Serie / Zyklus: Liaden Zyklus Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Er Thom yos'Galan ist ein mächtiger Handelsfürst der Liaden, einem Volk, das durch Handel großen Wohlstand erlangte. Als er auf einer seinen Handelsrouten einen Universitätsplaneten der Terraner ansteuert, sucht er dort seine ehemalige geliebte Anne Davis auf. Er stellt überrascht fest, dass seine Liebe zu ihr nach vier Jahren immer noch vorhanden ist. Dann zeigt sich, dass Anne einen Sohn hat, der aus ihrer Beziehung hervorging. Nun muss man wissen, dass das Volk der Liaden nur schwer Kinder bekommt und deswegen jeder Nachwuchs wertgeschätzt wird - selbst wenn das Kind aus einer Verbindung mit einer Terranerin hervorgegangen ist. Außerdem hat Anne nach terranischem Brauch dem Kind seinen Nachnamen gegeben, was große Auswirkungen auf Liadenrecht hat, denn damit ist Kind angehöriger der Korval Sippe, der Er Thom angehört. Er fordert Anne auf mit ihm zu seiner Heimatstadt Solcintra auf Liad zu kommen. Nur widerwillig stimmt Anne dem zu, wohl wissend, das sie damit wohl eine Gesellschaftskrise auslösen wird.
Das Buch ist ein Roman, der ein gutes Gefühl hinterlässt (was bei SF Roman nur selten der Fall ist) und durchaus versteht, den Leser zu fesseln. Dabei entwächst die Spannung nicht aus einem Krieg oder aus Gewalt, wie es bei einer Space Opera in der Regel der Fall ist, sondern aus der Konstellation, in der die Protagonisten zu einander stehen.
Einmal angefangen will man diese Beziehungsgeschichte nicht mehr weglegen. Dabei ist dies keine richtige Romance Geschichte, denn es geht sehr wohl um die komplizierten Ehr- und Familienverhältnisse auf Liad, die eine ähnliche Komplexität aufweisen wie C. J. Cherryhs Atevi Kultur. Den Autoren gelingt es sehr gut, ein Volk zu entwickeln, dass eine eigene, interessante Gesellschaftsstruktur hat. Das beginnt schon damit, dass es keine Regierung auf Liad gibt, sondern lediglich eine Ratsversammlung, die unregelmäßig einberufen wird und an der die Familienoberhäupter (Delm genannt) teilnehmen. Noch interessanter ist die Sprache der Liaden, die eine große Faszination ausübt: Je nach Stellung und Zweck einer Unterhaltung wird in einen entsprechenden Dialekt gesprochen. Der Roman stellt, obwohl er der 6. Roman in Erscheinungsweise ist, den Beginn der Liaden Zyklus dar.
Fazit: Ein sehr gelungener Roman, der leider auf Deutsch nicht erschienen ist, was bedauernswert ist. Auch im englischsprachigen Raum ist die Reihe eher unbekannt. Jedem, der schon mal erwogen hat, ein englisches Buch zu lesen, sei dieser Roman ans Herz gelegt. Freunde des Pern Zyklus von Anne McCaffrey oder Marions Zimmer Bradleys Darkover Zyklus werden mit dieser Reihe neues Lesefutter finden.
9 von 10 Punkten.
Eine Übersicht des gesamten Zyklus gibt es auf der Autorenseite.
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