Reihe: Das Rad der Zeit, Band 23 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Elayne hoffte insgeheim, ihre Reise nach Caemlyn möge reibungslos verlaufen. Mit Aviendha und Birgitte konnte sie sich nur knapp vor der Explosion des Wegetores retten. Nynaeve indessen heilte unter anderem auch Elayne. Lan, ihr Mann, kümmert sich um Birgitte und holt eine Pfeilspitze aus ihrem Körper. Nur knapp den Seanchanern entkommen, reisen sie weiter nach Caemlyn. Dort will sie ihren Anspruch auf den Löwenthron amtlich erklären. Seit ihre Mutter den Thron verlies, verwaltet ihn Rand al'Thor. Er hofft sehr, dass sie bald kommt, um diesen Anspruch geltend zu machen. Er hat nicht die Absicht, ihn ihr zu übergeben. Weder soll es heißen, sie sei von ihm und seinen Gnaden abhängig, noch soll es so aussehen, als wäre er ihr Vasall und Verwalter.
Rand hat jedoch noch mehr Probleme. Da ist immer noch die unreine Quelle der männlichen Macht, die ihm viel zu schaffen macht. Da sind die Seanchaner, die er mit seinen Asha'man verwirrt, weil sie durch immer neue Wegetore gehen und an verschiedenen Stellen das Heer angreifen. Als alles nicht mehr geht, greift er zum einzigen Mittel der Macht, das die Schlacht entscheiden kann. Das Schwert, das im Stein von Tear geschützt lag, soll ihm den Sieg bringen. Die Seanchaner werden geschlagen, aber um welch einen Preis?
Hinzu kommen Intrigen und sogar Mordversuche seiner eigenen Männer. Drei der ausgebildeten Asha'man versuchen ihn zu töten. Er kann nicht schnell genug reagieren, und so entkommen die drei Männer. Nicht klar ist jedoch, ob sie aus eigenem Antrieb oder im Auftrag eines anderen Menschen handelten.
An einer anderen Stelle der Welt spielt die Handlung bei den Seanchan. Die überheblichen Eroberer wollen nicht klein beigeben. Sie wollen das Land in jedem Fall erobern. Dabei behandeln sie die einheimischen Gefangenen und neuen Hilfstruppen wie Untermenschen. So als ob sie diejenigen seien, die die Welt zu beherrschen hätten. Aus der Geschichte geht hervor, dass sie vor langer Zeit diesen Kontinent verließen und nun zurückkommen wollen. Dazu wollen sie aber auch den Wiedergeborenenen Drachen mitnehmen in die Heimat, als Diener und Sklave der Königin. Doch diese Träume zerplatzen bald. Auf einer Karte wird dargestellt, wie und wo die eigenen Truppen und Vorposten vernichtet wurden bzw. wo und wann die feindlichen Truppen gesichtet wurden. Rand al'Thors Plan geht auf, denn lange Zeit ist dem Befehlhaber nicht klar, dass die gesichteten Truppen Rands durch Wegetore gehen und somit mehrmals die gleichen Truppen gesichtet wurden.
Elaida do Avriny a'Roihans ist die Gegenspielerin von Rand al'Thor und die Amyrlin der Aes Sedai der Weißen Burg. Und doch ist sie nur eine Amyrlin. Immerhin wurde Elayne von den Abtrünnigen Aes Sedai zur Amyrlin erhoben. Beide Gruppen stehen sich kriegerisch gegenüber, und Elayne will mit ihren weisen Frauen und den Gefolgsleuten und Kriegern die Weiße Burg angreifen. Elaida weiß davon nichts. Und etwas ganz anderes ist ihr höchst persönliches Problem: Sie steht unter der Fuchtel einer schwarzen Aes Sedai und hat sehr viel Angst. In deren Gegenwart verhält sie sich wie eine verschüchterte Novizin, was ganz und gar nicht zu der herrischen und machtgewohnten Amyrlin zu passen scheint.
Auch Perrin, Rands Gefährte aus der Jugenzeit, ist im Auftrag des Wiedergeborenen Drachen unterwegs. Nach langem Suchen kann er den "Propheten des Drachen" ausfindig machen und ihn sprechen. Der selbsternannte Prophet kämpft mit Feuer und Schwert für den Wiedergeborenen Drachen. Rand al'Thor ist jedoch nicht mit der Art und Weise des Mannes einverstanden. Perrin wurde gebeten, den Propheten zu Rand zu bringen, und dementsprechend reagiert Perrin.
Die Erzählung um das Rad der Zeit von Robert Jordan geht immer weiter. Intrige um Intrige wird gesponnen. Entweder innerhalb der Umgebung von Rand oder bei den Seanchanern untereinander, zwischen den Aes Sedai, zwischen den verschiedenen Gruppen der Aes Sedai, Krieg um Krieg wird geführt, und doch will Rand nur eines: Frieden für das Land und den Dunklen König bannen. Keine anderen Ziele und doch ist jedes so weit von ihm entfernt wie der Weg zur Sonne.
Die Geschichte ist sehr schön geschrieben, atmosphärisch dicht und einfühlsam, spannend und geheimnisvoll zugleich. Die Titelbilder passen sehr gut zu den Inhalten der Bücher, wenngleich ich ein wenig enttäuscht bin, dass manch eine Originalausgabe in zwei bis drei deutsche Ausgaben aufgeteilt wird. Auch die sehr interessanten Zeichnungen von Johann Peterka helfen, eine interessante Atmosphäre aufzubauen, die die Leserin und den Leser in einer atemberaubenden Faszination gefangen hält.
Rad der Zeit - Übersicht