Reihe: Star Wars: The Clone Wars: In geheimer Mission, Band 1 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Das Resümee voran: Ein mittelmäßiger Startschuss für eine Reihe die wegen Ryder Windhams nicht allzu guten Ruf unter keinem guten Stern zu stehen scheint. Pflichtschuldig führt Windham zwar alle Charaktere erst einmal ein und schafft es eine solide Anlehnung an den Plot von Karen Traviss FEINDKONTAKT zu liefern, doch noch kann In geheimer Mission durch keine besonderen Eigenheiten überzeugen. Deshalb fällt auch auf dass Windham trotz ernsthafter Charaktere wie Nuru Kungurama einige selbst für ein Jugendbuch schon zu naiv wirkende Dialoge verwendet hat, die das Werk leicht ins lächerliche ziehen. Leider wird vor allem die größere Haupthandlung im Hintergrund - die düsteren Pläne Count Dookus und Lord Sidious - erst gegen Ende angedeutet und kann ihre Wirkung auf den Spannungsbogen nicht mehr entfalten. Unterm Strich bleibt zwar ein zur Einführung der Charaktere ausreichender Reihenauftakt, der durchaus beweist auch ohne große Allüren einen tauglichen Plot präsentieren zu können. Am Ende scheitert BREAKOUT TEAM dennoch am Mangel an neuartigen Ideen und überzeugenden Argumenten.
~~~ Detailfassung ~~~
Es war absehbar, nachdem Jedi Apprentice, Jedi Quest, Last of the Jedi und Rebel Force gedacht waren Brücken zwischen den Filmen zu schlagen folgt nun die erste ganz auf The Clone Wars ausgerichtete Jugendbuchserie Secret Missions und nimmt ihren Anfang und nimmt ihren Anfang kurz nach der vierten Folge der Season 1 (Die Zerstörung der Malevolence).
Einen Tag nach der Zerstörung General Grievous Flaggschiffs ist der Sternenzerstörer Demolisher aufgebrochen um das Wrack der Malevolence auf Hinweise zu untersuchen ob die Quarren Separatisten am Bau des Kreuzers beteiligt waren. Da es den Jedi zu lange dauert ihre Klonsoldaten bei den Nummern zu nennen, sollen sich die Glänzer unter dem Kommando Captain Locks überdies Spitznamen überlegen, ansonsten verteilt er diese selbst. So wird der scharfsinnige CT-4012 zu Sharp, denn er findet den ausschlaggebenden Hinweis auf Beteiligung der Quarren am Bau der Malevolence und CT-8863 findet sogar etwas völlig unerwartetes, ein Schaltbrett unbekannter Bauart, das weder von Republik noch Separatisten zu stammen scheint, wofür der Technikexperte den Namen Breaker (nach Circuit Breaker) erhält. Der Ausflug des Squads wird jedoch jäh unterbrochen als ein überlebender Kampfdroide sich auf den schweigsamen CT-5177 stürzt.
Alarmiert vom Fund der Klone gelangt die Information über das unidentifizierte Schaltbrett aus dem Bauch der Malevolence bis ins Büro des obersten Kanzlers. Noch ehe die Techs sich allerdings an eine Analyse machen können weiß Jedi Meister Ring-Sol Ambase bereits woher das unbekannte Bauteil stammt und wird beim Kanzler vorstellig. Seine eigene einst neutrale Heimatwelt Kynachi, Sitz von KynachTech Industries, scheint sich entweder den Separatisten angeschlossen zu haben oder einer Invasion erlegen zu sein, genaues lässt sich jedoch noch nicht sagen. Um sich Klarheit zu verschaffen soll Ambase eine verdeckte Operation nach Kynachi anführen und mit einem unbewaffneten Frachter 12 Klone auf den Planeten schleusen. Doch ausgerechnet Ambases Padawan Nuru Kungurama fühlt sich durch Ambases Aufbruch zu einer Mission mit ungewissem Ausgang an den Verlust seines früheren Meisters infolge der Schlacht von Geonosis erinnert. Anstatt auf Coruscant zurückzubleiben und womöglich den Tod seines neuen Meisters in Kauf zu nehmen beschließt Nuru sich auch gegen den Willen Ambases in die Mission einzuklinken, immerhin hat Nuru bereits ein eigenes Lichtschwert konstruiert und ist auf dem besten Weg ein Jedi zu werden...
