Titel: Kill Decision Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Seit Monaten halten Drohnenangriffe die Welt in Atem, ohne dass erkennbar ist, wer dies alles in Gang gesetzt hat. Wir lernen zu Beginn des Romans, dass es sich um eine nie zuvor da gewesene Häufung solcher Terrorereignisse handelt. Genug, um eine neue Runde im Wettrüsten einzuläuten. Eine Allianz aus Mitarbeitern aller nationalen Geheimdienste und des Militärs der USA arbeiten bereits intensiv daran, die entsprechende Stimmung im Land zu erzeugen und nutzen dabei intensiv die öffentlichen und die sozialen Medien. Die Drohnen funktionieren mit Hilfe von Computerprogrammen, die sie zu autonomen Entscheidungen befähigen sollen. Das im Rahmen eines Forschungsvorhabens entwickelte entsprechende Programm wurde aus dem Netz gestohlen. Gleichzeitig werden die Forschungsergebnisse einer Biologin zur Schwarmintelligenz einer bestimmten Ameisenart genutzt. Eine kleine, geheime Militäreinheit bewahrt die Forscherin in letzter Sekunde vor einem tödlichen Anschlag. Diese kleine Gruppe von Militärangehörigen und die Forscherin versuchen nun, die weitere Verbreitung dieser Drohnen zu verhindern. In einer spektakulären Aktion gelingt ihnen dies – wenigstens fürs erste.
Der Autor hat viele aktuelle Themen in seinen Roman gepackt. Forschungsergebnisse werden aus einem Universitätsnetz gestohlen und ins Internet gestellt, die Spur der Spionage lässt sich zu Servern in Osteuropa und China zurückverfolgen. Das Militär hält die Furcht vor Terrorangriffen hoch und treibt mit Hilfe von darauf spezialisierten PR-Agenturen erst die Öffentlichkeit dazu, lautstark Forderungen nach Schutz zu erheben, und dann die politischen Gremien, immer mehr Mittel in die Rüstung zu stecken. Das Völkerrecht wird schon länger durch Drohnenangriffe auf mutmaßliche Terroristen in fremden Ländern ausgehebelt. Das Militär unterhält Einheiten, die keinem Parlament bekannt sind und folglich auch keiner demokratischen Kontrolle unterliegen. Zusammengebaut werden die neuen Waffen in einem Land der dritten Welt. Das alles rührt der Autor zu einer explosiven Mischung zusammen. Das allein macht das Buch aber nicht gut. Es sorgt nur für sich genommen für viel Action.
Spannend wurde es für mich durch die Anwendung biologischer Forschung auf die Entwicklung von Waffen. Man stelle sich vor, dass Drohnen unterschiedlichster Art konstruiert werden können, ganz so wie es Ameisen mit unterschiedlichen Aufgaben in einem Bau gibt. Sie werden entsprechend ihrer Aufgabe ausgestattet und bewegen sich, einmal losgelassen, völlig selbständig, bis ihre Aufgabe erledigt ist. Niemand kann sie aufhalten. Sie arbeiten zusammen und teilen Informationen untereinander. Die Bauanleitung steht im Internet. Jede einigermaßen intelligente Terrorgruppe kann nach dieser Anleitung tausende von ihnen bauen und sie alle auf ein Ziel programmieren. Die bloße Vorstellung hat mich gegruselt. Aber vielleicht gibt es das ja alles schon. Der Roman ist so gut, weil wir von alldem schon gehört haben, wir wissen, dass solche Drohnen gebaut werden können, wir wissen, wie Lobbyarbeit funktioniert, dass Meinungen über soziale Netzwerke manipuliert werden. Wir wissen auch, dass unseren politischen Gremien längst nicht alles bekannt ist, was Militär und Geheimdienste treiben. Wir können uns deshalb leider auch nur zu gut vorstellen, dass es Pläne zur massenhaften Erzeugung solcher Drohnen mit Schwarmintelligenz schon längst gibt.
Am Ende des Buches steht die Hoffnung auf ein Rüstungskontrollabkommen. Ob das genügt? Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und kann es weiterempfehlen.