Reihe: Die Königsmörder-Chronik, Band 2 (Teil 2) Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Kvothes Eltern waren sogenannte Edema Ruh. Hinter diesem Begriff stehen die fahrenden Schauspieler und Musikanten, die man anderweitig auch einfach als fahrendes Volk bezeichnet. Kvothes Eltern wurden grundlos von den Chandrian ermordet. Kvothe verstand die Welt nicht, als die Tat niemanden wirklich zu interessieren schien. So kämpfte er sich durchs Leben, steht aber weiterhin alleine auf der Welt. Auf der Suche nach den Mördern seiner Eltern ist er nicht weitergekommen, aber Plan B - lernen und Wissen erlangen - gelingt ganz gut. Inzwischen ist der wissbegierige Student an der Universität in der Nähe von Imre eingeschrieben. Seine Studentenschaft führt zu ungewollten Problemen, und so verlässt er die Universität. Sein Weg, weg vom Wissen, führt ihn an den adligen Hof von Alveron, hin zur Tat. Es gelingt ihm, den Maer, den Herrscher, vor einem Anschlag zu schützen, und auch bei dessen Brautwerbung ist er nützlich. Doch anschließend muss er gehen. Seine neue Aufgabe besteht darin, die bösen Buben zu fangen, die des Maers Steuereintreiber ständig meucheln und das Steuergeld entführen. Mit einer Gruppe Söldner im Gefolge spürt Kvorthe die Banditen auf und lässt seinen Gegnern keine Chance.
Der Heimweg gestaltet sich etwas schwierig, da Kvothe, höflich gesprochen, vom Weg abkommt. Er begegnet dabei der betörenden Fae Felurian. Durch ihre märchenhafte Schönheit verliert er die Kontrolle über sich und verfällt ihr. Nur schwer gelangt er wieder zu Sinnen und die Flucht aus ihren Armen gelingt ihm nur durch eine List, aber mit ihrem Schattenmantel. Der Weg führt ihn zwar weiter am Rand der großen Steinstraße nach Hause, doch wird er abermals aufgehalten. Diesmal sind es jedoch die stillen Krieger der Ademre, bei denen er für einige Zeit unterkommt. Für einige Wochen wird er ausgebildet, lernt nicht nur deren gestenreiche Sprache kennen, sondern auch ihre Denkweisen. Vielleicht sind es gerade diese, die ihn etwas vorsichtiger werden lassen und die ihn dazu bringen, ein klein wenig Furcht im Herzen zu tragen. Sicherlich sind die Wochen bei den Ademre der Grundstein zu seiner eigenen Weisheit. Mit dem Schwert Saicere an seiner Seite tritt er den Heimweg voller Gefahren und Herausforderungen an, um in der Universität wieder an seinen Forschungen zu arbeiten und zu lernen. Einiges hat er sicherlich gelernt, denn er ist nicht mehr der unbesonnene junge Mann, sondern er ist reifer, erwachsener geworden.
Betrachtet man die Karte, die dem Buch auf der Innenseite beigegeben ist, so findet man viele Ähnlichkeiten mit Tolkiens Welt. Die zivilisierte Welt, wie die Karte genannt wird, ist genau wie Mittelerde aufgebaut. Im Osten das Gebirge und ein Königreich Modeg, dessen Name an Mordor erinnert, und im Westen die Küste und das weite Meer. Ob bewusst oder unbewusst, seit der Veröffentlichung von Mittelerde werden viele Karten so aufgebaut. Bildlich ist diese Unterstützung hilfreich, wenn man den Weg des Kvothe, Sohn des Arliden, verfolgen will.
Die Erzählung wird ohne Bruch direkt weitererzählt. Leider musste das Buch geteilt werden, da der Umfang der Übersetzung den Rahmen eines Buches gesprengt hätte. Es ist daher aber auch nicht verwunderlich, wenn es direkt an die bisherigen Ereignisse ansetzt und diese nahtlos weiterführt. Die Haupthandlung dient als roter Faden, an dem entlang sich die Geschichte weiterentwickelt. Die Spannung auf das Kommende wird gekonnt durch die Nebenhandlung vorangetrieben. Insgesamt entsteht eine Art Teppich, der ein wundervolles Bild der Welt bietet. Die Welt, die Patrick Rothfuss in Kvothes Geschichten und Eindrücken entwirft, wird immer facettenreicher und für den Leser verständlicher. Gleichzeitig zeigt die Geschichte, wie Kvothe von ihr geformt wird und wie er sie formt. Das ist ein ausgeglichenes Verhältnis, beide Seiten geben und nehmen.
Patrick Rothfuss bietet uns wieder zwei unterschiedliche Handlungsstränge an. Der kauzige, aber recht beliebte Wirt Kote, hinter dessen unscheinbarem Äußeren keiner Kvothe vermutet, erzählt einem unbekannt bleibenden Schreiber seine Geschichte. Im Vordergrund steht aber die Erzählung, die nur kurz von kleinen Begebenheiten im Gasthof unterbrochen wird. Die dadurch erzeugte Abwechslung macht das Buch lesenswerter, weil die Neugier des Lesers geschürt wird. So begleitet der Leser viele Freunde, Gefährten, Gegner Kvothes. Patrick Rothfuss haucht jeder Person ein unverwechselbares Eigenleben ein. Kvothe selbst ist nicht nur ein Held, sondern besitzt seine Eigenheiten. Das Buch lebt mit und von seinen erschaffenen Personen.