Serie/Zyklus: Trilogie des Prophéties #1 [Trilogie der Prophezeiungen] Buchvorstellung von Ulrich Blode |
Das Evangelium der Schlange ist eine Geschichte aus der nahen Zukunft, fast schon ein Gegenwartsroman. Bereits heute finden sich exzessiver Liberalismus, ausufernde Medienpräsenz und -darstellung, verschiedenste Kommunikationsformen (Internet), Verbrechensorganisationen, klimatische Veränderungen, islamistische Netze etc.
Aus Amazonien taucht Vaï-Ka'i auf, ein neuer Messias, der die Erdverbundenheit der Menschen predigt, sich gegen den Materialismus und Kapitalismus wendet (erinnert ein wenig an die Hippies). Eine Figur, mit einer unglaublichen Präsenz und Überzeugtheit, die immer mehr Anhänger um sich schart, was dann schon wie eine Sekte wirkt.
Um diesen Christus von Aubrac gruppiert Bordage die vier Einzelschicksale, die sich kreuzen werden. Eine moderne Version des Neuen Testaments. Die vier Evangelisten sind Marc (Skandaljournalist), Luzia (Stripteasetänzerin im Internet), Mathias (Auftragskiller) und Yann (treuer Anhänger des Messias). Yann etwa organisiert die Messen und Begegnungen des neuen Heiligen, ist dafür ständig in seiner faszinierenden Nähe, während die Medien sich auf das neue Phänomen stürzen, keine Rücksicht nehmen und vielleicht sogar dabei alles kaputt machen. Denn nichts ist gefährlicher für die Herrschenden und für die Medien, als ein Mensch, der sich nicht in das System einfügt.
Pierre Bordage schildert in L’Evangile du Serpent mit scharfem Blick gesellschaftliche Miss- und Zustände. Gerade, dass er den Roman vor dem September 2001 geschrieben hat, zeigt seine gute Beobachtungsgabe, die nicht darauf angewiesen ist, dass etwas in der Öffentlichkeit in großem Maße diskutiert wird. Es ist ein Unterhaltungsroman, der die Gesellschaft kritisch unter die Lupe nimmt, was gar nicht mal so schlecht verwirklicht ist. Seine Protagonisten sind Existenzen, die ihr Glück suchen und dieses vielleicht nur in Teilen finden. Wie etwa bei Luzia, die finanziell aber nicht moralisch im Leben weiterkommt.
Bleibt festzuhalten, dass Bordage eine lesenswerte Geschichte vorlegt, die zu empfehlen ist. Für seinen Roman L’Evangile du Serpent erhielt Pierre Bordage den belgischen Literaturpreis Prix Bob Morane.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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