Originaltitel: Dracula Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
John Badhams Version von DRACULA ist eine der unterschätztesten Verfilmungen des Stoffes. Wie alle Verfilmungen (außer der von Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1997) basiert auch sie auf dem Theaterstück von Hamilton Deane und John L. Balderston, das sehr stilbestimmend für das Bild des Vampirs war. Überraschenderweise weist diese Verfilmung einige Parallelen zu ersten "offiziellen" Verfilmung mit Bela Lugosi auf. Ähnlich wie Lugosi spielte Frank Langella den Vampirfürsten für einige Zeit auf dem Broadway, bevor man an ihn herantrat die Rolle auch in einem Kinofilm zu spielen. Er legt seinen Dracula als düster romantische Figur aus, die sich ihrem Sexappeal und ihrer Macht sehr bewusst ist. Er nutzt beides, um seine Opfer an sich binden, wobei er den erotischen Aspekt des Stoffes mehr aufweist als seine Vorgänger. Langellas Darstellung unterscheidet sich sehr von der eines Bela Lugosi oder Christopher Lee, was dem Charakter einige völlig neue Aspekte einbringt, die man eigentlich nicht erwartet hatte. So verzichtet er beispielsweise völlig auf die berühmten Fänge, die man aus den den Hammer-Produktionen kennt. Aber nicht nur Langella bietet eine sehr gute Arbeit, auch der Regisseur John Badham liefert einen Augenschmaus, der nicht nur durch seine Starbesetzung lebt, sondern auch durch ein eindrucksvolles Produktionsdesign. Der düster-romantischen Gesamteindruck wird durch einen grandiosen Soundtrack von John Williams unterstützt. Abseits von STAR WARS bietet er hier eine Musik, die durch ein starkes, sehr einprägsames Leitmotiv bestimmt wird, die den Hauptcharakter noch eindringlicher macht. Ein wirklich sehenswerter Film.
John Badhams DRACULA wurde 1998 bereits schon auf DVD veröffentlicht. Da diese Version schon einige Zeit vergriffen ist, legten die Universal Studios ihn im Oktober 2004 neu auf. Die Neuveröffentlichung besitzt nicht nur einen anmorphen Transfer, sondern auch eine rund 40minütige Dokumentation über den Film.
Das Bild macht für einen Film aus den 70er Jahren einen guten Eindruck. Die Schärfe bewegt sich auf einem befriedigendem Niveau, doch wirken einige Einzelheiten etwas verwaschen, was vor allem bei Großaufnahmen auffällt. Ebenfalls zu gefallen weiß auch der Kontrast, der klar akzentuiert ist. Außerdem sind keine kleinere Beschädigungen am Master festzustellen.
Auffallend ist die eigenwillige Farbgebung des Films. Wenn man ihn früher im Fernsehen oder auf Video gesehen hat, dann kommt es einem so vor, als hätte die DVD einen Schaden, was allerdings nicht der Fall ist. Die blasse, erdige Farbgebung ist volle Absicht und ein dramaturgisches Mittel des Regisseurs. Was heute im Zeitalter von MATRIX, GLADIATOR oder HERR DER RINGE in Mode gekommen ist, war Ende der siebziger Jahre noch sehr ungewöhnlich und verpönt. Einen neuen Film wie einen alten Aussehen zu lassen, einfach unmöglich. Badham wollte DRACULA ursprünglich in Schwarzweiß drehen, was aber die Produzenten zu verhindern wussten. Der Regisseurs konnte seine Vorstellungen erst zur Veröffentlichung auf Laserdisc durchsetzen. Seitdem wurde sein Stilmittel beibehalten. Das Resultat kann sich sehen lassen, denn die Atmosphäre des Films wird noch einige Nuancen dunkler.
Die Dokumentation Revamping Dracula bildet das Herzstück der raren Extras auf dieser DVD. In Interviews schildern John Badham, Frank Langella, Produzent Walter Mirisch und Komponist John Williams ihre Eindrücke über die Entstehung des Films. Alle haben einige sehr interessante Sachen zu erzählen. Sehr begrüßenswert ist es, dass Frank Langella sich mit seiner Meinung nicht zurückhält. Nicht, dass er den Film nicht mag, aber er setzt auseinander, warum er das Cape nach den Dreharbeiten endgültig an den Nagel hing und welche der Szenen ihm nicht zusagten. Ebenfalls interessant ist der Audiokommentar von John Badham, der zwar stellenweise etwas trocken ist, aber nur so von Informationen und Anekdoten strotzt. Eine Fotogalerie, die in verschiedene Sektionen gesplittet ist, bildet den Abschluss der Special Features.
Insgesamt gesehen bietet die RC1-DVD von DRACULA solide Unterhaltung, die einen großen Reiz hat. Zwar hat man etwas mit den Extras gegeizt, aber der Film selbst ist auch über 25 Jahre nach seiner Veröffentlichung im Kino mehr als nur einen Blick wert und bietet eine interessante Variante eines altbekannten Stoffes.
Weitere Rezensionen zu Büchern, Soundtracks und DVDs findet man unter www.acrusonline.de.