Titel: Krieger
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Krieger” heißt diese Anthologie aus dem Hause Thorsten Low und von Kriegern aus unterschiedlichen Epochen und Welten handeln die Geschichten in dieser Anthologie.
Schon das Cover des Buches harmoniert gekonnt mit dem Inhalt: Im Vordergrund kann man einen Krieger mit gezogenem Schwert erkennen, während der Hintergrund von Flammen, zerfetzten Standarten, Blut und Tod durchzogen ist. Der Zeppelin am Himmel deutet an, dass dieses Buch nicht nur von altertümlichen Kriegern zu berichten weiß. Der düstere Klang des Covers verspricht nicht allzu viele Geschichten mit Ausgang – aber wann ist ein Krieg schon gut?
Ist das Cover noch nicht eindrücklich genug, sollte spätestens der Klappentext den potentiellen Leser vorwarnen, spricht es doch von Blut, Tod, Alptraum und Verdammnis. Man sollte sich also keiner Illusionen hingeben; das Handwerk des Kriegers ist blutig – und beileibe nicht friedlich.
Und so sind auch die Geschichten in der Anthologie eher düster und die wenigsten von ihnen gehen gut aus: Ob nun die Protagonisten mit den ehrenwerten Zielen am Ende der Geschichte im blutigen Staub liegen, die Gebeine der zu rettenden Jungfer bereits in der Sonne bleichen oder man den Sieg einer Partei erlebt, der man ihn niemals wünschen würde. Von Jungen, die noch lernen müssen: Lernen was es bedeutet, ein Krieger zu sein, dass die Taten ihrer Vorfahren längst nicht so ruhmesvoll sind wie es den Anschein hatte und dass einem keine noch so gute Ausbildung zum Krieger werden lässt. Eine Geschichte lehrt, dass ein Deserteur mehr Ehre haben kann als man ihm zutraut – auch wenn ich mir durchaus vorstellen könnte, das der Spruch “Wenn du den Weg zur Schlacht suchst, dann folge einem Helden. Wenn du den schnellsten Weg in die andere Richtung brauchst …” seine Berechtigung hat. Jeder dieser Geschichten ist spannend zu lesen – und die Botschaften, die ihnen stecken, haben alle ihre Berechtigung. Mir persönlich lagen am Ende jedoch einfach zu viele Helden im Staub, wurde zu viel Blut vergossen.
Einige der Geschichten sind zum Glück ein bisschen humorvoller und hellen das düstere Feld damit ein wenig auf. Auf dem “letzte[n] Schlachtfeld”, vom dem Susanne Gerdom erzählt, treffen zum Beispiel zwei feindliche Krieger aufeinander und bringen gemeinsam etwas in Erfahrung, das selbst den Leser verwundert. “Die Armee der Frau Strack”, von der Nina Sträter erzählt, ist wahrhaft wunderlich – auch wenn Frau Strack sich eigentlich keine solche Armee gewünscht hatte (zum Amüsement des Lesers findet sie jedoch schnell eine gute Verwendung für diese). Und auch das Ende, das Heike Schrapper den “Gotteskrieger[n]” in ihrer Geschichte zudenkt, ist zumindest für den Leser (wenn auch nicht für die Krieger) sehr amüsant.
Die letzte Geschichte hat mir am besten gefallen, hier kommt der fast schon klassische kriegsmüde Held zum Einsatz und erlebt sein (vorerst) letztes Abenteuer – ein Abenteuer, das mir mindestens so gut gefällt wie die Worte, mit denen Torsten Scheib seine Geschichte beendet “Einmal ein Krieger, immer ein Krieger”.
Alles in allem hält die Anthologie was sie verspricht: Sie erzählt von Kriegern und blutigen Schlachten – und lässt den Leser darüber hinaus an der Sinnhaftigkeit ihres Tuns zweifeln. Denn auch, wenn die meisten Bücher vom strahlenden Helden und glorreichen Schlachten erzählen, sind die wenigsten Kämpfe so wie es die Geschichten, Sagen, Lieder und Legenden berichten – die Autoren dieser Anthologie schauen hinter dieses Bild und berichten davon.
Aber obwohl die einzelnen Geschichten gut zusammen passen und gemeinsam ein stimmiges Bild zeichen hätten es mir persönlich mehr Spass gemacht von strahlenden Helden zu lesen oder die Botschaften etwas weniger direkt vermittelt zu bekommen. Mit einigen humorvollen Geschichten mehr oder zumindest ein paar Geschichten über klassischen Helden hätte mir die Anthologie noch deutlich besser gefallen.