Titel: Jack Ketchum’s Evil Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
1958 werden die beiden Schwestern Meg und Susan durch einen Autounfall ihrer Eltern zu Vollwaisen. Fortan kommen sie bei ihrer Tante Ruth unter, die mit ihren drei Söhnen. Ihre Geschichte wird aus der Sicht des damals 12-jährigen David erzählt, der sich mit der 16-jährigen Meg anfreundet. Er erlebt, wie die beiden Schwestern von ihrer Tante immer mehr und immer schlimmer gedemütigt werden - vor allem die ältere Meg muss die Beschimpfungen ihrer Tante erleiden. Eines Tages muss David zufällig mitansehen, wie sie von Ruth aufgrund eines nur kleinen Vergehens geschlagen wird. Meg wendet sich an die Polizei, um ihrem Martyrium ein Ende zu setzen, findet jedoch kein richtiges Gehör. Dann beginnt die wahre Folter für das Mädchen - als Strafe für ihren Gang zur Ordnungsmacht wird sie im Keller an den Handgelenken gefesselt aufgehängt, nackt muss sie Schmerzen durch Schläge und Zigaretten aushalten.
David, der das alles mitansehen muss - er wird von der Nachbarsfamilie mehr oder weniger freiweillig zum Mitwisser erklärt - weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Von seinem Vater bekommt er die Aussage, dass manchmal Strenge und Gewalt gerechtfertigt sind, und projiziert das nun auf seine Situation. Ohne moralische Leitlinie, mit der er vielleicht richtig und falsch hätte selber unterscheiden können, muss er Megs Tortur miterleiden.
Nach und nach wird der Folterkeller in Ruths Haus zum Treffpunkt aller Kinder der Nachbarschaft. In Anwesenheit von Kindern und Jugendlichen wird die junge Meg von ihnen gefoltert, gedemütigt, vergewaltigt und körperlich schwer misshandelt. Niemand lehnt sich dagegen auf, jeder ergötzt sich an dem Leiden des Mädchens. David entschließt sich, mit Meg zu fliehen, wird aber erwischt und zusammen mit ihr eingesperrt. Jedoch gelingt es ihm, in ihrem Gefängnis ein Feuer zu entfachen, das Polizei und Feuerwehr alarmiert. Er hat aber nicht mit der fürchterlichen Rache Ruths gerechnet ...
Dieser Film ist nicht, ich wiederhole, nicht für Menschen geeignet, die auch nur ansatzweise schwache Nerven haben. Die auf einer wahren Geschichte basierende Story nach einem Roman von Jack Ketchum ("The Girl Next Door") ist beeindruckend inszeniert und beeinträchtigt in anstrengender Weise die Nerven der Zuschauer. Dabei sind es nicht allein die Folterungen eines jungen Mädchens - im Laufe der Zeit haben sich viele Filme mit diesem Thema beschäftigt und teils grausame Variationen entwickelt. Vielleicht spielt auch das Alter des Opfers - 16 Jahre - eine wichtige Rolle, aber im Zentrum steht die Tatsache, dass all diese Grausamkeiten, die Vergewaltigung, die Verstümmelungen von gleichaltrigen oder meist jüngeren Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden. Der von den Tätern gezeigte Sadismus ist beispiellos. Es wundert mich, dass der Film in Deutschland "noch" die FSK 18 bekommen hat - es wurden schon Streifen wegen Geringerem indiziert. Gleichzeitig drängt einem die innere Zerissenheit des Kindes David ans Herz, der ins kalte Wasser der Inquisition geworfen wurde und nicht weiß, wie er sich aus diesem Sumpf befreien soll. Als er endlich Selbstinitiative zeigt, ist es bereits zu spät. Der Film schafft es, als harmloses Spiegelbild der Gesellschaft der 50er Jahre zu beginnen und endet als bedrängende und mitreißende Tragödie, die den Zuschauer nicht ohne feuchte Augen zurücklässt - so intensiv spielt Gregory M. Wilson mit den Emotionen.
Für Menschen mit harten Nerven ist der Film empfehlenswert (aber bitte nicht vorm Bettgehen), alle anderen sollten die Finger davon lassen.
9 von 10 Punkten