Titel: Legenden aus der Zwischenwelt Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann (weitere Rezensionen von Sebastian Hallmann finden Sie auch auf seinem Blog www.review-corner.de) |
Inhaltszusammenfassung:
Sie mögen harten, bösen und intelligenten Horror? Dann herzlich willkommen in der Zwischenwelt!
Wenn Sie dieses Buch lesen, lassen Sie besser das Licht brennen. Sie können der Dunkelheit nicht trauen, glauben Sie mir…
Die 5 Storys
1. Animal Inside: Ben Leary entdeckt im Internet ein Wundermittel. Animal Inside verspricht, aus jeder Frau ein sexhungriges Biest zu machen. Ben greift zu, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Das Mittel hält, was es verspricht…
2. Stan: Stan zieht Frauen magisch an. Doch wehe der arglosen Frau, die mit ihm in seine Wohnung geht, denn der vermeintliche Sunnyboy ist ein Psychopath ersten Ranges.
3. Dreamdevil: Erschien bereits in einer Anthologie. Eine Lesermeinung dazu: “Und da kommt sie: Mein Highlight! Ich bin bekennender Stephen King Fan, weil ich seine Schreibe einfach einmalig finde. Hier ist dem lieben Herrn Junge etwas gelungen, wovon ich nicht gedacht hätte, dass das noch jemand so beherrscht. Junge treibt ein Katz und Maus Spiel mit dem Leser. Wirre Figuren treten auf den Plan. Der Schluss ist schocking a la ES. Genial.”
4. Unberührbar: Für Mitchell Dunn beginnt ein Alptraum, als er nach einer exzessiven Nacht an einem Busbahnhof in ein Massaker gerät. Ein verwirrter Mann tötet viele der anwesenden Menschen, indem er sie einfach nur berührt. Als Letzter ist Mitchell an der Reihe. Doch ihm kann die Berührung des Irren nichts anhaben. Dass sein Leben in diesem Moment trotzdem bereits ruiniert ist, ahnt er nicht.
5. Die Weltlosen: Norah Parcs führt ein kleines Antiquariat in einer heruntergekommen Gegend. Die Geschäfte laufen schlecht. Eines Tages legt der geheimnisvolle Mr. Keeper das Schicksal der Menschheit in ihre Hände und Norah muss erkennen, dass es dicht neben unserer Realität noch eine andere gibt – und die Wesen von dort sind abgrundtief böse und hungrig.
Kritik:
René Junge war schon einmal Gast auf meinem Blog. Seine (sehr kurze) Kurzgeschichtensammlung “Wasserdämonen” wusste schon zu gefallen und dementsprechend groß war natürlich die Spannung, als ich seine Anfrage für diese Rezension bekommen habe. So viel sei gesagt: ich bin nicht enttäuscht worden.
Wie schon in seinem zuletzt hier rezensierten Werk versteht der Autor es sehr gut, dem Leser knackige und spannende Stories vorzusetzen. Hierbei kommt ihm natürlich die Kürze der Geschichten zu gute, die es unnötig machen, diesen auch konstant weit oben zu halten. Auf der anderen Seite sagte jedoch erst vor Kurzem Graham Masterton, dass eine Kurzgeschichte viel mehr Perfektion erfordert, als ich ihn danach fragte, was er lieber schreiben würde. Ich muss Junge sehr zu Gute halten, dass mich “Legenden aus der Zwischenwelt” tatsächlich bei jeder der präsentierten Geschichten überzeugen konnte – und das ist nun etwas, worauf er sich wirklich etwas einbilden kann, denn gemeinhein finde ich in jeder Sammlung dieser Art zumindest eine Story, mit der ich so gar nichts anfangen kann. Hier ist das nicht so, jede der Geschichten hat ihre spezielle, ganz eigene Atmosphäre und der Autor verzichtet darauf, sich fortwährend selbst zu kopieren. Die Stories selbst sind sehr unterschiedlich gestaltet und doch haben sie alle etwas gemeinsam: sie wissen zu überzeugen. Spannend, nicht effektheischend sondern vielmehr intelligent geschriebener Horror-Thrill.
Natürlich darf man auf der charakterlichen Seite in einer Kurzgeschichte nicht mit übermäßig tiefschürfenden Figuren rechnen, aber auch hier muss man sagen, dass es dem Autoren gelungen ist, auf jeden Fall überzeugende Protagonisten zu schaffen. Besonders schön lässt sich das übrigens an den Geschichten Dreamdevil und Unberührbar verdeutlichen, die ihre Hauptfiguren in meinen Augen am überzeugendsten dargestellt haben. Sehr schön fand ich hierbei übrigens die Beschreibung von Mitchells Zerrissenheit in der vierten Story. “Legenden aus der Zwischenwelt” kann also auch hier auftrumpfen, bietet zwar keine Übercharaktere, die sich fest im Gedächtnis verankern werden, liegt jedoch auf einem durchaus guten Niveau.
Man kann zudem feststellen, dass René seinen Stil verfeinert hat. Er wirkt noch immer sehr frisch und peppig, bindet hier und da zudem auch einen ziemlich (im positiven Sinn) ätzenden Humor mit ein, der aber nicht in den Fokus gestellt wird. Die einzelnen Geschichten weisen zudem unterschiedliche Stilelemente auf, die man wohl in einem Roman nur schwerlich unter einen Hut hätte bringen können und zeigen somit, dass der Autor nicht nur auf eine Richtung festgelegt ist. Erfreulicherweise sind auch hier wieder einmal nur recht wenig auffällige Fehler zu Tage getreten, was bei kleinen Verlagen oder Selbstverlegern ja immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.
Fazit:
“Legenden aus der Zwischenwelt” ist eine Kurzgeschichtensammlung, die sogar mir als jemandem, der es sonst nicht so mit Kurzgeschichten hat, zu gefallen wusste. Unterschiedliche Ansätze, unterschiedliche Richtungen und dabei doch immer spannend und durch den jungen und gut zugänglichen Stil sehr lesenswert. Wer sich ein Bild davon verschaffen möchte, kann die Sammlung übrigens für läppische 99 Cent bei Amazon schießen.