Serie: Forgotten Realms: Die Legende vom Dunkelelf, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Anke Brandt |
Die »Legende vom Dunkelelf « schließt in ihrer Handlung direkt an »Die Rückkehr des Dunkelelf « an. Neben Drizzt Do’Urden begegnen wir seinen Freunden wieder, aber auch Obould Todespfeil, der im vorangegangenen Zyklus eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat.
Nun befinden sich die Helden im Jahr der Wilden Magie. Die Orks, untereinander uneins, belagern Mithril-Halle und den Mondwald. Bruenor Heldenhammer hat nur ein Ziel: den König der Orks zu vernichten und damit den Krieg ein für alle Mal zu beenden.
Cattie-brie, die immer noch an ihrer Verletzung zu leiden hat, kann diesmal nicht am Kampfgeschehen teilnehmen, doch sie begleitet Wulfgar, der wiederum ganz andere Pläne hat. Er begibt sich auf die Suche nach seiner Adoptivtochter und beschließt, sein Glück in Eiswindtal zu suchen. Bruenor, Drizzt und der Halbling Regis ziehen in den Kampf, um den König der Orks zu erledigen. Doch schon bald erfahren sie, dass Obould nicht der Drahtzieher hinter den Angriffen der Orks ist, denn dieser König hat etwas ganz anderes im Sinn ...
Zuerst die gute Nachricht: Drizzt Do’Urden ist zurück. Doch damit bin ich fast schon am Ende mit den wirklich guten Nachrichten, denn der ganze Rest der Geschichte macht auf mich einen eher Lücken füllenden Eindruck. Salvatore leitet mehrere Handlungsstränge ein, die aber irgendwie alle nicht zueinander führen. Jeder geht seinen eigenen Weg, jede Handlung bleibt für sich allein, mehr oder weniger. Es mag daran liegen, dass »Der König der Orks « erst der Beginn des neuen Zyklus ist, doch hat der Autor die einzelnen Handlungsstränge abgeschlossen. Da bleibt man als Leser nicht mit der Frage zurück: Wie geht es denn nun weiter? Einzig Wulfgars Schicksal bleibt noch offen, doch auch da gibt es schon Andeutungen, wie es sich entwickeln könnte.
Gelungen fand ich allerdings den Zwist unter den Orks. Diese Uneinigkeit über ihre Ziele gibt einen kleinen Einblick in diese Wesen als Individuen. Salvatore zeigt auf, dass sie sehr wohl eine eigene Meinung haben und nicht immer dem Befehl des Stärkeren unterliegen müssen. Doch er geht dabei einen Schritt zu weit. Obould, der in der vorangegangenen Trilogie als das personifizierte Böse charakterisiert wurde, erlebt innerhalb kürzester Zeit einen kompletten Sinneswandel. Und der Leser weiß sehr früh, dass Obould plötzlich von einem harmonischen Leben träumt. Das nimmt der gesamten Handlung jede Menge an Spannung, denn es gelingt dem Autor meiner Meinung nach nicht, den Kontrahenten Oboulds - Grguch - so darzustellen, dass er zu einer tatsächlichen Gefahr werden könnte.
Und dennoch, wer die vorangegangenen Bände der »Vergessenen Welten « gelesen hat, wird insgesamt auf seine Kosten kommen. Der Leser begegnet vielen alten Bekannten wieder, was beim Lesen fast so etwas wie ein Treffen mit alten Freunden ist. Es tut gut, zu erfahren, wie es den Gefährten in der Zwischenzeit ergangen ist, denn eine Serie, die über so viele Jahre die Fans begeistert, kann es sich einfach mal leisten, nicht ganz so actiongeladen daherzukommen, wie man es gewohnt ist.
Zum Abschluss daher noch der Hinweis an Neueinsteiger in die Serie: Dieser Band eignet sich auf keinen Fall für den Einstieg in die Serie, da sehr viel und oft auf zurückliegende Ereignisse eingegangen wird.