Titel: Inferno Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Cassie und Lissa Heydon sind Zwillingsschwestern mit einem Hang zu Gothic. Dementsprechend gehen sie abends in Washington D.C. in die angesagten Clubs aus. Beide Mädels sind, wie bei Zwillingen üblich, gleich alt, und zwar achtzehn Jahre. Beide sind, man glaubt es kaum, Jungfrau. Obwohl Lissa einen Freund hat, war sie auch mit ihm nicht intim. Beide Mädels gehen mal wieder aus und in einen Club. Weil aber der Eintritt erst ab 21 Jahre ist und vor dem Club eine lange Schlange steht, bläst Lissa dem Türsteher einen. Daher dürfen sie durch die Hintertür rein. Und zu beider Glück hat Lissas Freund Ragu an der Theke Dienst. Nach einem kleinen Disput zwischen Cassie und Ragu, der Cassie ebenfalls gern vögeln würde, erschießt Lissa erst ihn und dann sich.
Zwei Jahre später zieht Cassie mit ihrem Vater aufs Land in das Haus eines hingerichteten Satanisten. Und hier beginnt das eigentliche Abenteuer. Das Haus des Satanisten ist ein Tor zur Hölle. Daher ist es Cassie auch möglich, die lebenden Toten zu sehen, die sich im Haus eingerichtet haben. Mit diesen drei Höllenbewohnern macht sich Cassie auf die Suche nach ihrer Schwester Lissa. Cassie hat ihr gegenüber seit dem Mord/Selbstmord Schuldgefühle und würde ihr gerne sagen, dass ihr das alles Leid tut.
Doch es kommt alles anders als gedacht. Es stellt sich heraus, dass Cassie als jungfräuliche Zwillingsschwester einer jungfräulichen Höllenbewohnerin als Heilige in der Hölle gilt.
Cassie wird in die Auseinandersetzung in der Hölle hineingezogen. Eine Hölle, die einer Stadt wie Ney York ähnelt, nur etwa 800 Millionen Quadratkilometer groß. Und so verslumt wie Kairos Müllhaldenvorstädte. Die Wesen, die dort herumlaufen, sind alle irgendwie geschädigt. Die Seelen haben das Problem, selbst wenn sie bereuen, nie mehr aus der Hölle heraus zu kommen, etwa wie Ezoriel.
Der Roman ist von den Altersangaben durchaus mit erwachsenen Personen bestückt, doch die Schreibweise ist so, als ob ich 14- bis 16-jährige Teenager ansprechen will. Mit wenigen Ausnahmen, als der Vater von Cassie zu Tode gevögelt wird, die Beschreibungen der Höllenbewohner und ähnliches mehr. Oder etwa, als Cassie eine Leiche ausgräbt. Das ist aber alles verzeihbar. Denn Edward Lee schreibt sehr gut. Es hat Spaß gemacht, mal eben drei Stunden mit diesem Buch zu verbringen. Ein besonderes Augenmerk hatte ich immer auf die Beschreibung der Hölle, die nur noch dem Moloch Großstadt huldigt. Lees Beschreibungen sind sehr gut gelungen, weil immer wieder neue Figuren auftauchen, die nicht dem üblichen Vampir-, Werwolf-, Ghulschema entspringen. Ein Roman, der Abenteuer und Humor miteinander verbindet. Wo gibt es schon Wesen, die ihren Kopf auf einer Stange spazieren tragen und mit dir reden? Wo gibt es schon Wesen, die Kanister an den Gürteln tragen, die durch Schläuche mit dem Kopf verbunden sind, und so als lebende Flammenwerfer tätig werden? Nur bei Edward Lee. Der Folgeband Inferno - Höllensturz ist bereits angekündigt.