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Titel: Keltenzauber Eine Rezension von Christel Scheja |
Manuela Tietsch lebt auf einem Tierschutzhof und verfasst seit 1994 Romane. Im Kreise ihrer vielköpfigen Familie lässt sie ihre Phantasie gerne schweifen und besucht offensichtlich sehr gerne die Vergangenheit, wie ihre Geschichten beweisen, zu denen auch „Keltenzauber“ gehört. Es herrscht Krieg zwischen den Clans der MacDougals und MacBochras. Ein Mädchen ist vergewaltigt und fast getötet worden, nun sucht der zornige Vater den Schuldigen bei den Söhnen des anderen Clans, denn es gibt Gerüchte, dass diese sich an ihr vergangen haben und kein anderer. Drei junge Männer von den MacDougals werden schließlich in einen alten Steinkreis gebracht, um von dem Druiden Gemmain abgeurteilt bestraft zu werden. Dougal, Gavin und Calum erwarten schon den Tod durch Schwert oder Messer, doch die schwarze Magie des Zauberers verbannt sie zusammen mit ihrer Schwester Eithe an einen anderen Ort und in eine unbekannte Zeit. Derweil versucht die junge rothaarige Flanna ihre letzte Beziehung und den nervigen Typen zu vergessen, der sie noch immer bedrängt. Doch eine Shopping-Tour durch Hannover verläuft anders als erwartet. Die drei jungen Männer und das Mädchen, die wie Angehörige eines Mittelalter-Vereins oder Live-Rollenspieler aussehen, wirken seltsam fremd – und schon bald wird ihr klar, dass dieser vorlaute Dougal und seine Geschwister wirklich nicht aus der Gegenwart stammen. Doch die Einsicht kommt zu spät. Als sie diese jedoch überraschend wiedersieht, Flanna sich dann bewusst auf sie und ihre Probleme einlässt, sogar eschließt, ihnen zu helfen, beginnt das Abenteuer ihres Lebens...
Keltenzauber“ bedient sich eines Themas, das nicht ganz so oft in der Fantasy zu finden ist, wie man denkt – der Zeitreise von mittelalterlichen Menschen in unsere Gegenwart und den daraus resultierenden Kulturclash. Der fällt bei Manuela Tietsch jedoch recht harmlos und absolut liebenswert aus. Die Geschichte will auch nicht unbedingt historische Wahrheiten wiedergeben, oder mit erhobenem Zeigefinger mahnen, sondern spielt gekonnt mit den Versatzstücken eines beliebten Plots der auch gerne von denen gelesen wird, die sonst nicht viel mit Fantasy am Hut haben. In erster Linie geht es um die Menschen, die mit viel Mut und Mitgefühl um den Erhalt ihrer Welt kämpfen und sich dafür erst einmal in einer anderen zurechtfinden müssen, was auch nicht immer leicht ist, da vieles fremd erscheint. Dabei kommt natürlich die Liebe nicht zu kurz, denn Dougal findet in der „Füchsin“ die Frau an deren Seite er alt werden will, Flanna den Mann, der die Erfüllung all ihrer Träume ist. Die leidenschaftlichen Szenen werden bewusst ausgeblendet, da die Gefühle wichtiger sind als alles andere. Letztendlich bleiben die Figuren in ihren archetypischen Rollen stecken und entwickeln sich nur wenig weiter, werden aber so warmherzig geschildert, dass man doch an ihrem Schicksal Anteil nimmt. Das Abenteuer selbst ist leidlich spannend, da die Intrigen schnell durchschaut sind und der Zufall oft genug mithilft, um Probleme zu lösen. Dennoch kann „Keltenzauber“ durchaus Spaß machen, entpuppt sich als Wohlfühlbuch, wenn man in der richtigen Stimmung für augenzwinkernde Begegnungen zwischen dem Einst und Jetzt, romantische Schwärmerei und nicht zuletzt auch einen eher naiven als ernstzunehmenden Abenteuer ist, in dem vor allem menschliche Wärme im Mittelpunkt steht, nicht aber Dramatik und Action.