Serie / Zyklus: Cold As Ice (Teil 1) Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Charles Sheffield (1935-2002) ist kein unbekannter Autor des Science Fiction-Genres. Und so ist die Erwartungshaltung an ein Kalt wie Eis recht hoch.
Kalt wie Eis fängt mit einer Verfolgungsjagd an. Der große Krieg im Sonnensystem zwischen den Planeten und dem Asteroidengürtel ist vorüber. Doch längst sind nicht alle Waffen vernichtet. Und so ist das Schiff Pelagic das letzte Opfer. Zuvor kann die Besatzung viele der an Bord befindlichen Kinder mit Rettungskapseln wegschicken, in der Hoffnung jemand fängt die Notsignale der Kapseln auf. Der Zweck dieser Einleitungspassage erschließt sich dem Leser erst am Ende des Buches.
Die eigentliche Handlung setzt Jahrzehnte mit der umfangreichen parallelen Darstellung und Zusammenführung mehrerer Personen ein. Jon Perry erkundet die irdischen Meerestiefen, Camille Hamilton und David Lammermann mit einem weltraumgestützten Observatorium unendliche Weiten, Wilsa Sheer ist Musikerin. Sheffield schildert detailliert die unterschiedlichen Umgebungen, sei es nun das Meer oder die Atmosphäre Jupiters. Die Protagonisten werden von ihren regulären Tätigkeiten abgezogen und erhalten neue Aufträge. Die unterschiedlichen Lebensläufe wechseln sich untereinander ab, so dass stellenweise Verwirrung aufkommen kann, worum es eigentlich geht. Ein Kernthema ist die Erschließung des Jupitermondes Europa. Unter einer kilometerdicken Eisschicht ist ein Ozean vorhanden, der sich als neuer Lebensraum anbietet. Während viele Wissenschaftler nach einheimischen Leben auf Europa forschen und dieses schützen wollen, will der Unternehmer Cyrus Mobarak die Welt urbanisieren und nutzbar machen. In diesen Streit werden auch Perry, Hamilton, Lammermann und Sheer hineingezogen. So soll der erfahrene Perry soll den Europäischen Ozean nach nativem Leben durchsuchen. Und Lammermann fängt an für Cyrus Mobarak zu arbeiten, dessen Sohn er ist. Bei den Geschehnissen auf Europa kommen Perry, Hamilton und Sheer beinahe ums Leben. Erstaunlicherweise erholen sie sich aber vom Kälte- bzw. Erstickungstod sehr rasch. Und hier liegt die Pointe der Geschichte. Drei der Kinder von der Pelagic sind gefunden worden. Es sind keine gewöhnlichen Menschen, denn sie sind Produkte eines genetischen Experiments aus den letzten Kriegstagen. Durch die verschiedenen Umstände treffen sie jetzt aufeinander. Das setzt Charles Sheffield nicht gründlich durchdacht um, so dass es trotz der interessanten Idee etwas konstruiert wirkt. Und dann gibt es noch die Frage, ob es natürlich entstandenes Leben auf Europa gibt. Darüber mag sich der Leser selber informieren, die Lösung wird hier nicht verraten.
Bereits Arthur C. Clarke wähnte Leben auf dem jupiterschen Europa. Charles Sheffield baut das Szenario konsequent aus und weist auf den für Menschen gefährlichen Partikelstrom in Zusammenhang mit dem Riesenplaneten Jupiter hin. Die Handlung nimmt den Leser mit sich fort, die Personen handeln glaubwürdig und der Hintergrund ist gut eingefädelt. Sheffield verzichtet auf unnötige Gewalt- und Sexdarstellungen, was dem Roman eindeutig tut gut.
Insgesamt ist Kalt wie Eis ein befriedigendes Buch, das sich unterhaltsam lesen lässt. Es ist ein in sich abgeschlossener Roman. Darüber hinaus gibt es die zwei Nachfolgebände The Ganymede Club (1995) und Dark as Day (2002), die im selben Universum spielen.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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