Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das alte Mantra Geld ist Macht gilt in der fernen Zukunft nicht mehr und wurde ersetzt durch Geld ist Leben. Nur wer genügend Meriten bezahlen kann, kommt in Genuss einer Reihe von lebensverlängernden Maßnahmen und am Ende, nach der letzten sündteuren Maßnahme, steht das ewige Leben und der Zutritt zum elitären Club der Unsterblichen. Esebian steht kurz vor der Erreichung dieses Ziels – ihm fehlen „nur“ noch 50000 Meriten für die letzte Behandlung und für diesen Weg ging er im wahrsten Sinne über Leichen: Esebian war ein Auftragskiller. Viele Jahrzehnte hat er nun seine dunkle Vergangenheit hinter sich gelassen, doch dann offenbart sich ihm jemand, der sein Geheimnis kennt. Noch einmal soll er einen Mord begehen. Der Preis: Die restlichen 50000 Meriten und Schweigen über seine Vergangenheit. Doch sein Auftrag ist unmöglich, denn Esebian soll einen Unsterblichen töten. Esebian muss nun seinen Auftrag ausführen und steht mit dem Rücken zur Wand. Viel Zeit bleibt ihm nicht, denn seine letzte Behandlung seht an und muss durchgeführt werden, wenn er nicht den Zerfall seines Körpers in Kauf nehmen will.
Keine Frage: Hier bekommt man keine „wohlfühl Science Fiction“ geboten, sondern einen knappharte Geschichte mit einem Protagonisten, der dem Leser nicht immer sympathisch ist. Das Universum, dass Andreas Brandhorst beschreibt ist hart und rücksichtslos. Die Unsterblichen verfügen über eine nahezu unbegrenzte macht und sind nicht nur unsterblich, sondern auch kaum zu töten, denn die Medizin hat sich so weit fort entwickelt, dass man fast alles behandeln kann. Die Unsterblichen können sich alles leisten. Hinzu kommt, dass dieser elitäre Zirkel auf eigenen Welten Leben und unter sich bleibt. Ganz klar: Wer Unsterblichkeit erlangt hatte, der hatte es geschafft und musste sich um seine Zukunft keine Gedanken mehr machen und lebt im Pantheon wie ein Gott. Anders sieht es für die übrigen Menschen aus. Diese müssen nach wie vor hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten und sie können kein Entgegenkommen erwarten, denn die Unsterblichen regieren mit eiserner Hand. Doch das Universum des Autors bietet mehr. Es gibt sehr viele Details, die nicht alle geklärt werden (muss auch nicht sein). So gibt es z. B. die Gemischten Gebiete, so eine Art modernen Slum, in denen Menschen Leben, die nicht für eine Unsterblichkeitsbehandlung geeignet sind. Somit kann man fast drei Kasten Unterscheiden: Die Unsterblichen, Menschen die sich den Behandlungen unterziehen (oder dies könnten) und Menschen, denen dies nicht möglich ist. Aus letzterem Pool von Menschen stammt Leandra, eine PSI Begabte Frau, deren Schicksal sich mit dem Esebian verbindet. Beide müssen den Drahtzieher hinter der ganzen Intrige enttarnen, bevor dieser den ehemaligen Killer ans Messer liefern kann. Und natürlich gibt es noch in dem Beamten Akir Thalon noch einen Antagonisten, der recht bald versteht, dass er es nicht mit einem einfachen Attentäter zu tun hat, sondern mit der Spitze eines Eisbergs einer Verschwörung.
Ein letzter Aspekt bleibt noch zu erwähnen: Esebian hatte während seiner viele Jahrzehnte andauernden Verbrecherkarriere mehrfach seine Identität gewechselt und dies führt zu einer Art Schizophrenie. Diese zwangsweisen, inneren Reflexionen werten die Geschichte auf und helfen der Handlung über Längen hinweg. So kommt am Ende ein etwas zu lange geratener, aber doch überdurchschnittlicher SF Roman heraus, der durchaus zu den besten Deutschen Science Fiction Werken des vergangen Jahres gezählt werden muss.
7 von 10 Punkten.