Titel: Infiziert Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Scheinbar willkürlich und ohne Zusammenhang ereignen sich in Amerika Tragödien: Unbescholtene Bürger werden zu Psychopathen und richten ihre Familie und dann sich selbst. Die Epidemologin Margaret Montoya wird von einer geheimen Regierungsorganisation beauftragt, dem nachzugehen, denn die Leichen der Toten zerfielen innerhalb von 48 Stunden zu Staub. Man vermutet eine biologische Waffe, weiß aber weder, wer dafür verantwortlich ist, noch wie sie genau funktioniert. Um eine Panik zu vermeiden - die relativ wenigen Fälle lassen noch keine Epidemie vermuten - ,wird das Ganze mit strikter Geheimhaltung behandelt. Der CIA-Agent Dew Phillips erhält den Auftrag, zusammen mit der Biologin einen Infizierten zu finden, damit man herausfinden kann, womit man es zu tun hat.
Ein Infizierter ist der Ex-Football-Spieler Perry Dawsey, ein Mensch mit einer Neigung zur Gewalt, der von seinem Vater permanent geschlagen wurde, weil dieser der Meinung war, nur so aus seinem Jungen einen Menschen mit Durchsetzungsvermögen zu machen. Zwar machte diese Behandlung aus Perry einen Menschen, der nur schwer in der zivilisierten Welt leben kann, aber gerade diese Eigenschaften ermöglichten es ihm, gegen die Invasoren in seinem Körper zu kämpfen. Die Organismen, die sich in ihm festsetzen und damit beginnen eigene Strukturen zu bilden, stoßen auf Widerstand. Perry schreckt nicht davor zurück, sich selbst schwer zu verletzen, um einen der Invasoren zu bekämpfen. Der Mann kämpft einen einsamen Kampf gegen nahezu unüberwindbare Feinde, doch er ist bereit, so weit zu gehen, wie er nur muss.
Der Roman fokussiert sehr stark auf Perry Dawseys Kampf gegen seine Invasoren und den "Krieg", den er gegen sie führt. Dabei schreibt Autor Scott Sigler über Dinge, die nichts für schwach besaitete Leser sind, denn da geht es wirklich zur Sache. Ich sage nur: Nach Beendigung des Buchs wird man eine Geflügelschere mit ganz anderen Augen betrachten. Der Fokus auf Perry ist allerdings der Schwachpunkt des Romans. Die zweite Handlungsebene um Margaret Montoya und Dew Philips kommt zu kurz, obwohl diese Ebene viel Potential für interessante Szenen geboten hätte. Hierüber hätte man gerne mehr gelesen.
Vom Stil her schreibt der Autor aber bei weiten nicht so knallhart, wie sich das Ganze hier anhört. Scott Sigler erzählt sehr gefällig und stets mit viel Ironie. Die Szenen um Perry Dawsey sind von einem makaberen Humor geprägt, vor allem dann, wenn der Protagonist Dialoge mit seinen Eindringlingen hält, die nach einer gewissen Zeit ein Kollektivbewusstsein entwickeln. Dies macht klar, dass es sich hier um ein Buch handelt, das nicht jedem gefallen wird. Man muss schon einen Sinn für schwarzen Humor haben, um an dieser Erzählung Gefallen zu finden. Dann jedoch wird man gut unterhalten.
Die Idee, die dem Buch zugrunde liegt, ist allerdings nicht neu. Schon Mitte der 80er Jahre hatte der Autor Greg Bear ein ähnliches Szenario beschrieben. In dem Roman Blutmusik wird erzählt, wie sich ein Forscher Naniten spritzt, die dann beginnen, seinen Körper zu verändern. Der Titel erklärte sich aus der Stimme, mit der die kollektiven intelligenten Zentren im Körper des Wissenschaftler sprechen. Natürlich ist das Buch anders ausgeprägt, aber es gibt viele Parallelen.
Bezüglich des Covers muss man den Heyne Verlag wirklich loben, denn dieses ist sehr gelungen. Dies meinte auch der Autor selbst, der das Cover auf in seinem Blog veröffentlicht hatte. Einige der Leser dort haben sich das Buch nur wegen des Covers gekauft. Allerdings weiß man erst am Ende des Romans, wie treffend dies Titelbild wirklich ist.
Fazit: ein durchaus interessanter Roman, der allerdings nur was für Hartgesottene ist. 6 von 10 Punkten