Serie / Zyklus: Krieg der Klone, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
An seinem 75. Geburtstag tat John Perry zwei Dinge: Er besuchte das Grab seiner Frau und ging dann zur Armee. Dies mag seltsam scheinen, doch der Dienst in den Verteidigungskräften der Kolonien stellt für Greise ein wahrhaft verlockendes Angebot dar, denn man wird verjüngt. Wie dies nun genau vonstatten gehen soll, ist den Anwärtern unklar, denn es ist eine Reise ohne Wiederkehr. Noch nie ist ein alter Mensch zurückgekehrt, und es scheint, als ob sich alle nach ihren 10 Jahren Dienstzeit in den Kolonien niederlassen. Die Wahrheit ist freilich unschöner, denn die Menschheit befindet sich seit vielen Jahren mit unterschiedlichsten Völkern fast permanent im Krieg. Es geht um die Verteidigung von Kolonien, aber auch um die Eroberung fremder Kolonien. In den unendlichen Weiten der Milchstraße herrscht ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb, und jede Rasse muss sich seiner Haut erwehren, will man nicht aussterben. So ist es kein Wunder, dass in Wahrheit sich nur sehr wenige Soldaten zur Ruhe setzen können und fast alle irgendwann bei einem der gefährlichen Einsätze, bei denen es auch hin und wieder gegen einen unbekannten Gegner geht, ihr Leben lassen. Doch John und seine Gefährten nehmen es gelassen: Dies ist ein Preis, den sie zu zahlen bereit sind für einen neuen, jungen Körper, der aus ihren Genen geklont wurde und der sich einfach nur wunderbar anfühlt.
Liest man den Roman, kommt einem zwangsläufig der Gedanke, dass dies ein Remake von Robert A. Heinleins Sternenkrieger ist. Tatsächlich weisen beide Geschichten viele Parallelen auf. Doch in zwei Punkten ist Scalzis Romans anders: Zum einen versucht er nicht, seine politischen Ansichten dem Leser unterzujubeln, sondern distanziert sich von jeder politischen Meinung. Zum anderen schreibt er sehr humorvoll, wenn nicht sarkastisch, und genau dann ist der Roman besonders gut. Auf der anderen Seite fehlt dem Roman die Tiefe. Scalzi lässt den Leser nur einen kurzen Blick auf sein Universum werfen, und es wäre besser gewesen, hier und da ein paar Seiten mehr zu schreiben, um die Motivation der Kolonisten (und vielleicht auch innere Konflikte) klar zu beschreiben. So aber wirkt der Roman zu linear und teilweise zu leer. Im dritten und letzten Abschnitt des Romans gelingt es dem Autoren dann, sich von Heinleins Pfad zu lösen, und der Roman beginnt eigenständiger zu werden. Allerdings lässt er das Ganze am Ende ein wenig zu offen enden.
Besonderer Dank gebührt dem Heyne Verlag, der quasi als Bonus die Erzählung "Fragen an einen Soldaten" am Ende des Romans eingefügt hat. Dieses Stück Prosa, das eine fiktive Podiumsdiskussion zwischen John Perry und Kolonisten darstellt, gibt dem Leser einen tieferen Einblick in die politische Ordnung der Föderation. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Text keineswegs Bestandteil des Romans ist, sondern ein eigenständiger Text, der allerdings wunderbar den Roman abrundet.
Fazit: eine durchaus interessante Neuauflage von Sternenkrieger, die vor allen dann glänzte, wenn John Scalzi mit beißendem Humor die Vorgänge der Rekrutierung beschrieb. Seine Berichte der Kampfhandlungen waren jedoch weniger originell. So kann das Buch als interessanter Roman bezeichnet werden, der durchaus das Interesse an Fortsetzungen weckt. 7 von 10 Punkten.
Erik Schreibers Rezension zu Bd.1: Krieg der Klone