Reihe: Isaac Asimovs Science Fiction Folge 53 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Gottesbeweis Nummer sechzehn - Holger Eckhardt
Das elfte Halali - Holger Eckhardt
Sag Wauwau! (Orig.: say woof / Üb.: Ursula Pesch) - Leslie What
Die zweite Chance (Orig.: second chance / Üb.: Irene Bonhorst) - Mary Rosenblum
Strahlentore (Orig.: Radiant doors / Üb.: Yoma Cap) - Michael Swanwick
Die Science Fiction verbirgt unter ihrem Mantel sehr viele verschiedene Strömungen. Neben der technikorientierten Zukunftserzählung gibt es auch die, die sich mit der Suche nach religiösen Erklärungen auseinandersetzt oder sich auf den Nenner "Wildwest im Weltraum" reduzieren lässt. Die Kriminalaspekte sind ebenso vertreten wie romantische Science Fiction oder wirkliche Zukunftswelten. In letzterer wird versucht ein neues Menschen- und Gesellschaftsbild aufzubauen. Unter der Fragestellung "Was wäre wenn,...." lässt sich dabei sehr weit in eine nicht vorhandene Zukunft spekulieren. Und niemand kann sagen, ob sich die Zukunft tatsächlich so entwickelt. In der 53sten Folge von Asimovs Science Fiction werden wieder sehr viele verschiedene Strömungen der Zukunftserzählungen vorgestellt. Holger Eckhardt ist der einzige deutsche Autor in diesem Band und gleich mit zwei Kurzgeschichten vertreten. Gottesbeweis Nummer sechzehn will beweisen, dass Gott existiert. Das Universum ist inzwischen besiedelt und auf vielen Planeten haben sich noch mehr Religionen gefunden und durchgesetzt. Auf Grund der Bibel konnte Holger Eckhardt sich mit den verschidenen Religionsmodellen auseinandersetzen und diverse Gesellschaftsschichten nennen. In seiner Kurzgeschichte bleibt das Ende offen, denn der Leser wird einfach gezwungen, noch einmal in die Bibel zu schauen. Ausgerechnet ein Atheist weist auf die entsprechende Bibelstelle hin. Holgers zweite Kurzgeschichte hat einen ebenso überraschenden Schluss. Es geht um eine Person, die in einen ganz bestimmten Jägerclub aufgenommen werden will. Voraussetzungen sind elf Jagden. Davon sind zehn öffentlich und man kann damit prahlen, soviel man möchte. Nur die elfte Jagd ist etwas sehr besonderes, mit einem noch verblüffenderen Schluss. Mit diesen beiden Kurzgeschichten wird Holger Eckhardt zu einem der interessantesten und lesenswerten Autoren der deutschsprachigen Zukunftserzählern.
Sag Wauwau! geht ebenfalls in die Richtung der gesellschaftskritischen Zukunftserzählung. Der Menschheit sind die Haustiere ausgestorben. Da diese Bedürfnis aber nach liebevollen Wohnungsgenossen immer noch besteht, werden SchauspielerInnen engagiert. In entsprechenden Kostümen übernehmen sie die Rolle von Hunden, Katzen, Vögeln, ja selbst Goldhamstern. Olivia, stellungslose Schauspielerin bewirbt sich auf eine Stelle hin und wird als Hund eingestellt. Ihr Auftrag, bei einer älteren Dame den braven Hund zu spielen. Eine zeitlang geht alles gut, mit der Zeit verinnerlicht sie sich mit ihrer Rolle derart, dass sie ganz Hund wird. Aus dem braven Hund wird gleichzeitig ein böser Hund, wie ihr Frauchen immer öfter bemerkt. Und dann kommt, was kommen muss. Das böse Hundchen verliebt sich, in einen papageispielenden Schauspieler. Eine sehr ungewöhnliche Geschichte von Leslie What. Menschen als Haustiere, die nachher nicht mehr in der Lage sind, aus ihrem angenommenen Verhaltensmuster auszubrechen. Mary Rosenblum siedelt ihre Zukunftserzählung auf dem Mars an. Nachdem der Mond ausgereizt zu sein scheint, gehen die Geschichten immer weiter in den Weltraum hinein. Der nächste möglicherweise bewohnbare Planet, der Mars, wird immer häufiger der Mittelpunkt utopischer Erzählungen. Allerdings ist Die zweite Chance nicht unbedingt auf den Mars angewiesen. Marys Erzählung handelt ebenfalls vom Menschen und einer sozialkritischen Sicht. Ohne den Mars als erzählerischen Hintergrund, könnte diese Geschichte überall erzählt werden, jedem beliebigen Genre zugeordnet werden. Wie der Titel bereits aussagt verdient jeder eine zweite Chance.Michael Swanwick beschäftigt sich in seiner Erzählung um die Strahlentore mit der Zukunft, die gerade auf der Erde gemacht wird. Roboter haben diese übernommen und die Menschen flüchten in die Vergangenheit. Dort ist man verzweifelt versucht, alle Menschen unterzubringen. Dann kommen ein paar Roboter aus der Zukunft, um in der Vergangenheit die Weichen noch mehr in ihre Richtung zu ändern. Michael Swanwick und Holger Eckhardt haben mit den Robotern der Zukunft den gleichen Ansatz, gehen in den Erzählungen jedoch verschiedene Wege. Die überlegungen der beiden Autoren besagen, der Mensch wird in der Zukunft gar nicht mehr benötigt. Die Maschinen reichen aus, um sich selbst zu versorgen. Also benutzen die Menschen die Maschinen und nicht mehr umgekehrt.