![]() | Titel: King Kong Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Für Anne Darrow bricht eine Welt zusammen, als ihr Theater überraschend geschlossen wird. Zusammen mit ihren Arbeitskollegen sitzt sie auf der Straße und weiß nicht, was sie machen soll. New York ist fest im Griff der Weltwirtschaftskrise. Einen neuen Job zu finden ist nicht leicht. Guter Rat ist teuer. Gleichzeitig ist der Produzent und Regisseur Carl Denham auf der Suche nach einer neuen Hauptdarstellerin für seinen Film. Die Dame, die er eigentlich vorgesehen hatte, ist überraschend abgesprungen. Außerdem sitzen ihm noch seine Financiers im Nacken, die endlich ein Ergebnis sehen wollen. Das Schicksal führt Anne und Denham zusammen. Er kann die junge Schauspielerin für sein undurchsichtiges Projekt gewinnen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion lässt er alles zu einem alten Frachter schaffen, den er überhastet auslaufen lässt. Mit an Bord befindet sich auch der Drehbuchautor Jack Driscoll, der für den Produzenten eine Filmstory verfassen soll. Carl Denham macht ein Geheimnis daraus, wo die Reise hingehen soll. Was bisher noch niemand weiß, ist, dass er in den Besitz einer geheimnisvollen Karte gelangt ist, auf der sich die Position einer bisher noch unentdeckten Insel befindet. Ihn und seine Mitreisenden erwartet dort ein ungeahntes, tödliches Abenteuer ...
Kurz nachdem Peter Jackson seinen Film THE FRIGHTENERS fertiggestellt hatte, wollte er mit einem seiner großen Traumprojekte beginnen: dem Remake des Klassikers KING KONG. Doch verschiedene Gründe, darunter auch das Abschneiden des US-Debüts des neuseeländischen Regisseurs und Produzenten an der Kinokasse, ließen KING KONG in der Versenkung verschwinden. Aber schon damals hatte Jackson ein As im Ärmel und begann mit den Vorbereitungen zu den HERR-DER-RINGE-Filmen. Was darauf folgte, ist Geschichte.
Nach dem gewaltigen Erfolg der J.-R.-R.-Tolkien-Adaptionen konnte sich Peter Jackson sein nächstes Projekt aussuchen. Nur hatte keiner gedacht, dass er sich so schnell dem Riesengorilla zuwenden würde. Allerdings liegen die Gründe auf der Hand. Schon bei den Extended Editions der HERR-DER-RINGE-Filme wurde die Andeutung gemacht, dass er so schnell wie möglich den Film machen wolle. Immerhin hatte er jetzt noch sein Team beisammen, mit dem er drei der größten Kassenschlager gemacht hatte. Warum also das Kreativteam im Sande verlaufen lassen? So findet man auch in den Credits jede Menge Namen wieder, die man schon aus den vorhergehenden Projekt kennt.
Natürlich stellt sich die Frage, ob ein Remake eines über 70 Jahre alten Klassikers, der bis heute unerreicht ist, wirklich Sinn macht. Schon Mitte der 70er Jahre hatte man ein Remake auf den Weg gebracht, das aus heutiger Sicht unfreiwillig komisch wirkt. Vielleicht auch deswegen, weil man die Story in die Gegenwart transferierte. Diesen Fehler macht Jackson in seiner Version nicht. Er belässt die Geschichte in der Zeit, in der sie geschrieben wurde. Anfang der 30er Jahre sah die Welt noch etwas anders aus. Dies macht der Regisseur schon gleich zum Beginn seiner Version deutlich. In einer Sequenz kann man erleben, wie New York damals unter der Knute der Weltwirtschaftskrise gestanden hat. Hohe Arbeitslosigkeit und die Prohibition bestimmten das Leben in der Stadt. Witzigerweise kann man dabei zahlreiche Parallelen zu der heutigen Zeit feststellen, denn soviel hat sich nun auch wieder nicht geändert.
Die Handlung bewegt sich nah am Originaldrehbuch und an der Geschichte aus der Feder von Edgar Wallace (ja, der Krimiautor) und Merian C. Cooper. Einige Aspekte wurden erweitert, kleinere Änderungen vorgenommen, aber insgesamt hat man es mit der gleichen Geschichte zu tun. Das beschädigt die Faszination des Films in keiner Weise. Man merkt Jackson seine Liebe zu dem Stoff an. Schließlich war es KING KONG gewesen, der ihn auf den Weg gebracht hat. Genau das ist es, was einen großen Teil des Flairs dieser Neuverfilmung ausmacht.
