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Titel: Jeff Jordan Gesamtausgabe Band 4
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Der abschließende vierte Sammelband der „Jeff Jordan“-Gesamtausgabe enthält neben einigen kurzen Faksimiles, für die keine anderweitigen Druckvorlagen mehr verfügbar waren, mit den Alben 13 bis 16 Geschichten, die in der Zeitspanne zwischen 1970 und 1979 erschienen sind. Da Maurice Tillieux in dieser Zeit als ausführender Künstler nicht mehr zur Verfügung stand, weil er mit seinen umfangreichen Arbeiten als Szenarist voll ausgelastet war, übernahm Roland Goossens alias Gos, welcher zuvor hauptsächlich für das Studio Peyo die Welt der Schlümpfe mit bildhaftem Leben erfüllte, die visuelle Umsetzung Jeff Jordans. Maurice Tillieux schenkte dabei dem deutlich jüngeren Kollegen nicht nur sein Vertrauen, sondern fungierte regelrecht als Mentor, der bemüht war, Gos neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten jenseits kleiner blauer Wichtel und winziger Pilze zu eröffnen.
Heiße Diamanten (Carats en vrac)
Ein Mann springt aus einem fahrenden Zug. Zwei zwielichtige Typen, die ihn augenscheinlich verfolgen, tun es ihm gleich, als sie sein Verschwinden bemerken. Teddy und Jeffy lesen während einer Ferienrückreise mit dem Auto den Flüchtigen zufällig an einer Straße auf und beschützen ihn vor seinen Verfolgern, als diese ihn in einer Gaststätte stellen. Doch der Mann erweist sich als undankbar, indem er seine Retter hinterrücks niederschlägt, um sogleich in ihrem Auto zu fliehen. Während der anschließenden Verfolgung durch die beiden Gauner sowie Teddy und Jeff kommt der Mann ums Leben, kann den Detektiven jedoch mit seinem letzten Atemzug ein Geheimnis mitteilen: es geht um gestohlen Diamanten! Für Jeff und Teddy heißt es nun: sie müssen das Diebesgut wiederbeschaffen und möglicherweise weitere Leben retten.
Die unheimlichen Doppelgänger (Gil Jourdan contre les fantômes)
Bürokratische Arbeiten haben Jeff Jordan und Teddy Bär nach Meinertzhagen verschlagen. Auf der Gendarmerie werden sie Zeugen, wie ein Mann behauptet, seinen vor acht Tagen bei einer Bombenexplosion ums Leben gekommenen Bruder leibhaftig gesehen zu haben. Die beiden Detektive beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen, und gelangen schnell zu einem stark gesicherten Bunkerkomplex, den sie nicht betreten können, sodass sie zunächst in die Stadt zurückkehren. Während Jeff fachkundigen Beistand organisiert, entschließt sich Teddy, auf eigene Faust zu ermitteln, und verschwindet spurlos; quasi im gleichen Atemzug wird der totgeglaubte Bruder zwar lebendig, aber bewusstlos aufgefunden. Jeff nimmt daraufhin die geheimnisvolle Forschungseinrichtung näher in Augenschein und wird Zeuge eines unglaublichen Geschehens: zwei Teddys tauchen auf, gehen aufeinander zu und löschen sich in einer gewaltigen Explosion aus. Doch noch bevor er das Rätsel löst, wird der Detektiv in den Bunkerkomplex entführt und findet sich plötzlich als Gefangener eines gleichermaßen genialen wie skrupellosen Forschers wieder.
Jagd auf eine Schallplatte (Sur la piste d'un 33 tours)
Der Kauf einer Schallplatte von Greta Love anlässlich Inspektor Stiesels Geburtstag, treibt dem sonst nicht gerade schüchternen Teddy gleichsam die Schamesröte ins Gesicht, denn zu peinlich ist der „Gesang“jener „Künstlerin“. Dementsprechend schnell und ohne das Geschenk einpacken zu lassen entschwindet er aus dem Plattenladen, nur um auf der Straße mit einem radelnden älteren Herren zusammenzustoßen, der die gleiche LP unterm Arm trägt. Es kommt wie es kommen muss: die beiden vertauschen ihre Anschaffungen und plötzlich findet sich das Team um Jeff Jourdan in einem Abenteuer wieder, in dem es um mehr als nur geheime Botschaften auf Vinyl-Tonträgern geht.
Das abschließende Album, „Das verschwundene U-Boot“(Entre deux eaux), enthält vier weitere Storys, von denen die titelgebende am längsten geraten ist, auf die aber dennoch an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll, da es die Rezension sprengte und sie zudem nicht sonderlich gut geraten ist, wurde sie doch von Gos nach Tillieux' Tod erzählerisch mehr schlecht als recht beendet..
Storyseitig bietet auch dieser vierte und abschließende Band insbesondere in den drei albenlangen Geschichten die Kost, die „Jeff Jordan“zu einem Highlight des franko-belgischen Comic-Kunst macht: eine Mischung aus humorvollen Texten, Slapstick und Agenten-Thriller mit einem Hauch von „Noir“und Science Fiction. Einzelne Szenen wie etwa der Sprung mit einem Auto vom Parkhausdach in ein gegenüberliegendes Gebäude hat man so schon bei James Bond gesehen und wahnsinnige Wissenschaftler mit ihren unheimlichen bis aberwitzigen Erfindungen haben sich dereinst in der britischen Agenten-Serie „The Avengers“die Klinke in die Hand gegeben. Nicht nur die Tatsache, dass der Autor oft zunächst auch den Leser im Unklaren über die Hintergründe der rätselhaften Ereignisse lässt, auch die rasante Inszenierung der Verfolgungsjagden oder das rational-trickreiche Vorgehen Jordans in brenzligen Situationen verströmen eine geradezu cineastische Atmosphäre.
In künstlerischer Hinsicht hat sich Gos mit Haut und Haaren ganz in Tillieux' Stil verschrieben, sodass zumindest ich keine signifikanten Unterschiede im Artwork, das in toto nach wie vor der „Ligne claire“ zuzuordnen ist, ausmachen kann; und wie gehabt erfreut ein umfangreicher redaktioneller Teil mit zahlreichen Skizzen und Text-Beiträgen das Sammlerherz,
Fazit: Spannend-humorvolle Comicunterhaltung sowie eine Fülle an Hintergrundinformationen zur Serie wie auch ihrem Schöpfer –Maurice Tillieux - machen diesen vierten Band zu einem würdige Abschluss einer durch und durch empfehlenswerten Gesamtausgabe.