Titel: Übersetzungen aus dem Kolosianischen. Kurzgeschichten. Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Beispiele gefällig?:
In „Standardkerzen“ blickt ein Wissenschaftler auf verpasste Gelegenheiten im beruflichen wie im privaten Leben zurück.
„Übersetzungen aus dem Kolosianischen“ bringt uns mit der Frage zusammen, wie es kommt, dass das gleiche Theaterstücke auf unterschiedlichen Planeten aufgeführt wird.
In „Gus“ freundet sich ein Geistlicher mit einem Computerprogramm an, das den heiligen Augustinus simuliert, erteilt ihm die Absolution und löscht ihn/es.
Besonders hat mich gefreut, dass mit „Geisterschiff“ der erste Schimmer von McDevitts späteren Romanen durchscheint. Hier lernen wir etwas über „Die Legende von Christopher Sim“, die er zu seinem ersten erfolgreichen Roman ausbaute.
McDevitts in Deutschland veröffentlichte Romane haben im Wesentlichen zwei Handlungsstränge. Sowohl die Geschichten um die Pilotin Priscilla Hunt als auch die Romane um den Antiquitätenhändler Alex Benedict und seine Mitarbeiterin Chase Kolpath haben immer auch das Staunen des Menschen angesichts der Vielfalt des Lebens zum Thema, wie unterschiedlich sie auch immer verpackt sind, wie abenteuerlich sie uns auch mitnehmen. In seinen Kurzgeschichten gelingt es Jack McDevitt fast noch besser, die Neugier auf das Ausloten der menschlichen Natur aufrecht zu erhalten. Ein wenig Jack McDevitt ist auch darin verwoben – so ist z.B. das Schachspiel Thema in zwei Kurzgeschichten, von denen „Die Jersey-Flinte“ mich besonders berührt hat. Die Kraft der Literatur wird in der Titelstory und in „Zweigstelle Fort Moxie“ deutlich. Der vorliegende Band deckt eine breite Palette möglicher Themen aus dem Genre ab. Zeitreisende („Zeitreisende sterben nie“)und Aliens (so in „Übersetzungen aus dem Kolosianischen“) fehlen natürlich auch nicht.
Kurzgeschichten sind nicht mehr en vogue. Das ist sehr schade, geben sie doch manchmal ein viel besseres Medium zum Transport von eigentümlichen und faszinierenden Geschichten in der Science Fiction ab, als es längere Romane tun.
Jack McDevitt schrieb eigens zu dieser Sammlung von Kurzgeschichten ein Vorwort. Sein Rückblick auf diesen Teil seines Werks endet mit der Überlegung, falls es wirklich ein durchgängiges Thema dieser Geschichten gäbe, habe „… es zu tun mit unserer Unfähigkeit zu erkennen, wie wichtig wir eigentlich füreinander sind.“ Ein passendes Ende dieser Rezension.
Es ist Andreas Irle hoch anzurechnen, dass er das Wagnis einging, Jack McDevitts Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Sie lohnen das Lesen.