Was darauf folgt ist eine typische Mission hinter den feindlichen Linien, man fliegt auf, das Schiff wird abgeschossen, die Gruppe getrennt und der Padawan muss sich fortan mit einer handvoll Klonen allein durchschlagen. Karen Traviss FEINDKONTAKT lässt schön grüßen und selbst einige Missionen der späteren Rebellen verliefen nicht anders, denn das Imperium war ja überall oder wird es vielmehr sein. DAS BREAKOUT TEAM geht jedoch eigene Wege, denn Nuru findet sich auf Kynachi nicht mit abgebrühten Klonkommandos oder Veteranen wie Captain Lock wieder, sondern Glänzern die wie er trotz ihrer intensiven Ausbildung noch einen weiten Weg vor sich haben.
Worin sich Ryder Windhams In geheimer Mission jedoch gleich einmal von der The Clone Wars Serie und auch den Comics unterscheidet, Held und Hoffnungsträger ist und bleibt der Chiss Jedi Padawan Nuru Kungurama und lässt sich dabei von keiner verkappten Vaterfigur die Show stehlen. Weder Nuru noch die Klone des im Entstehen begriffenen Breakout Teams brauchen einen Vormund und so muss auch der einem knallharten US Drillsergeant nachempfundene Geonosis-Veteran Captain Lock nach einer gewissen Zeit weichen, denn Windham konzentriert seine Geschichte auf "Nuru and the Boys" und sieht man von ihrem beschleunigten körperlichen Alterungsprozess ab sind die Klone sogar ein paar Jährchen jünger als ihr Commander. Das Konzept dass die Klone trotz allem irgendwie Kinder ist, hat Karen Traviss in ihren Republic Commando Romanen bereits wortreich beschworen und obwohl Traviss sich wohl aus Frust über die Kontinuitätsänderungen und -brüche The Clone Wars aus dem Star Wars Franchise zurückgezogen hat, knüpft auch Ryder Windham an ihr Konzept an und unterscheidet die Glänzer von den Veteranen, die schon auf Geonosis für die Republik durchs Feuer gegangen sind. Im Gegensatz zu Jedi Quest oder Jedi Padawan weiß man übrigens nicht wie alt Nuru in Wirklichkeit ist, man kann nur von den Enthüllungen in Secret Missions 2 ausgehen dass er wohl zwischen 11 und 14 Jahren alt ist, was auch dem Alter entspricht in dem Jedi ihr erstes eigenes Lichtschwert konstruieren (so wie eben Obi-Wan Kenobi oder Anakin Skywalker vor ihm).
- Zum Plot -
Überraschend gut kommt die erste Mission des Breakout Teams auch ohne Superwaffen oder die Sicherheit der Galaxis bedrohende Gefahren aus. Die Mission zu der Meister Ambase und die 12 Klone samt ihres blinden Passagiers aufbrechen ist weit davon entfernt kriegsentscheidend zu sein und das ist eine erfrischende Abwechslung. Dennoch weiß man dass gerade solche Routineaufträge gerne mit dem Ableben von Jedi Meistern einhergehen. So ergibt sich selbst ohne übermäßigen Pathos eine dramatische Geschichte, in der ein durch den Krieg meisterlos gewordener Padawan bereit ist alles zu opfern, um dieses Schicksal nicht noch einmal zu erleiden. Dass sich hinter dieser ersten Mission Nurus und seines Teams jedoch noch eine größere Rahmenhandlung verbirgt wird erst am Ende sichtbar, denn der Absturz ihres Schiffs war kein Zufall und auch Cad Banes Beteiligung dient einem höheren Ziel.
- Zu den Charakteren -
Als erster Band der Romanreihe müht sich BREAKOUT TEAM noch damit ab all jene Charaktere einzuführen, die auch im weiteren Verlauf eine Rolle spielen werden. Dass dabei manches noch ungesagt bleibt ist selbstverständlich und auch die Hintergründe wie gerade ein Chiss seinen Weg in den Jedi Orden finden konnte werden erst in In geheimer Mission 2 gelüftet. Auch über Schmugglerin Lalo Gunn und die Klone erfährt man vorerst nur die notwendigen Basics, etwa wie letztere zu ihren Namen kamen und durch welche Charaktereigenschaften sie sich diese besonders verdient haben.
Trotz der Abstriche die gemacht werden mussten um die Charaktere einzuführen und dennoch eine funktionierende Handlung zu schaffen sind gerade die Schurken etwas ins Hintertreffen geraten. Während Count Dookus und Darth Sidious Pläne undurchschaubar wie immer bleiben, auch wenn sich bereits herauslesen lässt dass sie größeres mit Nuru und Meister Ambase vorhaben, ist Cad Bane noch der der am ehesten die Rolle des Bösewichts wahrnimmt, vorwiegend aber selbst verdeckt unterwegs ist. Der Statthalter vor Ort, Aufseher Umbrag wiederum bleibt farblos wie die ihm unterstellten Kampfdroiden.
- Wo steht In geheimer Mission im Vergleich zu anderen Jugendbuchreihen?
