Reihe: House of Night Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Lenobias Versprechen” ist nach “Dragons Schwur” der zweite Band der “House of Night Stories”. Es erzählt die Geschichte der späteren Pferdekundenlehrerin im House of Night in Tulsa (Oklahoma), Lenobia.
Das Cover des Buches zeigt das Gesicht einer Frau, über deren Stirn sich einige Zeichen winden – vermutlich Lenobia, in ihrer späteren Form als Vampyr. Das Cover ist ziemlich dunkel gehalten und zeigt neben dem Gesicht noch einen Halbmond und ein galoppierendes Pferd. – Ein Cover, das gut zu Lenobia und ihrer Geschichte passt.
Als illegitime Tochter eines Herzogs, die das Interesse eines hohen Geistlichen geweckt hat, droht Lenobia das Dasein als Mätresse oder Schlimmerem. Denn dem Bischof, der sie begehrt, sagt man nichts Gutes nach.
Damit Lenobia ihrem Schicksal entgehen kann, schickt ihre Mutter sie anstelle der kürzlich verstorbenen legitimen Tochter des Herzogs nach New Orleans. Als ihre Stiefschwester Cecile soll sie dort die bereits arrangierte Ehe eingehen.
Unglücklicherweise ist die Kirche auf die Untaten des Bischofs aufmerksam geworden und schickt diesen ins Exil – nach New Orleans.
P.C und Kristin Cast erzählen die Geschichte abwechselnd aus Lenobias Sicht und aus der des Bischofs. Und mit jeder Seite gewinnt man Lenobia lieber und wünscht den Bischof weiter fort. Schon der Beginn des Buches lässt einen Lenobia ans Herz wachsen, man leidet mit ihr, als ihre Mutter sie zu ihrer eigenen Sicherheit ans andere Ende der Welt schickt – und weiß, dass sich die beiden vermutlich nie wieder sehen werden. Auch das Entsetzen, dass sie verspürt, als sie an Bord des Schiffes, das sie nach New Orleans bringen soll, auf den Bischof trifft, ist für den Leser greifbar – und ihre Maßnahmen, wenn auch etwas drastisch, absolut nachvollziehbar.
Als sie Bord des Schiffes die Bekanntschaft mit zwei Pferden, einer spitzbübischen Katze und einen überaus sympathischen jungen Mann, Martin, macht, scheint sich alles zum Guten zu wenden – obwohl zwischen den beiden Lenobias Lüge um ihre Identität und die finsteren Mächte des Bischofs stehen. Mächte, die umso bedrohlicher werden, je mehr zwischen dem Bischof und seinen Gelüsten stehen. Ihnen entgegen stehen eine neu aufkeimende Liebe und sowohl der haitanische als auch der christliche Glaube, eine Kombination, die den Mächten des Bischofs mehr als ebenbürtig sein sollten. Der stete Aufprall der beiden Parteien aufeinander, mal im Streitgespräch, mal mit feurigem Einsatz, hält den Spannungspegel hoch und lässt den Leser bis zur letzten Seite auf ein Happy End für Lenobia und Martin hoffen.
Die Vampyre kommen im Buch erst gegen Ende ins Spiel und auch ihre Kultur wird nur marginal angerissen. Damit kann man auch ohne die “House of Night”-Reihe zu kennen “Lenobias Versprechen” genießen, aber wer Lenobia und die “House of Night”-Reihe schon kennt, wird das Buch sicherlich umso mehr genießen können – auch wenn man so schon vorneweg auf das Ende schließen kann. Die Gelegenheit, in Lenobias Vergangenheit einzutauchen und damit ihre jetzige Persönlichkeit noch besser zu verstehen, sollte man sich nicht entgehen lassen. Man wird sie nur umso lieber gewinnen.