Reihe: Laura-Leander-Zyklus, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Alles beginnt mit einem Traum, einem wiederkehrenden Motiv, das Peter Freund auch in „Mysteria“ und in „Die Stadt der vergessenen Träume“ zum Anlass für ein Abenteuer nimmt. In diesem Fall ist es jedoch Laura Leander, die aus einem Alptraum aufwacht. Weil sie im Traum schrie, kommt ihr Bruder Lukas herein. Laura kann sich nur bruchstückhaft an ihren Traum erinnern. Zurück bleibt jedoch eine Botschaft: Sie muss den Kelch finden. Der Gral - der Autor greift auf den Mythos gekonnt zurück, um den es sich hier handelt - kam von der Parallelwelt Aventerra und soll im Gemäuer der Burg Ravenstein versteckt sein. Doch dies erfährt Laura erst nach und nach. Vorerst gilt es, die beiden Tage bis zu ihrem 13. Geburtstag zu überbrücken. Nicht nur der Geburtstag ist für Laura etwas Besonderes, sondern der Tag an sich: Nur vier Mal im Jahr ist es möglich, durch eine besondere Tür von der Erde auf den geheimnisvollen Planeten Aventerra zu gelangen. Laura gehört zu den Menschen, denen dies gelingen kann. Ihre Träume mit den Kämpfen zwischen weißen und schwarzen Rittern sind erst der Anfang eines unglaublichen Abenteuers. Dabei drängt jedoch die Zeit. Herrscher Elysion wurde im Kampf gegen den schrecklichen Fürsten Borboron schwer verletzt. Wenn es Laura nicht gelingt, innerhalb von zwei Wochen den Gral mit dem Wasser des Lebens zu finden, ist Aventerra verloren.
Der Carlsen Verlag legt die Bücher um Laura Leander neu auf. Bislang sind mir die folgenden Abenteuer bekannt, doch das kann sich ändern:
Laura und das Geheimnis von Aventerra
Laura und das Siegel der sieben Monde
Laura und das Orakel der silbernen Sphinx
Laura und der Fluch der Drachenkönige
Laura und der Ring der Feuerschlange
Laura und das Labyrinth des Lichts
Die erste Ausgabe erschien (soweit mir bekannt) 2002 im Verlag Ehrenwirth und fand seither einige Neuauflagen. Das liegt sicherlich nicht nur an der sympathischen Heldin, ihrer schokoladensüchtigen, molligen Freundin Kaja oder ihrem neunmalklugen Bruder Lukas, der mit seinem Wissen jeden Lehrer blass dastehen lässt. Laura ist ein Mädchen wie jedes andere auch (hofft sie), denn mit ihrem Geburtstag ändert sich einiges. Sie ist mutig, kann reiten und fechten, überzeugt mit ihrer freundlichen Art. So ein Mädchen würde jede Leserin gleichen Alters gern haben. Seit dem Tod ihrer Mutter durch einen Autounfall kümmerte sich Sayelle Leander-Rüchlin um die Geschwister, heiratete deren Vater und war seither eine liebevolle Stiefmutter. Doch als ihr Vater verschwand, änderte sich auch das Verhalten der Stiefmutter. Laura Leander gefällt das Verhalten gar nicht, sie kann jedoch nichts dagegen unternehmen. Fast gefällt es ihr im Internat Ravenstein besser als zu Hause, wo die Stiefmutter eine Karriere als Journalistin ausübt.
In Ravenstein selbst gibt es Vertrauenslehrer wie Prinz Valiant, Verzeihung Percy Valiant und Mary Morgain (Artus’ Halbschwester?), die dem jungen Mädchen bei der Suche nach dem Gral behilflich sind. Auch der Direktor Aurelius Morgenstern gehört zu ihren Unterstützern, doch er erkrankt schwer und fällt für weitere Hilfe aus. Dagegen sind die Naturwissenschaftslehrer Quintus Schwarz und Rebekka Taxus die Gegenspieler. Ihre Entsprechungen finden die Personen von Ravenstein auch in der Welt Aventerra.
Peter Freund gestaltete den Roman mit zwei unterschiedlichen Handlungen. Dabei ist die Handlung in der Parallelwelt Aventerra in roter Schrift gehalten. Wer will, kann beide Handlungen getrennt lesen, oder aber wie vorgesehen in Kombination miteinander. Neben den menschlichen handelnden Personen erfindet der Autor neue Wesen, die durchaus im Phantásien eines Michael Ende zu Hause sein könnten. Die Personen im Internat Ravenstein finden ihre Entsprechung in Aventerra. Damit schafft es der Autor, zwei ähnliche, aber nicht gleiche Handlungsstränge aufzubauen. Hüben wie drüben gibt es die Gegner, die Laura das Leben schwer machen. Peter Freunds Buch ist fesselnd geschrieben und auf das Zielpublikum ausgerichtet: 13-jährige Jungen und Mädchen. Erwachsene werden sehr viele Verbindungen zu anderen literarischen Werken und Ähnlichem finden, das Buch manchmal vielleicht als zu klischeehaft bezeichnen. Unter Berücksichtigung, dass es ein Jugendbuch ist, ist es sehr gut gelungen.