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Serie: Leon Traumgänger, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Leon ist ein vierzehnjähriger Junge, der in einer betreuten Wohngemeinschaft in Düsseldorf lebt. Seit er seine Eltern verloren hat, wird er dort von wechselnden Erziehern und Psychologen betreut. Dabei kommt er mit seinen Mitbewohnern nur teilweise gut aus, als da sind Christian, mit dem er das Zimmer teilt, und zwei etwas nervige Mädchen. Erst als die sechzehnjährige Lucy in die Wohnung einzieht, ändert sich sein Bezugspunkt. Die alleinerziehende Mutter des Mädchens liegt seit einem schweren Unfall im Koma. Als die beiden Jugendlichen sie gemeinsam besuchen, löst die Begegnung etwas in Leon aus.
Schon länger hat der Junge bemerkt, dass er anders ist als sonst Jungen in seinem Alter. Er hat Angst vor dem Dunkeln, spricht mit Christian über seine Sorgen - vor allem wenn dieser gar nicht da ist - und hat zudem jedes Jahr vor seinem Geburtstag einen äußerst seltsamen Traum, den er nicht deuten kann. Außerdem hat er die starke Vermutung, dass sein Schatten sich nicht so benimmt, wie sich ein Schatten benehmen sollte.
Die Kaskade des Buchtitels "Erwachen" wird vollends in Kraft gesetzt, als sich ein vermeintlicher Selbstmord als Mord erweist. Leon und Lucy machen sich auf die Suche nach dem Täter. Jedoch ist das Ziel, herauszufinden, wer für die Tat verantwortlich ist, nur eine Art roter Faden, der das Buch zusammenhält und für einige kurze Spannungsspitzen sorgt. Im Großteil werden die 512 Seiten dafür verwendet, dass Leon sich selber als anderes Wesen bewusst wird, und zweitens, dass der Junge, als sich Wirklichkeit und Traumwelten immer weiter vermengen, einer zweiten Welt gewahr wird. Diese Fantasyrealität wird im ersten Band nur rudimentär erwähnt, sie ist hier sozusagen erst am wachsen. Ebenso wie Leons Fähigkeiten, sich auch hier zurecht und seinen Platz zu finden.
Man merkt bei der Lektüre des Romanes recht bald, dass Jürgen Großmeyer im realen Leben Psychologie ist. Neben allerlei Insiderwissen über Abläufe und Begebenheiten beispielsweise in betreuten Wohngemeinschaften werden auch verschiedene psychologische Aspekte herausgearbeitet. Der Autor legt großen Wert nicht darauf, wie etwas passiert, sondern auf das Warum. Insofern muss man sich vielleicht durch die eine oder andere Seite quälen, wenn Großmeyers Berufung allzu sehr durchdringt. Ebenso scheint Basisesoterik zu seinem Hobby zu gehören, finden sich beispielsweise Tarotkarten oder die Mythologie verschiedener Länder, die kurzerhand in die Handlung mit eingebaut wird.
Mit einigen Abstrichen ein interessanter Roman, in dem man noch nicht sehr viel erfährt; das wird wohl den nächsten beiden Bänden der Trilogie vorbehalten sein. Trotzdem für Liebhaber der "Urban Fantasy", die zumal aus Düsseldorf kommen - es findet sich recht viel Lokalkolorit im Roman - ein passendes Buch.