Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Im Juli 1588 stirbt Königin Elisabeth I. von England unter den Pistolenschüssen eines fanatischen Papisten. Dies verändert den Verlauf der Geschichte: Die spanische Armada gewinnt und die Kirche kann ihren Einfluss sogar noch ausbauen. Das England des 20. Jahrhunderts ist geprägt von einer frühen, kontrollierten Industrialisierung und der Inquisition, die in England ungebremst wütet. Doch Veränderung liegt in der Luft. Die von Dampfloks gezogenen Straßenzüge und Signalmasten verbreiten Informationen schneller als bisher mit Pferd und Postkutsche und der Unmut in England droht zu eskalieren.
Der Episodenroman Pavane ist eine Neuausgabe des Buch Die folgenschwere Ermordung ihrer Majestät Elisabeth I., erweitert um die Geschichte "Das weiße Boot". Mit nun sieben Erzählungen beschreibt Autor Keith Roberts meisterhaft ein alternatives England und schuf so einen der eindringlichsten Parallelweltromane und mit seiner Beschreibung seiner vorindustriellen Welt mit viktorianischer Prägung einen der ersten Steampunk-Romane.
Neben seinen sehr stimmungsvollen Erzählungen besticht der Roman vor allem durch eines: die Verzahnung der einzelnen Geschichten untereinander, die immer wieder die Ereignisse der vorangegangenen Geschichten aufgreifen, diese ergänzen und weiterführen. Dass dies sehr wohl vom Autor gewollt und so geplant war, wird durch die ungewöhnliche Wahl des Titels klar: Pavane ist ein Gesellschaftstanz, der vor allem zur Zeit Elisabeths I. sehr populär war und während dem die Tänzer auseinandergehen und wieder zusammenkommen. Und so ist es nur konsequent, dass der Autor sein letztes Kapitel Coda genannt hat.
Doch diese Spielerei belastet den Roman keineswegs. Mit seinen Geschichten umfasst der Autor einen Zeitraum von ca. 50 Jahren und beschreibt so den allmählichen Wandel in England. Der Fuhrunternehmer der ersten Geschichte ist in der vierten Geschichte einer der einflussreichsten Geschäftsleute Englands und seine Adoptivtochter spielt wiederum zum Ende der Sammlung hin eine wichtige Rolle. So schließt sich der Kreis.
Pavane ist ein außergewöhnlicher, stimmungsvoller Roman, an dem es überhaupt nichts zu kritisieren gibt. Deswegen: 10 von 10 Punkten.
Themenbereich "Parallelwelten"
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