|
|
Ben Maxwell scheint offenbar schon zum zweiten Mal Hauptprotagonist in einem Gerber-Roman zu sein. Das Erstlingswerk "Pharma" (ebenfalls bei Heyne erschienen), habe ich nicht gelesen, jedoch trifft es in seinem Inhalt auch nicht recht die Zielgruppe dieser Seite. Nun arbeitet Maxwell für die FDA (die amerikanische Food and Drug Administration) und ist für die Genehmigung medizinischer Hilfsmittel zuständig. Sein aktuelles Projekt: CardioPatch, ein auf tierischer Grundlage entwickelter "Flicken", um Aortenaneurysmen zu reparieren. CardioPatch steht unmittelbar vor der Zulassung, als es in einem kleinen Krankenhaus in Virginia zu einer Menge unerklärlicher Todesfälle kommt. Offensichtlich scheint ein direkter Zusammenhang mit CardioPatch zu bestehen, denn ein bislang unbekannter Virus greift alle Menschen an, die dort zu Testzwecken eine solche Operation hinter sich haben.
Maxwell kontaktiert seinen Vorgesetzten, um ihn darüber zu informieren, dass er unter diesen Umständen CardioPatch nicht genehmigen kann. Damit wird Maxwell jedoch in einen unergründlichen Studel aus politischen und wirtschaftlichen Interessen gezogen. Im Mittelpunkt stehen unter anderem eine ehrgeizige Senatorin und ein christlicher Fundamentalist. Beide sind sowohl mit dem Ausbruch des Viruses, mit CardioPatch, aber auch mit einem bevorstehenden Großereignis in den USA, einer Menschenkette von der Ost- zur Westküste gegen den Terrorismus, verbunden. Jedoch erschließt sich dem Leser erst langsam, welches scheinbar undurchdringliche Geflecht sich hier augebaut hat.
Mehr als Dreingabe statt als konkreter Handlungsbereich ist die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Ben Maxwell und Jack geschildert. Letzterer verkehrt im Hacker-Millieu und kann durch sein Wissen seinen in technischen Dingen etwas zurückgebliebenen Vater oftmals unterstützen. Natürlich geraten beide durch ihre Handlungen in große Gefahr, jedoch wissen beide, dass mehr auf dem Spiel steht als nur ihrer beider Leben.
Durchaus spannend schildert Rip Gerber als Autor mit dem entsprechenden Hintergrund diesen Thriller. Ganz so heftig hätte ich mir manche Szenen nicht gewünscht, da diese fast schon aus dem Setzkasten amerikanischer Paranoia stammen, jedoch vermengt sie Gerber zu einer gut strukturierten und interessanten Geschichte, die es wert ist, "spannende Unterhaltung" genannt zu werden. Zwar sind zu Beginn des Buches manche medizinischen Begriffe etwas durcheinandergeraten, aber grundsätzlich ist der wissenschaftliche Hintergrund gut recherchiert und glaubhaft. Ich hoffe nicht, dass die Administration der amerikanischen Behörden derart in einen Filz von Macht, Einfluss und Geld eingesponnen sind, wie es Gerber schildert - aber es würde einiges erklären.
"Killervirus" ist trotz des markigen deutschen Titels ein spannender Katastrophenthriller, der durchaus für die fesselnde Lektüre zu empfehlen ist.