Serie: Kyria & Reb, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext: Das Vereinigte Europa im Jahr 2125 ist eine Welt der kompletten Überwachung. Alles geschieht nur zum Besten der Bürger, sagt Kyrias Mutter, eine hochrangige Politikerin des perfekt gesteuerten Systems „New Europe“. Doch die 17-jährige Kyria möchte endlich erfahren, wie es ist, sich frei zu fühlen. Als sie in Reb, einem jungen Rebellen aus dem Untergrund, einen Verbündeten findet, fliehen die beiden auf abenteuerliche Weise aus New Europe und gelangen in ein fernes Reservat. Dort haben sich die Menschen ein bäuerliches Leben wie in längst vergangenen Zeiten bewahrt. Aber schon bald sind die Verfolger Kyria und Reb auf der Spur. Und das ist nicht die einzige Gefahr, denn alle, die sich der Macht von New Europe entziehen, werden von künstlich ausgelösten Seuchen bedroht. Auch Kyria gerät in den Verdacht, die friedliebenden Menschen des Reservats mit einer Masernepidemie vernichten zu wollen. Zum Glück hat sie Freunde an ihrer Seite – und einen jungen Rebellen, der ihr Herz berührt ...
Meine Meinung:
Meine Skepsis Dystopien betreffend steigt. Jeder scheint nun plötzlich noch eine Dystopie oder - wie es früher hieß - einen Endzeitroman aus dem Ärmel zu zaubern. Da ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis der Absturz kommt oder? Bis die Langeweile jeden Versuch zunichte macht, da man alles schon gelesen hat und die neuste Dystopie nur noch eine Variation einer anderen ist.
Aber gut. Kyria und Reb, hochgelobt. Besonders aus dem Mund einer Freundin, daher versuche ich mein Glück und der erste von zwei Bänden ist ja bereits Anfang 2012 erschienen. Möglichst unvoreingenommen bin ich an die Sache herangegangen. Und wurde damit überrascht, dass zumindest einer der Charaktere sehr erfrischend und vor allem anders ist. Reb ist hier der Rebell, der nicht in das Leben der streng regulierten Gesellschaftsform passt. Kyria hingegen wohlbehütet aufgewachsen als Tochter einer hochstehenden Politikerin in einer Welt, in der Männer nichts mehr zu sagen haben.
Reb trägt das Herz wirklich auf der Zunge und das macht ihn zu einem Charakter, den man schnell ins Herz schließt, trotz oder gerade wegen seiner Fehler. Kyria auf der anderen Seite ist in einer Welt aufgewachsen, in der sie hauptsächlich gelernt hat, sich richtig zu benehmen. Reb nennt sie neckend recht schnell "Electi-Zicke", was es gut zusammenfasst. Electi heißt die Gesellschaftsschicht, aus der sie stammt und eine Zicke ist sie durch und durch. Und obwohl sie sich im Laufe der Geschichte entwickelt und zugänglicher wird, bleibt ihr eine Naivität anhaften, die ich immer wieder als störend empfand.
Der Schreibstil, besonders in Passagen, die von Dialogen bestimmt werden, ist ungewöhnlich, aber bringt eine große Portion Spaß mit sich, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat. Denn Dialoge - vor allem zwischen Kyria und Reb - werden nicht von einem Erzähler unterbrochen. Dabei sind die Antworten aber trotzdem oft sehr kurz gehalten, sodass das Gespräch zwischen beiden Beteiligten Hin und Her fliegt und der Leser doch etwas Aufmerksamkeit darauf verwenden muss, wer gerade spricht. Das hält sich jedoch in Grenzen, denn der Autorin gelingt es die Charaktere auch anhand ihrer Sprache voneinander abzugrenzen. Sie schafft außerdem neue Begriffe für diese Welt. Einerseits schon für die Gesellschaftsschichten, andererseits aber auch für das Land, das jetzt "NuYu" heißt, abgeleitet von NewEurope. Hauptsächlich spielt die Geschichte im Übrigen im Frankfurt der Zukunft.
Beeindruckend ist die klare Struktur mit der Andrea Schacht dem Leser diese neue, andere Welt vor Augen führt und dass dem Leser nach und nach klar wird: So hätte es laufen können oder so könnte sich unsere Welt noch immer verändern.
Die Geschichte selbst ist unterhaltsam, birgt aber keine besonders großen Überraschungen. Die Wendungen, die es gibt, sind zumeist doch vorhersehbar. Man wird aber mit einem Cliffhanger zurückgelassen, der es wünschenswert macht, dass Band zwei, der gleichzeitig Abschluss dieser Dilogie ist, griffbereit liegt.
Fazit: Trotz einiger Kritikpunkte lässt sich die Geschichte gut lesen und es ist eine weitere Dystopie, die sich Freunde des Genres unbedingt auf die Leseliste schreiben sollte. Besonders Reb bringt eine erfrischende Komponente mit sich, die mehr als ein Mal zum Schmunzeln einlädt.