Serie / Zyklus: The Grand Tour: Planeten Romane, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Cornelius Ibs-von-Seht
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Auf der Erde des ausgehenden 21. Jahrhunderts bestimmen christliche und islamische Fundamentalisten die Politik. Die Suche nach außerirdischem und womöglich intelligentem Leben paßt ihnen überhaupt nicht ins Konzept. Diese blasphemischen Forschungsvorhaben werden weitestgehend behindert oder gänzlich untersagt. 700 Millionen Kilometer von der Erde kreist die Raumstation Thomas Gold um den Jupiter, von der aus nicht nur die Gewinnung wertvoller Rohstoffe aus der Atmosphäre des Riesenplaneten gesteuert wird, sondern auch seine Erforschung und die seiner Trabanten. Auf den Monden und in der oberen Atmosphäre des Jupiters wurden bereits einfachste Lebensformen aufgespürt. Doch der Direktor der Station muß unbedingt in den Tausende von Kilometern tiefen planetenumspannenden Jupiterozean vordringen, in dem titanische Drücke herrschen. Er will herausfinden, was es mit den riesenhaften Objekten auf sich hat, die bei einer früheren Expedition nur schemenhaft gesichtet wurden.
Grant Archer ist ein aufstrebender junger Wissenschaftler, frisch verheiratet und möchte sein Studium der Astronomie möglichst rasch abschließen. Vorerst hat er aber seine für jeden obligatorische Dienstzeit abzuleisten und wird dazu auf die Thomas Gold geschickt, die 700 Millionen Kilometer von der Erde um den Jupiter kreist. Das sind auch 700 Millionen Kilometer und 4 Jahre Trennung von seiner geliebten Frau. Auf der Raumstation werden gotteslästerliche Umtriebe vermutet und er wurde dazu verpflichtet herauszufinden, was die Wissenschaftler dort fern der irdischen Kontrolle aushecken. Obwohl Grant gläubig und ein Anhänger der theokratischen Regierungen ist, ist er mit seinem mehr oder weniger offensichtlichen Spitzelauftrag überhaupt nicht glücklich. Und schon bald erliegt er der Faszination des phantastischen Forschungsvorhaben und begibt sich auf eine gefährliche Reise...
Nach der doch eher ernüchternden Lektüre von Venus habe ich mir den neuen Roman von Ben Bova mit einer gewissen Skepsis vorgenommen, die aber fast gänzlich unberechtigt war. Wenn auch der Anfang nicht sonderlich aufregend ist, so gewinnt die Geschichte doch zügig an Fahrt, um etwa ab der Mitte des Buches richtig mitzureißen. Wirklich selten habe ich in letzter Zeit einen Roman so verschlungen, dutzende, ja, hunderte Seiten geradezu inhaliert. Der Altmeister der amerikanischen SF hat eine sich expotentiell steigernde Spannungskurve in die Seiten des Buches konstruiert, die sich jeder phantastische Zeilenschinder als Mahnung und Leitbild über die Tastatur hängen sollte. Unbefleckt von einfältigen Vorstellungen der trivialen SF-Schreiber entwickelt Bova außerirdische Szenerien und Biologien von abgründiger Faszination. So wünsche ich mir die Weltraum-SF des 21. Jahrhunderts. So und nicht anders.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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