Wer zumindest einige der in den letzten Jahren erschienenen Star Wars Jugendbücher kennt (wenn nicht sogar alle) für den bietet es sich natürlich an Vergleiche zu Gekanntem anzustellen. Doch allzu leicht macht es einem Ryder Windham dabei nicht, denn ein Padawan allein unterwegs, mit einer Gruppe "Gleichaltriger" das gab es nur einmal und zwar in der Melida/Daan-Duologie der Jedi Padawan-Reihe und der Vergleich hinkt. Eher ließe sich Nuru Kunguramas Metamorphose vom Padawan der seinen Meister nicht erneut verlieren zum selbstbewussten Jedi-Ritter wohl noch mit dem Schicksal des gescheiterten Ferus Olins vergleichen, der nach dem Aufstieg des Imperiums erst wieder zum Jedi werden und sich seiner Verantwortung stellen musste. Ähnlich wie Nuru nimmt auch Ferus diese Notwendigkeit des Wandels ohne größeres Zögern an, was beider Heldenhaftigkeit untermauern soll, sie zögern nicht und sind bereit Verantwortung anzunehmen. Verantwortungsbewusstsein ist auch das Stichwort in Hinsicht auf die Charakterisierung Nurus, dem einerseits von allen Seiten größere Freiheiten zugestanden werden als etwa Ahsoka, der zugleich aber auch ernster genommen wird. Da Nuru zudem der für gewöhnlich distanziert und abweisend auftretenden Spezies der Chiss angehört mag seine ernsthaftere Persönlichkeit durchaus erklären, was mich wiederum an den jugendlichen Ferus Olin erinnert.
Im Gegensatz zu früheren Reihen wie Jedi Padawan und Jedi Quest setzt In geheimer Mission im übrigen deutlich stärker auf eine Rahmenhandlung, auch wenn diese erst am Ende des Bandes stärker zu Tage tritt. Ein Trend in diese Richtung war bereits in Der letzte Jedi feststellbar, das ja auch eine größere zusammenhängende Handlung beinhaltete, wie auch in Rebel Force eine fortwährende Bedrohung im Hintergrund bestand. Diese Verbindung der einzelnen Bände zu einem größeren Ganzen mag zwar kommerzielle Hintergründe haben (Standalone-Bände ließen sich ja auslassen) trägt aber viel dazu bei dass sich Autor Ryder Windham entspannter der Entwicklung dieser Rahmenhandlung widmen kann und sie nicht in 2-3 Bände pressen und dort auch zum definitiven Abschluss bringen muss. Indem man als Protagonisten zudem Charaktere fernab der Leinwand oder Fernsehschirme gewählt hat kann In geheimer Mission auch Risiken eingehen und Möglichkeiten erforschen, die man mit dem üblichen The Clone Wars-Cast nicht wagen dürfte. Schon BREAKOUT TEAM hat hier das Potential vorgeführt, dass es auch abseits der Abenteuer Anakins, Ahsokas und Obi-Wans eine Galaxis zu erforschen gibt, die nicht weniger reich an Spannung und Dramatik ist, wenngleich von Nuru und seinen Klonkameraden nicht das Schicksal der Galaxis abhängt.
Worin sich Ryder Windham allerdings von seinen Kolleginnen und Kollegen unterscheidet ist dass er mit seinen mittlerweile drei Biografien Obi-Wan Kenobis, Luke und Anakin Skywalkers vor allem Werke vorgelegt hat die nur Sammlern zu empfehlen waren. Dennoch hat Windham mit den Adventures in Hyperpspace und In geheimer Mission den Zuschlag für gleich zwei aktuelle Jugendbuchreihen erhalten, womit er ähnlich Sean Williams nach TFU I & II mit EINE UNHEILVOLLE ALLIANZ seinen Ruf wiederherstellen könnte. Stilistisch zeichnet sich Windham schon einmal dadurch aus dass er seine Romane nach einem einfachen Schema konstruiert hat, so wird die Rahmenhandlung vor allem am Beginn und Ende vorangetrieben, während dazwischen Raum für die Action im Sinne von Aktion und aktueller Handlung bleibt. Selbstzweifel und Überlegungen ob es nicht noch ein Leben außerhalb der Großen Armee und des Jedi Ordens gibt, wie sie selbst der gestandene Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi in Jedi Padawan erlebt hat, sucht man in In geheimer Mission (zumindest vorerst) vergeblich. Windhams Geschichte ist vor allem handlungsgesteuert.
