Serie/Zyklus: Kaiserkrieger - Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der erste Weltkrieg steht unmittelbar bevor, doch die Reise des kleinen Kreuzers Saarbrücken ist lediglich eine Routinefahrt zu den afrikanischen Kolonien. Dort aber kommt das Schiff nicht an, sondern wird durch einen unerklärbaren Umstand über 1500 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Im Mittelmeerraum trifft der stahlgepanzerte Kreuzer auf die Kriegsschiffe des römischen Imperium. Spätestens als der Kapitän des Schiffs von mehreren Pfeilen durchbohrt stirbt, muss sich die Crew der Realität stellen und akzeptieren, dass man in der Vergangenheit feststeckt. Als Kaisergetreue beschließt die Mannschaft, sich dem römischen Kaiser anzuschließen und daran zu arbeiten, den Fall des weströmischen Reichs und den damit einhergehenden Verfall aufzuhalten. Aus den Geschichtsbüchern wissen sie, was passieren wird, und sie wissen auch, was anders laufen müsste. Die Pläne sind gefasst, doch werden die Römer ihre Rolle in dem Plan spielen?
Autor Dirk van den Boom wählt für seine Geschichte ein recht intelligentes Szenario. Er schickt nicht etwas Menschen aus der heutigen Zeit in die Vergangenheit, sondern eben jene, die sich im römischen Reich viel besser zurechtfinden und noch nicht so abhängig von Computern sind. Ein moderner Kreuzer wäre zwar noch viel beeindruckender, aber bald nur noch ein Wrack, weil man nie in der Lage gewesen wäre, die Technik zu reparieren. In der auf sechs Bände ausgelegten Reihe geht es weniger um eine Zeitreisegeschichte, sondern mehr um das „Was wäre, wenn“. Rheinberg, der Kapitän der Saarbrücken, geht mit viel Fingerspitzengefühl vor und zeigt sehr viel Voraussicht (manchmal vielleicht zu viel). Der Autor gibt sich viel Mühe, das alte Rom wiederauferstehen zu lassen, und ist zweifach gefordert, weil er ja auch noch beschreiben muss, wie es den Recken aus dem Jahre 1913 in Rom ergeht und was sie darüber denken. Eine schwierige Aufgabe, die der Autor meistens recht gut löst. Hier und da rutschen seine Protagonisten (ganz gleich, ob die römischen oder deutschen) in die Alltagssprache von heute. Das passt natürlich nicht und zerstört die Stimmung, aber zum Glück sind die Stellen selten.
Trotz dieses geschichtsträchtigen Themas wird das Buch niemals trocken. Mit nicht unerheblichem Aufwand hat Dirk van den Boom nachgeforscht und Details für seine Geschichte zusammengetragen. Auf römischer Seite tauchen einige Personen auf, die wirklich gelebt haben, aber auch rein fiktive Figuren. Insgesamt ist die Mischung gut gelungen und alles wirkt recht plausibel. Manchmal verblüffen die deutschen Seeleute mit zu viel Wissen über das alte Rom, aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass die vor fast 100 Jahren sich noch mehr mit den Römern beschäftigten als heute, zumal das römische Reich für viele Kaiser ein Vorbild war. Die Mischung funktioniert, und mit recht flottem Tempo und in unterhaltsamem Stil erzählt der Autor eine ungewöhnliche Geschichte, die Lust auf mehr macht. Zum Glück ist Band 2 bereits erschienen und Band 3 in Vorbereitung. Weiter so, Herr van den Boom.
8 von 10 Punkten.