Titel: Raststätte Mile 81 Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Dies ist ein Kurzroman, der nur als eBook erhältlich ist, das wird einige abschrecken. Besonders diejenigen unter Euch, die keinen Reader besitzt. Aber man kann sich verschiedene kostenlose Programme auf den PC herunterladen, und das Buch trotzdem lesen.
Der 11-jährige Pete Simmons darf nicht mit den Großen spielen. Deren Fahrradstunts sind zu gefährlich, alsdass sein großer Bruder ihn mitmachen ließe – aus Angst vor der Schelte der Eltern, sollte ihm was passieren. Und, weil (was er nie zugeben würde) den Kleinen mag.
Weil Pete noch nicht nach hause gehen will, schleicht er in die stillgelegte Raststätte bei der Mile 81, wo sich die Wirklich Großen vergnügen.
Er findet eine Flasche mit einem Rest Wodka, beschaut sich die vielen Poster mit rasierten Muschis (Pete wusste nicht recht, was das Besondere daran sein sollte – ihm kamen sie ein bisschen eklig vor – aber er würde vermutlich noch draufkommen, wenn er älter war. Außerdem machten die nackten Titten das wieder wert. Die nackten Titten waren echt geil.) und wirft Dartpfeile auf Justin Bieber (von der Beeber-Line). Der Wodka macht ihn lustig, und dann macht er ihn müde. Pete schläft auf einer der schmuddeligen Matratzen ein.
Die Einfahrt der Raststätte ist mit orangenen Fässern abgesperrt. Doch das hält einen schlammbedeckten Kombi unbekannter Bauart nicht davon ab, genau dort hineinzurasen. Dann öffnet sich die Tür, und das Auto lauert auf Beute!
Die kommt auch gleich in Folge eines Vertreters, der sich als barmherziger Samariter betätigen will. Aber da ist kein Fahrer, dem man helfen könnte, nur ein Monster, das Menschen frisst. Sobald irgendein Körperkontakt hergestellt wird, klebt das Opfer fest und wird vom Kombi aufgesogen.
Der Vertreter ist nicht der einzige, der anhält. Zwei Kinder müssen mit ansehen, wie das Auto ihre Eltern frisst. Ein herbeieilender Polizist gleubt ihnen natürlich nicht. Das letzte lebendige Auto, das er sah, hieß Christine (Hiermit ist die John Carpenter-Verfilmung von Stephen Kings gleichnamigen Romans gemeint, und ja, ich liebe solche Insidergags!)...
Mile 81 ist eine spannende, in sich abgeschlossene Kurzgeschichte, wie man sie in verschiedenen Storysammlungen (wie z. B. Nachtschicht) von Stephen King findet. Schließlich ist der Mann nicht nur ein begnadeter Romanautor, sondern auch ein fleißiger Kurzgeschichtenschreiber.
Als eigenständiges Buch wäre sie zu kurz, aber ich hoffe sehr, dass sie mit anderen Kurzgeschichten zu einem verschmolzen wird (King zweitverwertet gerne Geschichten, die zuvor in Anthologien oder Zeitschriften veröffentlicht wurden). Hauptsache, sie wird in einem Buch erscheinen.
Dass sie nur als epub erschien, soll wohl den eBook-Absatz bei Heyne ankurbeln (Allerdings wurde es auch im Original nur als eBook veröffentlicht).
Zuerst habe ich mich weigern wollen, war dann aber zu neugierig auf die Geschichte.
Allerdings hat sich meine Meinung gefestigt. Nun, das Lesen von eBooks macht mir keinen Spaß. Nicht auf dem Rechner, und auch nicht auf einem Reader. Bücher sind augenfreundlicher, und benutzerfreundlicher sind sie auch.
Aber diese Geschichte, die ist klasse. Klassischer Horror, kurz (60 kleine Reader-Seiten) und schmerzhaft. Ein Monster, dass Menschen frisst. Kinder, die auf sich gestellt, und mit Hilfe ihres unkomplizierten Denkens Dinge tun, die ein Erwachsener nicht einmal in Erwägung ziehen würde. Echt klasse, King sollte mehr Kurzgeschichten schreiben!