit den Durchbruch schaffte muss den Vergleich mit den beiden genannten Werken nicht scheuen. Lord Gamma ist ein faszinierender Roman, der für den Leser einige interessante Wendungen bereithält und mit einem überraschenden Ende einen Höhepunkt findet, der den Leser durchaus zufrieden stellt. Der Stil des Autors ist gut und der Roman liest sich recht flüssig. Es zeugt von Weitblick, die Szenen von Stan und seinem Pontiac nicht unnötig auszubreiten, sondern den Roman von Beginn an immer neuen Zielen zustreben zu lassen. Langweile kommt so nicht auf, sondern dem Leser wird eine unglaubliche Reise durch Welten präsentiert, die weder Protagonist noch der Leser selbst zunächst verstehen. Michael Marraks Erstlingswerk wurde mit dem Kurd Lasswitz Preis als auch dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Zurecht, wie ich anfügen möchte, denn der Roman, mit dem dem Autor der Durchbruch gelang ist auch bislang sein bester.
8 von 10 Punkten.
Lord Gamma - Rezensionsübersicht