- Kritik -
Bemängeln lassen sich zunächst einmal die gelegentlich arg naiv angehauchten Dialoge, die ganz im Gegensatz zur Ernsthaftigkeit von Charakteren wie Nuru Kungurama ungewollt ironisch wirken und gewisse Protagonisten wie Kanzler Palpatine als obersten Kriegsherrn der Republik entgegen ihrer Darstellung in der Serie dilettantisch und unprofessionell wirken lassen. Das hätte es wirklich nicht gebraucht. Dass sich der Kanzler nun scheinbar selbst für einzelne Klonsquads zu interessieren scheint, die nichts weiter vollbracht haben als Platinen aus einem Wrack zu bergen und diese dann auch noch mit einer bedeutenden Mission "belohnt" muss man genauso hinnehmen wie die Abwesenheit von sonst allgegenwärtigen Techs oder wenigstens Klonspezialisten. Stattdessen reist General Ambases Team mit einem einzigen Klon nach Kynachi für den Technik nur ein Hobby ist. Das Material zur Ära zwischen Episode I und II mag zwar karg sein, dennoch ließ etwa der Roman PLANET DER VERRÄTER sehr deutlich vernehmen dass die Handelsföderation nach der Blockade Naboos zur Abrüstung gezwungen wurde und es daher kaum vorstellbar scheint dass man da eine ganze Flotte über einen Planeten vergessen haben könnte, immerhin würde deren Unterhalt ja auch etwas kosten und wie man aus CLOAK OF DECEPTION noch weiß waren die Schiffe der Handelsföderation eben doch nur umgebaute Frachter, die eigentlich für den Warentransport eingesetzt werden sollten. Wenn dann auch noch ein Aufseher der TechnoUnion als Statthalter und Kommandeur über eine Domäne der neimodianischen Handelsföderation regiert darf man sich schon zu Recht fragen ob Ryder Windham es da mit der Kontinuität und den Quellen nicht so genau genommen hat, denn vor Geonosis hatten Handelsföderation und TechnoUnion längst kein so enges Verhältnis wie später unter dem gemeinsamen Dach der konföderierten Streitkräfte. Und welch Überraschung, der Provinzgouverneur eines Planeten den man scheinbar 10 Jahre lang einfach vergessen hat darf sich wieder einmal rühmen Count Dookus Privatnummer in seinem Kurzwahlspeicher zu haben, im übertragenen Sinne. Man fragt sich also einmal ist die Galaxis wirklich so klein oder muss man unbedingt jede Geschichte der "kleinen Leute" bzw. Helden aus der zweiten oder dritten Reihe durch die sehr plumpe Einbeziehung galaktischer A-Prominenz aufwerten? Dass es auch anders geht haben Karen Traviss, Michael Reaves und Steve Perry mit ihren Klonkriegsromanen in einer scheinbar längst vergessenen Zeit aber eindrucksvoll bewiesen. Zwar spielen Skywalker und Kenobi samt ihrer Klon-Entourage in Secret Missions keine Rolle, doch die allmächtigen Strippenzieher scheinen trotz eines galaktischen Krieges genug Zeit zu besitzen selbst unbedeutenden Klonsquads und einzelnen Jedi Padawanen hinterherzuspionieren.
Man möge mir die Bitterkeit und vor Spott triefende Entrüstung verzeihen, doch wenn The Clone Wars schon die teils durchaus höherwertigen Klonkriegsromane und Comics aus den Jahren 2002-2006 ersetzen soll dann sollten sich die Verantwortlichen doch schon deutlich mehr Mühe geben. Schön und gut wenn man die Fans damit abzuspeisen versucht dass Secret Missions eben ein Jugendbuch ist und man sich daher nicht zuviel erwarten sollte, doch nur weil ein Roman ein "Jugendbuch" ist sollte das noch lange nicht als unhinterfragte Rechtfertigung für mangelnde Qualität bei der Umsetzung an sich ja interessanter Ideen missbraucht werden, schließlich zeugt der Erfolg nicht weniger "Jugendbücher" ja davon dass eine für ein vordergründig jugendliches Publikum gedachte Geschichte auch derart ansprechend erzählt werden kann, dass sich auch weit größere Leserkreise ansprechen ließen. Das sei wenigstens einmal gesagt, auch wenn im Falle der Star Wars Jugendromane die Dinge bekanntlich anders liegen, denn hier hat man nicht nur das Problem dass die Autoren schon wegen des Etiketts "Jugendbuch" bei Niveau und Qualität die Latte tiefer legen, sondern als Tie-in Autoren diverser Bücher zum Film/Game/Spiel/zur Serie anspruchslose Schnellschüsse für ein ohnehin schwer einzuschätzendes Publikum und miese Entlohnung gewöhnt sind.
Fazit:
Ein etwas holpriger Auftakt, der durchaus ein gewisses Potential verspricht, sich zunächst aber einmal mit der Einführung der Protagonisten und Andeutungen auf die größere Verschwörung im Hintergrund abmühen muss.