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Titel: Klappe zu Balg tot Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Schon im Jahr 2009 erschien die Kurzgeschichtensammlung aus der Feder von Regina Schleheck im Wurdack-Verlag. Kannte ich die Autorin bisher aus dem Bereich Hörspiel (u.a. schrieb sie Scripte zur Mark Brandis-Vertonung, die im selben Verlag erscheint), so war ich offensichtlich nicht recht gewarnt, als sie mir noch im letzten Jahr mit großer Freundlichkeit ihr kleines Büchlein anbot, mit dem Hinweis, das Ernst Wurdack es "Alltagshorror" nennen würde.
Nun, Horror habe ich schon einiges gelesen, da kann mich ja kaum mehr etwas erschüttern - so dachte ich zumindest. Regina Schleheck, auf dem Backcover des Büchleins als freundliche Lehrerein "von nebenan" abgebildet, betreibt hier einen hundsgemeinen Anschlag auf die Psyche des Leser.
Kaum werden in den 24 Kurzgeschichten detailiert blutrünstige oder ähnliche mit anderen Körperflüssigkeiten in verbindung stehende Ekeligkeiten geschildert. Schleheck beschränkt sich auf die Macht der Worte und beherrscht diese so hervorragend, das einem das kalte Grausen kommt. Was sie beschreibt, sind mehr oder weniger Alltagsgeschichten. Eine verlebte Liebe, die ihren bitteren Ausgang findet. Ein nicht gewolltes Kind und eine klemmende Babyklappe - im Winter fatal... Ein unbelehrbarer Mauerschütze oder eine Pflegende, die nur einmal etwas mehr Zeit für sich haben möchte - mit tragischem Ausgang.
Kleine, gemeine Wendungen in fast jeder Geschichte machen den Reiz aus. Hinterlistig, aber auch oftmals doppeldeutig, vermag es Regina Schleheck aus den buchstäblich alltäglichen Nichtigkeiten, aus der Routine, den persönlichen Horror zu entwickeln. Schleheck hat mit einem wachen Auge unsere Gesellschaft inspiziert und demontiert unsere oberflächliche Moral, unterwirft der dünnen zivilisatorischen Ethik eine gründliche Autopsie - meist mit tödlichem Ausgang.
Dabei sind kaum Geschichten dabei, die einen phantastischen Hintergrund besitzen, das ist hier aber auch nicht nötig. Der Horror, das Grauen, das nur mit wenigen Worten in jeder Erzählung aufgedeckt wird, genügt.
Feinster Horror auf literarisch höchstem Niveau. Ein grauenvoll gutes Buch!
Daher verdiente 9,5 von 10 Punkten.
Eine Leseprobe des Buches ist hier zu finden: http://www.wurdackverlag.de/downloads/balgtotLP.pdf