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Titel: Krampus
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches ist mit Titel und Inhalt absolut stimmig. Das Cover ist in Braun- und Gelbtönen gehalten und zeigt Krampus, den Herrn der Julzeit – eine zottelige Gestalt mit Hörnern – samt seinem Sack und seiner Rute.
Vom Weihnachtsmann, respektive St. Nikolaus, in eine dunkle Höhle verbannt, sinnt Krampus bereits seit Jahrhunderten auf Rache. Der Bann, der ihn hält, wird schwächer und so schickt Krampus seine Schergen, die Belznickel, auf die Jagd. Diese verläuft allerdings nicht wie erwartet, es gelingt ihnen zwar, den Weihnachtsmann zu verletzten und seinen Schlitten zu zerstören, ihren Anschlag überlebt er allerdings und sein Sack gerät in die Hände eines völlig unbeteiligten: Des erfolglosen Musikers Jesse.
Schon der Prolog macht deutlich, was den Leser in “Krampus” erwartet: Krampus jahrhundertelang genährten Hassgefühle warten darauf, entlassen zu werden – in dieser Geschichte.
Die Hauptperson der Geschichte, Jesse Burwell Walker, dagegen erwartet nicht sonderlich viel von den anstehenden Weihnachtsfest. Von der Frau verlassen haust er “vorübergehend” (seit zwei Jahren) in einem alten Wohnwagen. Und sein abendliches Musikgeschäft bringt nicht einmal genug Geld, um ein Weihnachtsgeschenk für seine Tochter zu kaufen. Der Himmelsfall eines Sackes, der auf eine merkwürdige Verfolgungsjagd folgt, scheint seinem Tag eine positive Wendung zu geben. Aus dem Sack lassen sich sämtliche Kinderträume ziehen, an die man nur denken kann. Die Bescherung für Jesses Tochter sollte damit wirklich gut ausfallen. Tatsächlich läuft es jedoch nach altem Schema ab: Um ein paar Geschenke ärmer und gedemütigt zieht Jesse vom Besuch seiner Familie und ihrem neuen Mann ab.
Auch die Idee, den Sack geschäftlich zu nutzen schlägt fehl, der örtliche Drogenboss ist ganz sicher nicht auf der Suche nach einem Partner – und so landet Jesse wieder bei seinen normalen (Drogen-)Kurierdiensten. Die nächste Begegnung mit den düsteren Wesen, die den Sack verloren haben, macht auch diesen Job zunichte. Und eh’ sich Jesse versieht, befindet er (und seine Familie) sich auf der Abschussliste des Drogenbosses. Da bleibt wohl nur ein Pakt mit dem Teufel.
Entgegen der landläufigen (christlichen) Meinung ist Krampus jedoch beileibe kein Teufel, sondern ein Überbleibsel des alten Glaubens und der Magie. Glauben und Magie, die der Weihnachtsmann mit jeder Bescherung mehr zerstört. Um seine Familie zu retten steht Jesse Krampus bei. Mit moderner Waffengewalt, Drogengeld und alter Magie führen die zwei an der Seite der Belznickel einen Kampf gegen Weihnachtsmann und Drogenmafia. Ein Kampf, bei denen nicht immer Übereinstimmung zwischen Krampus und Jesse herrscht. Ein Kampf, der Jesse verändert. Mit jeden Satz, den er mit Krampus und den Belznickel wechselt, mit jeder Tat, die Krampus Magie oder Jesses Wissen um die “moderne” Welt ermöglicht.
Und auch wenn der Kampf hoffnungslos scheint, ruft er alte Erinnerungen wach. Die Legende von Krampus rückt in den Vordergrund und Jesse erkennt langsam, was wirklich in ihm steckt, was ihn antreibt – und zu Höchstleistungen bringt.
Die Geschichte ist düster. Wirklich heldenhaft oder gut ist keiner der Protagonisten, auch wenn einige definitiv böse zu nennen sind. Es ist eine Geschichte um das (letzte) Aufbäumen alter Riten und Legenden, die Geschichte eines Kampfes, der schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt scheint: Wie kann schon ein Verlierer wie Jesse einem fast vergessenen Wesen beistehen? Der Verlauf der Geschichte vermag es allerdings, den Leser zu überraschen – ebenso wie das Nachwort des Autors. Vielleicht ist der Kampf doch nicht vergebens.
Mit Weihnachten und dem Fest der Liebe hat “Krampus” wenig zu tun – wie auch, ist Krampus doch der Herr der Julzeit. Damit kann “Krampus” sicher schon bei dem einen oder anderen Weihnachtsmuffel punkten. Aber auch spannungs- und mythenbegeisterte Leser werden an dem Buch ihre Freude haben, neben jeder Menge Action bietet es einige Ausflüge in längst vergessene (oder nie gekannte) Mythen. Auf ein wirkliches Happy End darf man bei “Krampus” allerdings nicht hoffen, schon der Blick aus dem dezemberlichen Fenster gibt einen Ausblick auf das Ende der Geschichte – auch wenn es nicht ganz so schlecht ausgeht, wie man meinen könnte. Zartbesaitete Leser sollten allerdings die Finger von “Krampus” lassen: Der Kampf gegen den Weihnachtsmann ist ebenso blutig und brutal wie das Milieu, in dem sich Jesses täglich herumtreibt. Ob es gefällt liegt damit wohl am Leser selbst, eines kann man auf jeden Fall sagen: “Krampus” bringt definitiv Abwechslung in den “Adventsalltag”.