Titel: Blutsbande Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die - seit fünfzig Jahren - fünfzehnjährige Australierin Nina sieht aus wie ein ganz normaler Teenager, benimmt sich wie ein normaler Teenager und schlägt sich mit den ganz normalen pubertären Problemen herum, die jedes junge Mädchen in diesem Alter besitzt. Der kleine Nachteil, den Nina hat: Sie wurde von einem Vampir gebissen. Ihre Mama, die nicht gebissen wurde, sorgt nun dafür, dass das Mädchen zu ihrer Selbsthilfegruppe mit anderen Vampiren, die von dem Priester Ramón geleitet wird, geht. Dort sollen die frisch gebissenen Vampire lernen, ihre Sucht nach Menschenblut unter Kontrolle zu halten. Die Vampire sind an sich ziemlich einfach gestrickte Menschen, die das, was sie Leben nennen, zu Hause verbringen, und als Snack ein Meerschweinchen aussaugen, um keine weiteren Menschen zu infizieren. Nina ist ständig müde und erschöpft, ihr ist übel und sie muss sich übergeben. Tagsüber ist sie nicht zu gebrauchen und abends auch nicht. Die Zeit verbringt Nina damit, Vampirromane über die mutige und unbesiegbare Heldin Zadia Bloodstone zu schreiben, um wenigstens ein wenig Geld zu verdienen und ihre 76-jährige Mutter zu unterstützen.
Eines Nachts geschieht etwas völlig Unerwartetes. Der Unysmpath der Gruppe, Casimir, widerlich und psychopathisch veranlagt, ist zu Staub zerfallen. In seiner Wohnung findet man ihn mit einem Pflock im Herzen und einer Silberkugel im Sarg. Ein klassischer Vampirjäger beförderte ihn von untot zu ganz tot. Die an sich handzahmen Vampire verkriechen sich bei Nina und hoffen, unentdeckt zu bleiben. Sie haben ganz schön "Schiss" vor dem Vampirjäger. Außerdem: Casimir war nebenbei derjenige, der Nina mit fünfzehn Jahren zur Vampirin machte und den sowieso niemand leiden konnte. Nina mag aber nicht die Hände in den Schoß legen. Sie will herausfinden, wer für das Ableben Casimirs verantwortlich ist.
Catherine Jinks präsentiert die absurde Erzählung um eine jugendliche Vampirin. Klassische Vampire wird man in diesem Buch vergeblich suchen. Die Blutsauger dieser Geschichte sind weder besonders gefährlich noch bösartig. Der Klappentext spricht sofort an und macht neugierig. Leider wird die Gier nicht gestillt. An vielen Stellen trifft es zu, was der Klappentext ausdrückt. Leider gibt es fast ebenso viele Stellen, die das Gegenteil beweisen. Die Geschichte um Nina, die Ich-Erzählerin, hat durchaus hohen Unterhaltungswert und ist mal etwas anderes in Zeiten der Super-Vampire, die alles und jeden überleben und besiegen. Oder jener Vampire, die weichgespülte Liebhaber darstellen und sich ansonsten eher zurückhaltend benehmen. Wenn der Roman nur ein wenig mehr in Richtung Humor abgedriftet wäre, er wäre die perfekte Parodie.