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Reihe: Justifiers, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Universum in einer nicht allzu fernen Zukunft: Die Politiker haben abgewirtschaftet, ihre Zeit als Strohpuppen der Konzerne ist um. Warum Geld in Pseudodemokratien stecken, wenn man als Konzern die Welt direkt beherrschen kann. So wurden die Konzerne die Macht im Staat. Ganz offiziell und nicht mehr über die Strohpuppenpolitiker. Waren früher die Politiker einander gegenüber misstrauisch, so spionieren und bekämpfen sich jetzt die Konzerne, alle Machtmittel, von Geld und Einfluss bis hin zu direkter Waffengewalt nutzend auf allen Ebenen. Es geht vor allem um Macht, Macht über Menschen, Wirtschaftsmacht und Machtlosigkeit der normalen Bevölkerung. Die Macht der Konzerne auf den Planeten und Monden des von Menschen besiedelten Alls scheint ungebrochen. Plötzlich tauchen die Collectors auf, die mit ihren Raumschiffen ganze Planeten vernichten, sobald sie herausfinden, dass die Menschen dort mit den Lebewesen experimentierten. Wegen „einiger" sogenannter Mensch-Tier-Hybriden bzw. Betahumanoiden ganze Planeten zu zerstören, scheint gnadenlos. Die Collectors sind den Konzernen nicht nur ein Dorn im Auge, sondern gleichzeitig ein mächtiger Gegner, den es zu bekämpfen gilt.
Im Hintergrund tobt der Machtkampf der Konzerne, im Vordergrund steht jedoch die Geschichte von Nikolaj Poljakow. Nikolaj ist Direktor des größten Xeno-Spektakulums, eines Wanderzoos mit außerirdischen Lebewesen. Mit seinen Mitarbeitern ist er auf dem Weg in das Paradies der Reichen und Schönen, At Lantis. Auf dem Weg dorthin erreicht sie die Nachricht, dass der Planet Betterday durch die Collectors vernichtet wurde. Die Vereinten Humanen Raumfahrtnationen waren bestrebt, mit einer gewaltigen Kriegsflotte den Collectors Einhalt zu gebieten.
Zur gleichen Zeit nutzt der gefürchtete Anführer der afrikanischen Zulu-Nation, Kingdom of Zulu, die Gelegenheit, seine eigenen Pläne auszuführen. Die Konzerne spielten in Afrika die einzelnen Kriegsherren gegeneinander aus, machten sie mit Drogen hörig oder bestachen sie mit Geld - oder taten gleich beides. Die neue Macht nutzen sie, um Waffenexperimente durchzuführen, sehr zum Leidwesen der Einwohner. Der Anführer der Zulus, ein PSI-Begabter, schaffte es inzwischen, den Kontinent unter seine Herrschaft zu bringen. Die Konzerne erkennen in ihm erst einmal nicht den Gegner. Doch je erfolgreicher er wird, desto höher steigt er auf der Gefährdungsskala. Aber irgendwie zu spät, denn gegen den Widerstand der Konzerne führte er Afrika in die Unabhängigkeit. Der als Zulu bekannte Anführer setzt alle Mittel ein, um seinen privaten Rachefeldzug gegen die Konzerne zu führen. Dazu gehört auch die Entführung der gefeierten Künstlerin Jiang, zu der er Nikolaj zwingt. Dumm nur: Nikolaj mag die Künstlerin sehr. Dabei ist Nikolajs Leben auch nicht sehr einfach. Er muss seine eigenen Geheimnisse hüten. Eines davon stellt eine tödliche Gefahr dar: ein mutierter Wurm, der Nikolaj von innen heraus zerfrisst. Verantwortlich dafür ist der Jumper, der Zulu-Anführer. Zum einen soll Nikolaj dazu gebracht werden, gefügig zu sein. Eine Woche Zeit hat er dafür, den Wurm loszuwerden. Doch das ist ja nicht alles. Nikolaj zählt zu den Personen, die von den Konzernen gesucht und im schlimmsten Fall gejagt werden. Aber Nikolaj hat ein paar Tricks auf Lager, sonst wäre er nicht schon so lange auf freiem Fuß. Eine große Unterstützung bietet ihm dabei sein eigenes Raumschiff, die Nascor, das einige Überraschungen zu bieten hat.
Die Geschichte ist super gut geschrieben, abwechslungsreich und faszinierend. Es geht hin und her zwischen den Handlungsorten. So bleibt die Geschichte schnell und spannend. Die eigentlichen Namensgeber der Serie treten zugunsten eines Einzelabenteuers zurück. Mit diesem Trick, sowie den Beschreibungen der Welten, wird das Justifier-Universum immer vielschichtiger. Mit den Rückgriffen auf die ersten Romane verwebt sich die Handlung.
Auch in diesem Roman findet sich eine Erzählung von Markus Heitz: “Suboptimal III”. Sie setzt seine bisherigen Erzählungen fort; es ist aber noch nicht ersichtlich, wohin die Geschichte führt. Trotzdem ist sie weiterhin interessant. Vielleicht gibt es diese Geschichte einmal als eigenständigen Band.
Mind Control ist Abenteuer-Science-Fiction, die den Leser an die Seiten fesselt und ihn überrascht. Die farbenprächtige, packende Weltraum-Serie Justifiers hat mich seit dem Beginn (mit Collectors von Markus Heitz) sehr gut unterhalten. Langweile kam nie auf. Die unterschiedlichen Romanen deutscher Autoren sorgten immer wieder für neue Perspektiven, die den Leser in eine fremdartige Zukunft führten. Gleichzeitig beließen es Markus Heitz, Christoph Hardebusch, Lena Falkenhagen und jetzt Thomas Finn bei genügend bekannten Eigenheiten aus der Gegenwart. Auf diese Weise fühlt sich der Leser in der Zukunft wohl, folgt gern den Gedankengängen der Autoren und Handlungsträger. Die Welt der Justifier ist ziemlich gewalttätig, um nicht zu sagen: brutal. Die Besonderheit der Erzählung liegt in Thomas Finns Erzählweise. Mir hat es sehr gefallen, dass er das Fandom und die Autorenszene ein wenig auf die Schippe nahm. Allerdings bin ich mir auch sicher, nicht alle witzigen Szenen, die er einfügte und die Anspielungen gefunden zu haben. An dieser Stelle müsste man Thomas mal fragen. Das Gleiche gilt für meinen Eindruck, dass er sich Mike Resnick mit der Taschenbuchreihe Die größte Show im ganzen Kosmos als Vorbild nahm.