Titel: Der Krieg der Welten Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts geschieht das Unfassbare: Invasoren aus dem Weltall fallen in metallenen Zylindern über die Erde her. Es handelt sich dabei um Bewohner des Planeten Mars, deren Neid auf die Schätze der Erde so groß ist, dass sie eine Invasionsarmee schicken, um den Planeten für sich zu erobern. Immerhin bietet der Nachbar alles, was man braucht: Wasser, Luft und Futter in rauen Mengen.
Rigoros gehen die Marsianer mit ihren dreibeinigen Kampfmaschinen gegen die Menschen vor. Keine Armee scheint die aufhalten zu können und alle Hoffnung für ein Überleben gehen in Schutt und Asche unter...
H. G. Wells Roman Der Krieg der Welten hat auch mehr als einhundert Jahre nach seiner Entstehung nichts von seinem Reiz verloren. Hier zum ersten Mal eines der großen Klischees der Science Fiction bedient, den Invasionsroman. Seitdem hat es zahllose mehr oder weniger gelungene Versionen oder Imitationen des Stoffes in verschiedenen Medien gegeben, doch nur wenige besitzen die Intensität des Originals. Wells bringt die Hilflosigkeit gegenüber einem gnadenlos überlegenen Gegner genau auf den Punkt, wobei im Grunde genommen die Marsianer vollkommen austauschbar sind. So wird auch schnell die eigentliche Botschaft des Romans deutlich, denn man fühlt oft an die radikale Kolonisationsgeschichte der europäischen Eroberer in Südamerika oder Indien erinnert. Eindringlich schildert Wells wie berechnend eine technisch überlegene Gesellschaft ein unterlegenes Volk mit seiner kriegsmechanischen Übermacht einfach überrollt und ein Leben nicht viel mehr als eine wegwerfende Handbewegung wert ist. Dabei verpackt der Autor verpackt seine Botschaft in eine spannende Handlung, die den Roman fraglos zum einem der großen Klassiker macht.
Krieg der Welten ist, wie schon erwähnt, die Geburtsstunde des Invasionsszenarios in der Science Fiction-Literatur, das immer gerne und sehr oft in zahllosen Variationen bis heute bedient wird. Der Stoff selbst erlebte in der Zeit nach seiner Entstehung viele Adaptionen, die mehr oder weniger gelungen sind. Eine der beeindruckendsten Adaptionen ist das berühmte Radiohörspiel aus dem Jahr 1938, das von Orson Welles produziert wurde. Er verlegte die Geschichte in die Gegenwart und in die USA. Durch seine realistische Darstellung löste das Hörspiel eine regelrechte Massenpanik in vielen amerikanischen Städten aus; obwohl es eigentlich als Halloweenscherz gedacht war.
Hollywood tat sich mit Wells Roman lange Zeit schwer, denn im Verlauf der Jahrzehnte versuchten sich namhafte Regisseure wie beispielsweise Alfred Hitchcock oder Cecil B. De Mille ihre Vision des Stoffes auf die Leinwand zu bringen, allerdings ohne wesentlichen Erfolg. Erst als sich George Pal und Byron Haskin sich der Geschichte annahmen, nahm die Sache Formen an. Die bisher gelungenste Verfilmung von Krieg der Welten kam 1953 ins Kino. Auch wenn die Handlung in die Gegenwart verlegt wurde, blieb ein großer Teil der eigentlichen Essenz erhalten. Auch wenn das Drehbuch mit zahlreichen Andeutungen zum Kalten Krieg gespickt war. Die Kritik an der Kolonisationspolitik aus der Vorlage blieb aber dabei auf der Strecke. Dennoch kann das knallbunte, oft etwas naive Special Effects-Spektakel selbst im Zeitalter der Computeranimation immer noch beeindrucken.
Die Ende der 1980er Jahre produzierte TV-Serie entfernt sich von Wells eigentlicher Vision noch weiter. Kein Wunder, sieht sie sich doch als etwas krude Fortsetzung des Kinofilms von 1953.
Unerwähnt soll auch nicht die Variation von Jeff Wayne bleiben, der mit seiner Musicalversion ein zeitloses Werk schuf, das neben dem Roman durchaus bestehen kann. Wayne verarbeitet in seinem Werkt die Motive aus Wells Roman auf interessante Weise. Mit einer Garde von interessanten Sprechern und Sängern bringt er die Geschichte auf eine andere Art näher.
Als 2004 Steven Spielbergs Version von Krieg der Welten in die Kinos kam, waren die Erwartungen hoch. Doch über den Versuch dem Originalmaterial treu zu bleiben kam man auch hier nicht heraus. Zwar konnte der Streifen von der technischen Seite einigermaßen beeindrucken, doch die Rolle, die Tom Cruise in dem Film spielte, nahm man diesem nicht ab. Hollywoods Strahlemann als Working Class-Hero? Dies lief total gegen das angekratzte Image des Schauspielers, was auch entsprechend an den Kinokassen honoriert wurde. Auch hier wurde das wertvolle Potential der Vorlage einfach verspielt.
Auch wenn es interessante Adaptionen von Der Krieg der Welten gibt, so ist der eigentliche Roman von H. G. Wells definitiv vorzuziehen. Der Roman liest sich auch heute noch sehr gut und ist nicht nur ein Klassiker der Science Fiction, sondern auch der Weltliteratur.