Serie/Zyklus: Heyne Meisterwerke der Science Fiction & Heyne Bibliothek der SF-Literatur #49 |
Lobgesang auf Leibowitz gehört zu den wichtigsten Romanen über des Menschen Hang zur Selbstzerstörung. Der Autor Walter M. Miller jr. (1923-1996) war im 2. Weltkrieg Pilot der US-amerikanischen Luftwaffe und in Italien an den Kämpfen um die Benediktinerabtei am Monte Cassino beteiligt, traumatische Erlebnisse für ihn
Sein Roman Lobgesang auf Leibowitz erschien 1959 in den USA und greift (vordergründig) die Gefahr des Atomkriegs auf, ein damals aktuelles Thema. Vielmehr geht es um die nicht genutzten Chancen, dem verhängnisvollen Kreislauf des Tötens zu entkommen. Miller fängt mit dem Erzählen mehrere Jahrhunderte nach der weltweiten Katastrophe an und umreißt in den Abschnitten "Fiat Homo", "Fiat Lux" und "Fiat Volunta Tua" die Epochen des neuen Mittelalters, der Erneuerung und der Moderne, bis in das vierte Jahrtausend. Im Zentrum der Erzählungen steht der Albertinische Orden vom seligen Leibowitz, einem katholischen Mönchsorden in Nordamerika. Die Mönche sammeln alles Wissen, das nach den dunklen Jahrhunderten mit seinen Verfolgungen, wieder den Menschen zugänglich gemacht werden soll. Das Verständnis um die zugrunde liegenden Prinzipien der alten Zeit, dem "Erleuchteten Zeitalter", ist ihnen jedoch abhanden gekommen.
"In Fiat Homo" entdeckt der Novize Francis von Utah einen alten Atombunker mit den Papieren des Waffenforschers Leibowitz [sic!], der für den Untergang mitverantwortlich war. Für die Mönche ein unermesslicher Schatz, nichts von der Gefährlichkeit ihres Fundes ahnend.
Im zweiten Teil "Fiat Lux" trifft der Akademiker Thon Taddeo auf Abt Dom Paulo und einen Klosterbruder, der eine elektrische Bogenlampe konstruiert hat Der Wissenschaftler möchte die im Kloster aufbewahrten Aufzeichnungen untersuchen. An vielen Details übt Walter M. Miller jr. Kritik an der Wissenschaftsverwendung, die niemals wertfrei ist. Ebenso zeigt er auf zynische Weise das Verhalten der Protagonisten auf, deren Intentionen oftmals nicht übereinstimmen und sich in widersprüchlichen Taten zeigen.
Abt Zerchi muss in "Fiat Volunta Tua" erleben, wie die Menschen sich als Rasse von Wahnsinnigen enttarnt. Ein Streit zwischen der Atlantischen Konföderation und der Asiatischen Koalition um einen unterirdischen Atomtest führt zu einem Gegenschlag. Während im Kloster die Strahlenopfer behandelt werden, bietet die Grünstern-Organisation die "Flucht" in Form von Euthanasie an.
Eine Erlösung gibt es indes nicht. Die Schrecken sind allgegenwärtig, so dass man ihnen nur mit bitterem Humor entgegenkommen kann. Miller bietet seinen Lesern kein Happy End an. Der erneute Weltuntergang steht kurz vor der Tür und das Überleben der Menschheit hängt von dem Erfolg eines Kolonistenraumschiffs ab. Doch schon träumt man von einer Vielzahl bewohnter Welten, der Mensch bleibt jedoch der alte.
Lobgesang auf Leibowitz ist ein unglaublich vielschichtiges Buch. Er diskutiert die Ansichten und Irrwege, egal von wem sie stammen. Auf der anderen Seite enthält er sich einer eigenen Lösung, was aber auch zu dem Roman nicht passen würde. Auch von der sprachlichen ebenso der teleologischen Seite gibt es für den Leser viel zu entdecken.
Walter M. Miller jr. hat sich 1996, an Depressionen leidend, erschossen. Der unvollendete Roman Ein Hohelied für Leibowitz (Saint Leibowitz and the Wild Horse Woman) wurde von Terry Bisson überarbeitet und 1997 veröffentlicht. Der Roman behandelt einen kurzen Zeitraum aus Lobgesang für Leibowitz: Während der Renaissance-Epoche verbündet sich der Papst Braunpony sich mit den Nomaden gegen den die imperialistische Herrschaft des Texarkana-Reiches.
Bewertung: 9 von 10 Punkten