Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Gerade erlebt Thomas Blaine noch, wie ein Autounfall seinem Leben ein jähes Ende bereitet und schon findet er sich im 22. Jahrhundert wieder. In den mehr als 150 Jahren hat sich viel getan und vieles, so zeigt sich sehr schnell, hat sich zum schlechteren entwickelt. So stellt sich recht schnell heraus, dass er nur wegen einer Marketingkampagne aus der Vergangenheit geholt wurde. Doch die Juristen von Rex Inc. unterbinden dies, denn sie befürchten, Blaines nachträgliche Zustimmung zum Geistestransfer könnte angefochten werden. So wird er mehr oder weniger aus dem Gebäude geschmissen und das erste was er sieht sind Selbstmordkabinen.
Nur allmählich beginnt Blaine zu begreifen: Die Menschen haben das Geheimnis des Jenseits vollkommen entschlüsselt. Der Geist kann nach dem Tod in einen neuen Körper transferiert werden oder aber, man erhält eine Geistverstärkung, die ermöglicht, dass der Geist (Seele?) nach dem Tod weiterexistiert. Dies treibt dann die seltsamsten Blüten und Thomas Blaine lernt das New York des 22 Jahrhunderts auf die ganz harte Tour kennen.
Lebensgeister GmbH ist ein sehr rasanter und abwechslungsreicher Roman. Robert Sheckley, für seine spitze Feder berühmt, schrieb eigentlich eine Utopie ganz im Stile eines Huxley. Spott und Zynismus gehen einher mit der Beschreibung einer Welt, die sehr unmenschlich erscheint und doch eine mögliche Zukunft ist, denn der Autor hat für alles eine stimmig Erklärung.
Der Roman gleicht einem wilden Ritt und Thomas Blaines Crashkurs in der Welt des 22. Jahrhundert gleicht einer Achterbahnfahrt. Zusammen mit Sheckley Protagonisten erfährt der Leser nach und nach alles über die Welt, die Geisttransfers und die Schattenseiten dieser. Doch kann darauf nicht näher eingegangen werden, da sonst zu viel vom Roman verraten werden würde. Nur so viel: Die Handlung durchläuft einige überraschende Wendungen und wie beim Schälen einer Zwiebel wird mehr und mehr der Zukunft offenbart. Der Roman ist in keiner Phase langatmig und Sheckley versteht es hervorragend zu unterhalten.
Doch Lebensgeister GmbH ist mehr als ein gewöhnlicher Unterhaltungsroman. Der Werk ist ein Paradoxon, denn Sheckley befasst sich intensiv mit Transzendenz des Geistes ohne jedoch philosophisch oder gar religiös zu werden. Das ist schon erstaunlich. Und doch: Obwohl Sheckley unterhalten und Kritik an unserer heutigen Zeit (der Roman ist zwar 1958 erschienen, aber die Aussagen habe auch heute noch volle Gültigkeit) unterbringen wollte, wird der Roman in einer Hinsicht doch auf sehr interessante Weise wertend: Ein Welt in der der Mensch alles über seinen Geist, seine Seele weiss, wird unmenschlich und seelenlos. Sheckley belegt dies mit einer in sich stimmigen Argumentationskette. Ich frage mich, ob Sheckley dies bewusst so sagen wollte oder ob sie dieser Interpretationsansatz aus dem Geschriebenen ergab. Wie auch immer: Die Aussage ist faszinierend.
Lebensgeister GmbH wurde 1992 unter dem Titel Freejack verfilmt oder soll man sagen: es wurde versucht, ein Werk zu verfilmen, das eigentlich nicht zu verfilmen ist. Heraus kam dann auch ein seichter Actionfilm, der nur sehr wenig mit dem Buch gemein hat. Da findet man Robert Sheckleys Handschrift schon eher in der Serie Futurama, die doch einige Zitate aus dem Buch bringt (ich sage nur Selbstmordkabinen) und der Humor ist nicht unähnlich. Sheckley dürfte von der Serie angetan gewesen sein.
Fazit: Lebensgeister GmbH ist ein faszinierender, spannender Roman, der gleichermaßen unterhält und zum Nachdenken anregt. Ein Roman, an dem man nichts kritisieren kann. 10 von 10 Punkten.