Reihe: Star Trek: Deep Space 9 - Mission Gamma, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Auch der dritte Band der SubReihe "Mission Gamma" spaltet sich wieder in einen fast unabhängigen "Bajor"- und einen "Gamma Quadrant"-Teil auf.
Bajor nähert sich dem lang ersehnten Beitritt zur Föderation der Vereinten Planeten mit großen Schritten. Für einige wenige ist dieser Umstand von persönlicher Tragik gekenntzeichnet: Quark kann es sich nicht vorstellen, in einer bargeldlosen Gesellschaft wie der Föderation seine auf Gewinn und Profit ausgelegte Bar weiter zu betreiben und denkt über einen Auszug aus der Station nach. Ebenso überlegt Ro Laren, Deep Space Nine zu verlassen, da sie aufgrund ihrer schillernden Vergangenheit große Probleme mit der Sternenflotte erwartet. Da sie nicht damit rechnet, weiterhin Sicherheitschefin auf Deep Space Nine zu sein, kündigt sie Colonel Kira ihren Rücktritt an.
Währenddessen kumulieren sich die Ereignisse auf Bajor: Einerseits steht die Wahl eines neuen Kai an. Durch die Taten von Kira ist die Bevölkerung des Planeten jedoch mehr als je zuvor in zwei religiöse Lager gespalten, was die hitzigen Diskussionen um die Zukunft Bajors nur noch mehr anfeuert. Die politische Elite des neuen designierten Mitglieds der Föderation trifft sich auf DS9 mit Verhandlungspartnern der Cardassianern, da eigentlich gewollt ist, vor dem Beitritt zur Föderation einen Friedensvertrag mit den einstigen Erzfeinden auszuhandeln. Doch wie Kira entsetzt erkennen muss, sind starke Elemente innerhalb der bajoranischen Politik daran interessiert, das zarte Band der Verbindungen zwischen ihnen und den Cardassianern wieder zu zerschneiden. Ob das einen Beitritt zur Föderation fraglich macht, steht nicht zur Debatte- jeder ist sich im klaren darüber, das Bajor so seine Probleme einfach nur auf die Föderation abwälzt. Doch es ist ein Unterschied zwischen Ablehung und offenen Terror - und was Kira am Ende des Romanes erleben muss - ja, da freuen sich alle Anhänger eines schockierenden Cliffhangars!
Der Handlungspart im Gamma Quadranten rückt in diesem Buch etwas in den Hintergrund, jedoch wird trotzdem eine faszinierende SF-Geschichte a la Star Trek geschildert. Die Defiant trifft auf ihrer Expedition auf einen Raumkampf zwischen zwei Parteien. Edel, wie Sternenflottenoffiziere eben sind, hilft man dem deutlich unterlegenen Raumschiff aus der Patsche - ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das für Mannschaft und politische Stabilität für diese Region hat.
Die Besatzung der Defiant trifft am Rande des Sonnensystems, in dem der Raumkampf stattfand, ein riesiges, multidimensionales Artefakt. Nog, Dax und Bashir machen sich auf eine Erkundungstour und müssen dafür mit dramatischen Folgen leben. Durch einen noch zu klärenden Einfluss stirbt Daxs Symbiont ab - dadurch verliert Ezri alle Erinnerungen an ihre früheren Wirte und wandelt sich wieder in das schüchterne und unsichere Mädchen, das sie früher darstellte. Auch Bashir muss mit einem drastischen Eingriff in die genetische Struktur seines Körpers zurechtkommen. Wie man vielleicht weiß, ist Julian Bashir ein genetisch aufgewerteter Mensch und musste durch seine überragenden Fähigkeiten schon einiges Misstrauen seiner Vorgesetzten aushalten. Diese genetische Überlegenheit gegenüber dem "normalen Menschen" bildet sich nun zurück und Bashir verwandelt sich langsam in ein hilfloses, sabberndes Stück Mensch zurück, das kaum in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen.
Nur Nog scheint auf dem ersten Teil Glück zu haben, wächst doch das im Dominion-Krieg verlorene Bein aprupt wieder nach. Doch eine Rettung der beiden anderen Freunde würde automatisch den Verlust seines Beines bedeuten. Stellt Nog die Unversehrtheit seines Körpers über ein lebenswertes Leben seiner Freunde?
Spannend, aufregend und hintergründig - so mag man mit drei Stichworten den vorliegenden Deep Space Nine-Band beschreiben. Einerseits werden persönliche Entwicklungen klar vorangetrieben und ausgebaut. Logisch und nachvollziehbar werden diese oder jene Entscheidungen getroffen - so tragisch sie manchmal auch sein mögen. Auch Handlungsstränge, die in den vorherigen Romanen aufgegriffen wurden, werden hier konsequent weitergeführt. Das kann man nicht von jeder Romanreihe behaupten, insofern hier ein Lob an die Autorenschaft. Das Buch selber bleibt an allen beiden Handlungsorten - so wenig sie auch miteinander zu tun haben - auf einem ständig ergreifenden Spannungsniveau, man welchselt lediglich mal schnell zwischen zwei 90.000 Lichtjahre auseinanderliegenden Blickwinkeln hin und her. Als Liebhaber durchdachter und aufregend geschilderter Polit-Thriller im Star Trek Universum (siehe "Die Gesetze der Föderation") mochte ich den Bajor-Part sehr, auch wenn oder vielleicht vorallem weil der Cliffhangar doch recht gemein ist.
Deep Space Nine ist wohl eine der verkanntesten Star Trek Reihen - egal ob in Film- oder in Buchform. Wer jenseits ausgetretener Pfade von Picard und Kirk tolles Star Trek lesen will, soll defintiv auf die Buchreihe des Cross Cult-Verlages zurückgreifen. Empfehlenswert.