Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit seinem ersten Roman um die SpecOps Agentin Thursday Next, der vor einiger Zeit unter dem Titel „Der Fall Jane Eyre“ ebenfalls bei dtv erschien, konnte der walisische Autor Jasper Fforde auch hierzulande positiv auf sich aufmerksam machen. Die Romane um seine etwas unfreiwillige Heldin erfreuen sich in Großbritannien steigernde Beliebtheit und dürften im deutschsprachigem Raum ebenso ihre Leserschaft finden.
„In einem anderen Buch“ schließt nahtlos an die Geschehnisse aus Ffordes Erstlingswerk an. Die Rettung der Romanfigur Jane Eyre machte Thursday Next über Nacht zu einer Berühmtheit. Die meisten Leser verziehen ihr sogar den durch ihr Eingreifen veränderten Schluss und ihr Arbeitgeber, der sich ständig Anfeindungen aus allen gesellschaftlichen Schichten und politischen Lagern ausgesetzt sieht, was angesichts einer Vielzahl peinlicher Pannen nur verständlich ist, geht mit Thursday Next auf Promotiontour. Eine Tätigkeit, die sie mehr als schlaucht und die ihr so gar nicht liegt. Aufgrund ihrer Eigenmächtigkeiten im Fall Jane Eyre kann sie sich den Wünschen ihres Arbeitgebers nicht entziehen.
Ruhe findet sie letztlich bei ihrem Ehemann Landen, der ebenfalls im letzten Roman schon eine wichtig Rolle spielte. Als sie ein Angebot der Goliath Coperation auf Zusammenarbeit, das darin besteht jemanden aus einem Buch, welches er als Versteck benutzt, zurückzuholen ablehnt, nichten diese ihren Ehemann Landen und verfügen so über ein perfektes Druckmittel. Die Einschätzung der Goliath Coperation trifft zu, denn Thursday würde alles tun, um ihren Ehemann, an dem fortan nur sie sich erinnern kann, was ihre Situation noch verzweifelter werden läst, seine Existenz wieder zu geben. Wie sie dies ohne die von ihrem Onkel konstruierte Maschine hinbekommen soll, ist ihr noch ein Rätsel.
Ein ebensolches stellen unglaubliche Zufälle dar, die fast zu ihrem Tod führen. So wird sie von einem Scharfschützen erschossen und kann letztlich nur mit Hilfe ihres Vaters, der sich immer noch in den Zeitabläufen vor seinen ehemaligen Kollegen versteckt, diesem Anschlag entkommen. Weitere folgen und jedes Mal gelingt es ihr zu überleben. Wobei immer deutlicher wird, dass jemand gezielt diese Zufälle herbeiführt, um dadurch sie ganz unauffällig zu töten.
Somit kämpft Thursday an zwei Fronten. Zum einen muss sie die Nichtung ihres Ehemannes, von dem sie zudem noch ein Kind erwartet, rückgängig machen und zum anderen muss sie die Existenz der Person enthüllen, die ihr nach dem Leben trachtet.
Eingebettet ist diese Handlung in einem humorvoll in Szene gesetzten Hintergrund, der nicht nur die Eigenarten der Britten überzeichnet. Dabei wirken die Szenen in keiner Weise aufgesetzt oder platt, sondern vielmehr bis ins Detail ausgearbeitet. Gleich zu Beginn des Romans läuft Fforde zur Bestform auf, als er Thursday ein Interview durchlaufen läst, in dem sie eigentlich über die Geschehnisse rund um Jane Eyre berichten sollte, dies aber aufgrund der Anwesenheit des Vorsitzenden des Fanclubs von Jane Eyre, ihrem Chef, dem Vertreter der Goliath Coperation usw. ständig unterbrochen und mit Redeverboten belegt wird. Hier greift Fforde auf seine Erfahrungen beim Film zurück und verarbeitet diese in prächtigen Dialogen.
Mag die Handlung an sich für den belesenen Krimifan nichts besonders darstellen, so ist der Stil und der Handlungshintergrund die Lektüre auch des zweiten auf deutsch erschienen Romans von Jasper Fforde wert. Ein überaus intelligenter Spaß, der wiederum zeigt, was in Büchern letztlich alles stecken kann.
„In einem anderen Buch“ bietet für eine Vielzahl von Lesern eine abwechslungsreiche und auch anspruchsvolle Lektüre.