Titel: Das Lazarusphänomen: Wenn die ganze Welt dich jagt Eine Rezension von Damaris Metzger |
Klappentext
Nach einem Autounfall wird die 17-jährige Emma in die Notaufnahme eingeliefert. Dort kann nur noch ihr Tod festgestellt werden.
Kurz darauf erwacht Emma mit einem Schrei erneut zum Leben.
Die Welt scheint wie sonst und doch ist für Emma jetzt alles anders. Ihr kleiner Bruder spricht nicht mehr, die Eltern sind bei dem Unfall ums Leben gekommen und ihr Onkel scheint sie dafür verantwortlich zu machen. Emma hat zunehmend das Gefühl, dass mit ihrem Kopf etwas nicht stimmt. Wieso kann sie sich immer wieder an Situationen und Orte erinnern, die sie gar nicht kennt? Emma weiß nicht, dass längst der Geheimdienst auf sie aufmerksam geworden ist. Und sie weiß nicht, in welcher Gefahr sie schwebt!
Über den Autor
Kjetil Johnsen (1966) lebt mit seiner Familie in der Nähe von Oslo. Er arbeitet schon viele Jahre als Journalist und Verlagslektor und schreibt Romane für Jugendliche. "Das Lazarusphänomen" ist der Auftakt einer norwegischen Thriller-Serie im Arena Verlag.
Rezension
Der erste Satz: Echt jetzt, denkt Emma. Es reicht.
Als Lazarusphämomen werden in der Medizin verschiedene Beobachtungen einer scheinbaren Auferstehung bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum ist der Begriff auch für Lebenszeichen bei hirntoten Patienten gebräuchlich. (Quelle: Wikipedia)
Emma ist Norwegerin und lebt mit ihrer Familie in den USA. Ihr Vater arbeitet als Wissenschaftler für das Militär. Nach einem Familienausflug in einen Dinosaurierpark gibt es einen schrecklichen Unfall, nach dem Emma auf der Intensivstation eines Krankenhauses aufwacht. Sie kann sich an nichts, was mit einem Unfall zu tun hat, erinnern. Ihre Eltern sind bei dem Unfall gestorben und ihr kleiner Bruder Will spricht seitdem nichts mehr.
Emma hat nach ihrem Krankenhausaufenthalt immer öfter das Gefühl, dass mit ihrem Kopf etwas nicht stimmt. Das sie Dinge schon einmal gesehen hat oder Gedanken in ihrem Kopf zum Greifen nahe sind, die sie aber nicht richtig fassen kann. Bald schon überschlagen sich die Ereignisse. Jeder scheint plötzlich hinter Emma her zu sein, und sie weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann.
"Das Lazarusphänomen" besticht durch einfache, prägnante Sätze und teilweise sehr kurze Kapitel. Das fördert den Lesefluss enorm, da die Seiten nur so dahinfliegen.
Die Sprache ist einfach und schnörkellos. In den ersten Kapiteln muss sich der Leser mit vielen verschiedenen Personen auseinandersetzten. Die Perspektiven des personalen Erzählers wechseln sich zwischen den Kapiteln ab. Nach den ersten Kapiteln gelangt man schnell zu einer Übersicht und kann der Handlung nun gut folgen.
Schon kurz nach Lesestart wird einem bewusst, dass es hier nicht mit natürlichen Dingen zugehen kann. Versucht man Emmas Déjà-vus und nicht greifbare Gedanken zuerst mit den Folgen des Unfalls in Verbindung zu bringen, wird schnell klar, dass die Erklärung nicht so einfach ist.
Die Handlung ist nicht vorhersehbar und zudem extrem spannend und rätselhaft. Man möchte ständig die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzten, was aber bis zum letzten Buchdrittel nicht so recht gelingen mag.
Emma ist als 17-jähriges Mädchen gut dargestellt. Ihr Verhalten ist oft sehr angespannt und teilweise bockig, was man aber aufgrund ihrer Umstände sehr gut nachvollziehen kann. Manchmal erscheinen ihre Gefühle etwas zu seicht, wenn man bedenkt, dass sie gerade Vater und Mutter verloren hat. Besonders gut gefällt, dass ihre Gedanken in kursiver Schrift gedruckt sind. So bekommt man am besten mit, wie Emma sich innerlich fühlt.
Wenn es dann zur Auflösung des großen Rätsels kommt, überschlagen sich die Ereignisse. Die Erklärungen werden sehr Science-Fiction-lastig und setzten ein gutes wissenschaftliches Verständnis vorraus. Manche Dinge wirken gegen Ende überzogen und gehetzt. So taucht zum Beispiel kurz vor Schluss ein neuer, geheimnisvoller Personenkreis auf, und kaum hat man ihn kennengelernt, ist er auch schon wieder verschwunden.
Der Schluss ist sehr abstrakt und fast schon komisch. Dieser Umstand verwirrt, das das Buch bis dato kein bisschen lustig oder komisch war.
Alles in allem wirkt "Das Lazarusphänomen" wie ein Wegbereiter für weiterführende Romane. Eine Lesempfehlung sollte man eher für ältere Jugendliche aussprechen. Ein gewisses Allgemeinwissen (z.B. über die aktuelle politische Situation in den USA) und ein gutes wissenschaftliches Verständnis sollte vorhanden sein. Ein Jugendlicher mit der angegebenen Altersempfehlung ab 11 Jahren wird sich schwertun, diesen Thriller zu verstehen.
Persönliches Fazit
Ab den ersten Kapiteln war ich der Meinung einen genialen Jugendthriller vor mir zu haben. Die Handlung ist extrem spannend, und da sie zudem mit Mystery-Elementen daherkommt ist die Geschichte überhaupt nicht vorhersehbar. Zudem gefällt mir die Sprache und Kapitellänge sehr gut. Leselängen und Verständnisprobleme hatte ich nie.
Das Ende wirkte für mich dann aber so überzogen und komisch, dass es für mich den strahlenden Eindruck doch etwas abgeschwächt hat. Für einen Jugendthriller wäre zudem etwas weniger Wissenschaftlichkeit angebracht gewesen. 3 gute, von 5 Sternen!