Titel: Irre Seelen Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Jack Reed ist unzufrieden mit seinem Leben. Seine Beziehung ist dabei, in die Brüche zu gehen, sein Job als Geschäftsführer einer Werkstattkette füllt ihn ebenfalls nicht aus. Eines Nachts hat er einen Unfall, ist der Meinung ein Kind überfahren zu haben. Allerdings finden sich an der Unfallstelle keine Spuren – bis er das Kind in einiger Entfernung sieht und ihm folgt. Es führt ihn zu einem riesigen Anwesen bei dessen Anblick in Jack der Wunsch aufkommt, daraus einen Country Club zu machen. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: “The Oakes”, so der Name des Anwesens, war früher eine geschlossene Anstalt. Eine Anstalt, die auch heute noch ein dunkles Geheimnis in sich trägt. Die Ereignisse überschlagen sich und schon bald schwebt nicht nur Reed in Lebensgefahr.
Kritik:
Es ist ja nun mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass es mir die Veröffentlichungen des Festa Verlages ziemlich angetan haben. Graham Masterton hingegen war für mich noch ein gänzlich unbeschriebenes Blatt, allerdings waren es wieder einmal die Kritiken (und nicht zuletzt natürlich der Umstand, dass ich das Buch geschenkt bekommen habe), die mich zu diesem Roman haben greifen lassen.
Die Geschichte ist dabei nur auf den ersten Blick der übliche “Irrenanstalts”-Horror, den man aus diversen anderen Veröffentlichungen schon kennt, denn sehr schnell entdeckt man, dass Masterton seine Version dieser Art von Erzählung mit einigen eigenständigen Elementen angereichert hat, welche man so bislang noch nicht so häufig in Horrorromanen angetroffen hat. Er vermischt dabei den klassischen Grusel mit einigen recht deftigen Gewaltspitzen (welche sich aber im direkten Vergleich zu so manch anderem Festa-Schriftsteller immer noch in Grenzen halten) und mengt dieser Melange noch eine Portion Druiden-Mystik bei. Die dadurch entstehende Atmosphäre ist, je nach Handlungsort, irgendwo zwischen düster und actionbetont zu suchen, zu jedem Zeitpunkt aber gelungen und stimmig. Spannend ist “Irre Seelen” dabei von der ersten Seite an, sehr schnell fühlte ich als Leser mich in das Geschehen rund um die Psychiatrie hinein gezogen und konnte es zum starken Finale hin auch nicht mehr abwarten zu erfahren wie es nun ausgehen würde. Also unter’m Strich alles richtig gemacht.
Die Charaktere in Mastertons Geschichte sind dabei gut gezeichnet und es gelingt dem Autoren wunderbar, vor allem die Verzweiflung und damit einhergehend natürlich auch die Motivation seiner Hauptfigur zu transportieren. Dennoch muss ich sagen, dass Reed sich für mich nie zu einem echten Sympathieträger entwickelt hat, was später im Buch jedoch von einem der Nebencharaktere übernommen wurde. Keine der Figuren erschien mir oberflächlich zu sein, alle waren mit einem guten Hintergrund versehen. Allerdings muss ich anmerken, dass ich stellenweise einige Verhaltensweisen der Figuren nicht nachvollziehen konnte. So gibt es in “Irre Seelen” eine angedeutete Romanze, in welcher die beiden Beteiligten von “wir haben gar nichts miteinander” blitzschnell zu “Liebling” und “mein Schatz” wechseln. Ging mir persönlich etwas zu schnell, lässt sich aber noch verschmerzen, da sich diese Problematik lediglich auf diesen einen Nebenzweig der Geschichte konzentrierte.
Stilistisch musste ich mich zunächst etwas an Masterton gewöhnen. Ja, er schreibt gut – das will ich auch sicher nicht in Abrede stellten. Allerdings hat es mich, besonders zu Beginn, schon etwas gestört, dass grundsätzlich alle Figuren mit Vor- und Zunamen genannt werden. Das liest sich mitunter etwas seltsam, aber im Lauf der Story gewöhnt man sich daran. Davon ab kann ich aber auch in dieser Hinsicht nichts bemängeln.
Fazit:
“Irre Seelen” ist ein sehr spannender und gut geschriebener Horrorthriller mit einem gewissen “mystischen” Touch. Die Geschichte zieht den Leser in ihren Bann und lässt ihn auch bis zum Ende nicht mehr los. Masterton bewegt sich in meinen Augen durchaus auf dem Niveau von anderen “Großmeistern” des Genres und ich finde es sehr bedauernswert, dass von seinen vielen Werken bislang nur eine begrenzte Auswahl auf Deutsch verfügbar ist.
Bewertung: 8/10 Punkten