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Titel: Kristall der Macht Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Erzählung von Monika Felten beginnt auf einer kleinen Insel mit dem Namen Nintau, die sich im Süden des Landes befindet, wie man auf der Vorsatzkarte sehr schön sehen kann. Hier lebt ein Volk von Fischern und Bauern mit sich und der Welt um es herum in Frieden. Meer und Insel bieten den einfachen Leuten alles, was sie zum Leben benötigen. Vorbild sind sicherlich die Naturvölker, wie sie im Amazonasgebiet immer noch leben. Durch ihre friedliebende Art ist es für die Leute nicht nötig, eine soziale Hierarchie aufzubauen. Eine Ausnahme bilden die Maor-Say. Diese besitzen kleine magische Kräfte, die sie zum Wohl der Gemeinschaft einsetzen. Die etwas anderen Eigenschaften sorgen jedoch nicht dafür, dass sie eine erhöhte soziale Stellung gegenüber den anderen Volksangehörigen einnehmen.
Die etwas besondere Stellung der Maor-Say ergibt sich aus der Vergangenheit des Volkes. Die Legende erzählt von einem Dämon, der die friedliche Inselwelt und damit die Insel Nintau heimsuchte. Mit seinem giftigen Atem vernichtete er den größten Teil des Volkes. Damit beginnt der Ausflug der Autorin in die Vergangenheit ihres neu entdeckten Landes. Sie erzählt weiter, wie eine mutige Magierin dem Dämon entgegentrat. Sie versprach dem Dämonen fünf Jungfrauen (klar, dass Pazifisten Menschenopfer bringen) wenn er sich bereit erklärt, den Rest des Volkes am Leben zu lassen. Die Maor-Say griff jedoch zu einer List. Sie ließ die Jungfrauen um den Dämon Aufstellung nehmen. Jedes der Mädchen versteckte einen Kristall vor ihm. Die Maor-Say benutzte die ihr innewohnende Magie und verwandelte die Mädchen und den Dämon zu Stein. Seither steht ein Steinkreis auf der Insel. Eine weitere wichtige Fähigkeit ist dabei die, dass die Maor-Say ihren Geistkörper von ihrem eigentlichen Körper löst und dann Ereignisse sehen kann, die in ihrer Welt geschehen. Das Wissen um den Zauber wird über Generationen hinweg von einer Magierin an die nächste weitergegeben. Kurz vor ihrem eigenen Tod wird eine geeignete Aspirantin gesucht. Sie wird unterrichtet in den Fähigkeiten und in der Geschichte des Volkes. Von da an übernimmt die neue Maor-Say die Stelle als Hüterin des Volkes. Die wichtigste Aufgabe ist die Bewachung des Steinkreises, damit der Dämon nicht wieder aufwacht.
Nach dieser Exkursion in die Vergangenheit, die wichtig ist, um den Rest des Romans zu verstehen, kommen wir wieder in die Gegenwart der Erzählung. Der Leser trifft dabei auf die amtierende Maor-Say mit Namen Noelani. Sie ist die Zwillingsschwester von Kaori, von der sie dachte, dass sie die neue Maor-Say würde. Doch die Vorgängerin erwählte Noelani. Die eher zurückhaltende junge Frau besitzt nun die magischen Fähigkeiten in eher geringem Maß. Über die Generationen hinweg wurde der Einsatz nicht mehr so wichtig und das Wissen darum verkümmerte. Nun ist das Wissen aber wieder gefragt, denn Nintau wird wieder von einem todbringenden Nebel eingehüllt. Lediglich die Menschen, die sich auf höher gelegenem Gebiet befinden, entgehen dem Massentod. Neolanis Zwillingsschwester stirbt ebenfalls, aber ihr Geist bleibt in dieser seltsamen Sphäre, in die Noelani eindringen kann, wenn sie ihren Geistkörper auf Reisen schickt. Kaori hilft ihrer Schwester, die, von Selbstvorwürfen gequält, der Meinung ist, nicht auf den steinernen Dämon geachtet zu haben. Kaori zeigt ihr jedoch den wahren Ursprung des Nebels.
Eine einfache Geschichte mit nur einem Problem reicht heutzutage nicht aus, zeitgleich wird noch ein zweites Problem angegangen. Seit langer Zeit kämpfen zwei Völker gegeneinander. Am Grenzfluss Gonwe stehen sich die Heere der Baha-Uddin und der Rakschun gegenüber. Doch mit Ankunft der Flüchtlinge von Nintau ergeben sich neue Probleme für alle Beteiligten. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen enden schließlich zur Zufriedenheit von König Kavan. Die Welt hat ein neues Antlitz. Die Bewohner von Nintau siedeln an der Küste des Kontinents und die Siedlungsgebiete der Baha-Uddin und Rakschun wurden neu gestaltet. Das Reich, das entstand, heißt nun Baharakschun und wird von einem Rat regiert.
Der Roman ist ein schönes Jugendbuch geworden, das das 10-jährige Zielpublikum sicher sehr gut zu unterhalten weiß. Die einfache Sprache und der schlichte Geschichtenaufbau sorgen dafür, dass die Jugendlichen sich nicht überfordert sehen. Monika Felten schrieb einen Roman, der keineswegs eine "Heile-Welt"-Geschichte darstellt. Die Autorin beschreibt, wie man anders leben kann. Vor allem anhand der friedlichen Nintau.