Titel: Kyria & Reb: Bis ans Ende der Welt Eine Rezension von Jessica Kaufmann |
Inhalt:
Das Vereinigte Europa im Jahr 2125 ist eine Welt der kompletten Überwachung. Das geschieht nur zum Besten der Bürger, sagt Kyrias Mutter, eine hochrangige Politikerin des perfekt gesteuerten Systems New Europe . Doch die 17-jährige Kyria möchte endlich erfahren, wie es ist, sich frei zu fühlen. Als sie in Reb, einem jungen Rebell aus dem Untergrund, einen Verbündeten findet, fliehen die beiden auf abenteuerliche Weise aus New Europe und gelangen in ein fernes Reservat. Dort haben sich die Menschen ein bäuerliches Leben wie in längst vergangenen Zeiten bewahrt. Doch schon bald sind die Verfolger Kyria und Reb auf der Spur. Und das ist nicht die einzige Gefahr, denn alle, die sich der Macht von New Europe entziehen, werden von künstlich ausgelösten Seuchen bedroht. Auch Kyria gerät in den Verdacht, die friedliebenden Menschen des Reservats mit einer Masernepidemie zu vernichten. Zum Glück hat Kyria Freunde an ihrer Seite und einen jungen Rebellen, der ihr Herz berührt ...
Meine Meinung:
Kyria und Reb fängt anders an als ich erwartet hätte. Dieses Buch ist unglaublich komplex gestaltet und birgt so viele Überraschungen und Drehungen und Wendungen und so viele verschiedene Intrigen, wow das muss ich erst mal verdauen.
Zum Glück gibt es direkt zu Beginn des Buches ein Namensverzeichnis, dass ich auch schon auf den ersten 30 Seiten dringend brauchte. Dann musste ich mich erst mal an den großen Misch Masch an verschiedenen Namen und Gruppen gewöhnen und dann ging es auch ganz gut vorran mit dem Lesen. Wir lernen direkt auf den ersten Seiten Reb kennen sowie natürlich Kyria. Auch erfahren wir von Kyrias Gendefekt und das Kyria bald sterben wird. Zudem erfahren wir, dass die Menschheit mit Id`s versehen wurde. Jeder hat eine Identität und das Schlimmste das passieren kann ist wenn diese Id gelöscht wird. Diese Menschen haben keinen Wohnsitz, kein Geld, keinen Anspruch auf einen Arzt und leben außerhalb des sozialen Lebens. Aber diese Menschen werden auch nicht bewacht, stehen nicht unter ständiger Beobachtung und müssen sich nicht ständig rechtfertigen. Denn durch die Id`s, die die Menschen in Armbändern oder Ketten tragen, werden sie rund um die Uhr überwacht und können überall geortet werden. Und genau dies ist es, was Kyria so nervt und sie würde am Liebsten ganz ohne Überwachung leben. Nachdem Kyria erfährt, dass sie bald sterben wird, will sie nur noch zu ihrer alten Freundin Hazel ins Reservat (dort leben die Menschen ohne Id, sehr abgeschieden auf Farmen) und das am Besten mit Rebs Hilfe. Auch dieser hat einen Auftrag der ihn genau in die Gegend von Hazels Familie führt. Also begeben sich beide auf eine gefährliche Reise in eine ungewisse Zukunft. Während dieser Reise erfahren wir mehr über die einzelnen Gruppen, die Politik und wieso es zu diesen Gruppenbildungen kommen konnte, denn dazu gibt es eine wirklich lange Vorgeschichte in der zwar viele Fragen beantwortet werden, aber ganuso viele wieder aufegworfen werden. Zudem erfahren wir, dass das Bild des Mannes und das der Frau komplett verrückt wurden und Männer in den Höheren Gruppen nicht mehr viel zu sagen haben sondern wie brave "Schoßhündchen" leben. Aber noch mehr werde ich nicht verraten ;)
Die Beziehung von Kyria und Reb ist für mich alleine schon deswegen etwas Besonderes, weil sie nicht in Schmalz ertrinkt. Reb ist rebellisch, er sagt seine Meinung und das auch ganz direkt und macht davor auch bei Kyria nicht halt. Kyria hat ihm aber auch einiges entgegen zu setzen und sieht es nicht ein sich von ihm herumschupsen zu lassen, auch weil sie genau das nicht gewohnt ist. In ihrer Welt haben die Frauen das Sagen und nun muss sie sich dem männlichen Geschlecht etwas beugen, aber natürlich nie zu tief ;) Kyria und Reb sind anfangs wie Katz und Maus, sie lernen sich aber relativ schnell kennen und Kyria findet Gefallen an Reb und beginnt ihm zu vertrauen - er ist ja auch ihre einzige Möglichkeit unerkannt zu fliehen. Aber noch etwas ist an beiden besonders, nämlich ihre Vergangenheit. Beide sind mehr oder weniger auf der Suche nach einem Teil ihrer Vergangenheit und einer der Beiden wird ihn auf dieser Reise auch finden und einer der Beiden wird auf dieser Reise Antworten bekommen, die alles verändern werden. Beide waren mir auf eine ganz besondere Art und Weise höchstsympathisch und beide bringen wirklich Schwung in die Geschichte. Dazu kommt, dass Reb keineswegs der coole Typ ist den er versucht zu mimen, sondern auch sehr weich sein kann und verletztlich. Bei Kyria ist genauso, auch sie hat zarte und harte Seiten und zeigt diese auch. Beide verstecken sich nicht, sondern zeigen ihr wahres Gesicht.
So und jetzt verrate ich nichts mehr sonst schreibe ich gleich noch das Ende hier hin, vor lauter Aufregung und Begeisterung und das wollen wir ja nicht oder? Nur so viel, richtig spannend wird es als Kyria und Reb zu ihrer Reise aufbrechen. Die Liebe der Beiden ist ehrlich und nicht zu kitschig, es geht um Intrigen die alles zerstören könnten und auch nicht vor dem Reservat halt machen, große Pharmakonzerne die die Macht haben wollen und eine Menschheit die in zwei Lager gespalten wurde. Dazu noch eine große Portion jugendlicher Schnelligkeit und sehr interessanter Ideen.
Und jetzt mecker ich noch ein bisschen. Mit dem Schreibstil bin ich manchmal nicht ganz zurecht gekommen. Die Dialoge waren mir manchmal etwas zu abgehackt und zwar immer dann, wenn Reb irgendwo mit einbezogen wurde. Ja er hat seine ganz eigne Sprache und er ist cool aber manchmal waren mir die ewigen Dreiwortsätze etwas zu kurz und etwas zu schwammig. Ich hoffe, dass ändert sich im nächsten Teil etwas. Aber das ist auch mein einziger kleiner Meckerpunkt bei diesem Buch. Ansonsten bin ich wirklich zufrieden und wurde wieder einmal eine ganze Nacht richtig gut unterhalten und rasant durch eine wirklich interessante und komplexe Dystopie gejagt. Ich würde es an eurer Stelle lesen, denn zu diesem Buch muss man sich wirklich seine ganz eigne Meinung machen.