Technisch setzt Jacksons KING KONG allerdings neue Maßstäbe. Schon Gollum wirkte überraschend realistisch, aber was man aus dem eigentlichen Star gemacht hat, ist einfach unglaublich. Wenn Kong auf der Leinwand agiert, dann spürt man sein Leben. Vorbei ist die Zeit von computererzeugten Charakteren, die mit einer wächsernen Mimik auskommen. Kong präsentiert sich mit größter Präzision und könnte durchaus auch als lebender Akteur durchgehen. Dies liegt zum einen an der Motion-Capture-Technologie, die sich seit Gollum sehr weiterentwickelt hat, zum anderen an der Präsenz von Andy Serkis, der Kong mit Leben erfüllt. Aber damit nicht genug, denn nach rund einer Stunde behäbiger Überfahrt wird der Zuschauer in ein unglaubliches Abenteuer gestürzt, dessen Bilderflut schier überwältigend ist. Eines der großen Highlights des Film ist unbestritten der große Kampf Kongs mit den drei T-Rex. Hier spielt sich die technische Präzession auf höchstem Level aus. Der Zuschauer wird quasi in den Kinosessel gedrückt, bleibt sprachlos sitzen. So etwas hat man schon lange nicht mehr auf der Leinwand oder dem Bildschirm gesehen.
In einer Zeit, in der seelenlose Special-Effects-Feuerwerke im Stile der neuen STAR-WARS-Trilogie vorherrschen, zeigt Peter Jackson, wie es funktionieren muss. Eine gute Story und Spezialeffekte schließen sich nicht aus, sondern können perfekt zusammenarbeiten. Manche Filmemacher sollten sich das zu Herzen nehmen. Man inszeniert keine Filme um Spezialfeffekte herum, sondern um Geschichten, mit denen man den Zuschauer von Anfang bis Ende fesseln kann. So macht man großes Kino im klassischen Stil.
Nachdem die Kinofassung bereits auf HD-DVD veröffentlicht wurde, hat man sich für das Blu-Ray-Release etwas Besonderes ausgedacht. Hier sind sowohl die Kinofassung als auch die Extended Edition enthalten. Damit hat es sich aber mit den großen Besonderheiten.
KING KONG wartet auf Blu-Ray mit einem makellosen Master auf. Nicht die geringsten Mängel sind festzustellen. Zwar hat Peter Jackson ähnliche Stilmittel wie bei der HERR-DER-RINGE-Trilogie benutzt, aber das Bild wirkt nie weichgezeichnet, wie es für manche Special-Effects-Produktionen der letzten Zeit so typisch ist. Die Schärfe lässt viele Einzelheiten erkennen. Vor allem auf Skull Island bemerkt man erst, wie gut die Hauttexturen der verschiedenen Monster geraten sind. Auch der Dschungel wird sehr detailliert dargestellt. Man kann sogar einzelne Blätter erkennen. Das große Highlight ist aber Kong selbst, bei dessen Großaufnahmen jedes einzelne Haar des Fells zu erkennen ist. Die großen Stärken des Blu-Ray-Formats wirken sich allerdings manchmal auch etwas negativ aus. So fällt bei manchen Szenen der Unterschied zwischen realen und computergenerierten Figuren etwas auf.
Der Ton wartet mit einem sehr runden Mix auf. Die deutsche Spur wartet mit einem DTS-5.1-Sound auf, der eine sehr gute Atmosphäre liefert. Vor allem bei den Dschungelszenen wirkt alles sehr räumlich. Der englische Ton in DTS-HD Master Audio besitzt etwas mehr Druck, ist aber nur wenig differenzierter.
Die Special Features sind schnell abgehandelt. Der Audiokommentar stammt von der 3-DVD-Edition, wurde also für diese BD nicht neu erstellt. Die kleinen Featurettes sind als Bild-in-Bild-Beiträge im Universaltypischen U-Control untergebracht. Und damit hat es sich auch schon mit den Extras.
Bild- und tonmäßig zeigt die Blu-Ray-Disc von KING KONG eindrucksvoll, was das Medium vermag. Nur bei den Extras schwächelt der Riesenaffe etwas, was aber für denjenigen, der die 3-Disc-DVD-Edition sein Eigen nennt, etwas zu verschmerzen ist. Dennoch hätte man sich für einen solchen etwas mehr gewünscht. Durch die fehlenden Extras wird der positive Gesamteindruck des Scheibe etwas geschmälert. Kaufenswert ist sie dennoch.